Gebaute Schrift

Schon seit seiner Fertigstellung im Jahre 1960 ist das Theater am Ring ein prägender Teil der Stadt

Saarlouis. Doch das in die Jahre gekommene Haus bedurfte einer ästhetischen und funktionalen

Überarbeitung. Nicht nur bei den 3 m hohen Buchstaben spielte der Trockenbau dabei seine Vorteile aus.

Obwohl erst 1960 nach Plänen des Düsseldorfer Kino-Architekten Hanns Rüttgers erbaut, hat das Theater am Ring ins Saarlouis schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich sollte es als reines Lichtspielhaus dienen. Doch im Zuge der Genehmigungsplanung reiften bei der Stadtverwaltung Überlegungen, sich an das Projekt anzuhängen und den Gebäudekomplex mit einer Theaternutzung zu kombinieren. Das Bauprogramm wurde daher um ein Bühnenhaus mit entsprechenden technischen Einrichtungen und um einen Orchestergraben ergänzt. Sowohl das Bühnenportal als auch die Kinoleinwand – diese auf einer mobilen Stahlkonstruktion aufgezogen – mussten bei Bedarf verschoben werden können. Nach dem Ende der großen Ära der Lichtspielhäuser blieb die Theaternutzung übrig, und mit ihr ein konisch zugeschnittener, aufsteigender Theatersaal, der als Glanzstück seiner Zeit zu sehen ist.

„Es gibt aufwendige, aufgefächerte Holzverkleidungen, umlaufende Vouten mit indirekter Beleuchtung, exklusive Proszeniumslogen mit alten Messinghandläufen und vieles mehr“, betont der bei der Stadt Saarlouis mit den denkmalgepflegten Bauten betrauten Projektleiter Ralf Hoffmann. Gerade für diesen Teil im Gebäude gilt heute ein strenger Denkmalschutz.

Vereinende Fassade mit organischem Look

Ein wichtiger Auftrag an den Luxemburger Star-­Architekt François Valentiny, der mit seinem Büro Valentinys Büro hvp architects die Ausschreibung gewann, war es, eine äußere Form zu finden, die das Gebäude mit seinen beiden Gebäudeteilen als eine stimmige Einheit erscheinen lässt. Dazu entwickelte er eine Fassade, die an eine aus Ton ausgeschnittene Skulptur erinnert und sich um die beiden Straßenseiten des Gebäudes, am Kaiser-Friedrich-Ring und der Lothringer Straße zieht. Abgerundete, unregelmäßig angeordnete Vertiefungen im Baukörper enthalten die Fenster, ein teilweise weit auskragendes, geschwungenes Flugdach lässt einen geschützten Umgang entstehen. Die Form- und Farbgebung besticht durch einen organischen Look mit einer Sandsteinanmutung – ein etabliertes Markenzeichen von François Valentiny. Auch das Turmgebäude ist in das Fassaden- und Materialkonzept integriert. Hier sind es jedoch vor allem ausdrucksstarke Lisenen sowie der umlaufende, dreidimensional gebaute Schriftzug „Theater am Ring“, der das Bauwerk einzigartig machen. Die Realisierung von Foyer- und Turmfassade, der Außen­decke und der Turmschrift wurde mit Hilfe von wetterfesten, zementgebundenen Trockenbauplatten möglich.

Expressive Struktur für das Turmgebäude

Weithin sichtbar ist besonders das rund 26 m hohe Turmgebäude identitätsstiftend für das neue Theater. Der sechsstöckige Bau wurde vollständig entkernt und die Fassade überarbeitet. „Der Turm hatte eine für die 1950er-Jahre typische Fassade mit einer feingliedrigen Beton-Rippenstruktur“, so Projektleiter Ralf Hoffmann. Diese Struktur wurde formal übernommen, jedoch umgesetzt in vertikale Lisenen, die mit größerer Breite und Tiefe viel expressiver sind. „Alleine dafür waren aufwendige Gerüstbauarbeiten nötig.“ Im Zuge der Arbeiten wurden Gebäudeanker gesetzt und mit Außenträgern verbunden, die dann wiederum mit U-Ankern ausgestattet wurden. Diese Metallkonstruktion konnte später von den Trockenbauern des Unternehmens Burgard aus Homburg mit den zementgebundenen Bauplatten Aquapanel Cement Board Outdoor beplankt werden. Nach dem Verschrauben der Platten mit den passenden Maxi Schrauben des Herstellers wurden die Platten unter Verwendung von eingelegtem Fugenband verspachtelt, danach mit dem zum System gehörenden Klebe- und Armiermörtel weiß mit vollflächiger Gewebeeinlage beschichtet. Anschließend konnte der Putz aufgetragen werden. „Hier war ein Oberputz gewünscht, der an einen Schengener Putz erinnert, aber DIN-konform ist“, erzählt Projektleiter Markus Alt vom Unternehmen Burgard. „Dafür haben wir einen Kratzputz von Knauf grob aufgetragen und dann mit der Filzscheibe abgezupft.“ Das Ergebnis ist eine Oberfläche mit einer rauen, fast organischen Struktur, die genau dem Materialkonzept des Architekten Valentiny entspricht.  

Buchstaben in Trockenbautechnik

Auch für die überdimensionalen Buchstaben der Turmschrift verwendeten die Mitarbeiter vom Unternehmen Burgard die Zementbauplatten. Schon von weitem erkennbar, lässt der 3,50 m hohe und 50 cm tiefe Schriftzug „Theater am Ring“ keine Verwechslung des Gebäudes zu. Eingefasst von einem kubischen Rahmen mit abgerundeten Kanten, bildet die Schrift einen stimmigen Abschluss des Bauwerks, oder wie Ralf Hoffmann es nennt „eine formale Heilung des Turms, der nun wie ein Würfel erscheint“.

Die Wahl des Materials für die großen Buchstaben erfolgte alles andere als zufällig. „Diesen freispannenden Schriftzug hätten wir aufgrund der zu großen Lasten niemals mit Beton realisieren können“, erzählt Projektleiter Hoffmann. Eine Trockenbaulösung erschien also opportun. „Da der Brandschutz uns eine Holzunterkonstruktion verbot, sind wir bei Metall gelandet“. So entstand ein diffiziles Grundgerüst aus Metallprofilen, das aufgrund der hohen Windlasten geschweißt werden musste. Anschließend konnte dann mit „Aquapanel Cement Board Outdoor“ beplankt werden. Hierbei kam den Mitarbeitern der Firma Burgard zum einen die einfache Handhabung der Platten zu Gute, die in diesem Fall vorkonfektioniert waren, sich aber auch einfach durch Ritzen und Brechen in die richtigen Dimensionen bringen oder mit einer Stichsäge mit Hartmetallsägeblatt sägen lassen. Vor allem aber profitierten sie von der Biegsamkeit des Materials, mit dem sich auch Radien von bis zu 1 m ausführen lassen. So konnten auch die engeren Kurven der Buchstaben einfach gestaltet werden. Auch hier folgte der Montage das Verfugen mit Fugenspachtel – grau und Fugenband. „Besonders wichtig war hier, dass auch die Buchstaben keine strengen Kanten, sondern auch eine leichte Abrundung erhielten“, so Trockenbauer Markus Alt. „Dafür haben wir extra ein Gewebe an den Kanten in den Klebe- und Armierungsmörtel eingearbeitet.“ Anschließend verputzten die Handwerker auch den Schriftzug mit dem einheitlichen Kratzputz des Gesamtkonzepts. Insgesamt wurden für die Turmschrift, die Turmfassade inklusive Lisenen sowie weitere Teile der Fassade rund 1700 m2 der zementgebundenen Bauplatte Aquapanel Cement Board Outdoor verarbeitet.

 

Wände und Decken als System

Die zementgebundenen Bauplatten wurden zudem an der umlaufenden Außendecke eingesetzt, denn sie bieten neben kompletten Wandsystemen auch die bauaufsichtlich zugelassene Trockenbaulösung für Decken im Außenbereich. Windlaststabil und wetterbeständig, kann damit das teilweise weit auskragende Flugdach von unten abgeschlossen werden. Weitere rund 400 m2 wurden hier auf einer Stahlunterkon­struktion verschraubt. 

 

Autor

Dipl.-Ing. Michael Weyers ist Leiter der Anwendungstechnik bei der Firma Knauf Aquapanel in Dortmund.

Auch für die überdimensionalen Buchstaben der Turmschrift verwendeten die Mitarbeiter vom Unternehmen Burgard die Zementbauplatten

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Entwurfsarchitektur François Valentiny,

L-Remerschen, www.valentinyarchitects.com

Umsetzung Wolfgang Fery und Markus Hollenbach, Saarlouis, www.architekt-hollenbach.de

Trockenbauarbeiten burgard ausbau und fassade, Homburg, www.burgard-saar.de

Fachberatung Martin Schwind, Knauf Aquapanel, Dortmund, www.knauf-aquapanel.com

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