Handwerks-Mentor Matthias Barny macht Firmen fit für die Zukunft

Als Jungunternehmer und Workaholic ließ Matthias Barny keinen Fehler aus und schlidderte beinahe in den Konkurs. Heute leitet er seinen Betrieb erfolgreich und kann sich seine Kunden mittlerweile aussuchen. Als Handwerks-Mentor gibt er seine Erfahrungen weiter.

Bei Unternehmer Matthias Barny hat jeder Mitarbeiter den Hut auf. Das Gruppenfoto auf der Homepage zeigt eine sympathische Truppe in Jeans und T-Shirts mit weißen Sommerhüten. Alle geben sich gemeinsam ein Jahresmotto. Für 2021 stand „Kundenverblüffung“ auf dem Programm. Seit Jahren zahlt Geschäftsführer Barny 15 Gehälter. Bis zum Jahre 2025 möchten alle gemeinsam eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich schaffen. „Das ist unsere nächste Vision“, sagt der 48-Jährige. Was sich für die M. Brendlin GmbH für Innenausbau und Brandschutz in Schliengen heute wie eine schnurgerade Erfolgsgeschichte anhört, war am Anfang ein Weg aus Pleiten, Pech und Pannen.

Mit Anfang 20 gründete er sein Unternehmen und ließ nach eigener Aussage keinen Fehler aus. Ohne technisches Knowhow und kaufmännische Kenntnisse schlidderte er fast in den Konkurs. Mit 26 Jahren hatte er Schulden im mittleren sechsstelligen Bereich angehäuft. Einige Jahre später konnte er seine Firma nur retten, nachdem die Hausbank unter Auflagen doch noch eine Finanzierung ermöglichte.

Was dann kam, war ein radikaler Wechsel. Er schaute sich andere erfolgreiche Unternehmer an, las Biographien und informierte sich, um seinen eigenen Stil zu finden. Tatsächlich stellte sich der Erfolg ein. Heute hat sein Unternehmen 25 Mitarbeiter und agiert mit sehr guter Auftragslage am Markt.

Sein Wissen möchte Matthias Barny weitergeben. Als Handwerks-Mentor hat er Online-Kurse entwickelt und widmet sich verschiedenen Themen, wie Unternehmensleitung, Mitarbeiterführung, Kunden-Aquise und Fachkräftemangel.

Unternehmensführung als Teamspiel

„Der Mensch ist wichtig. Denn je zufriedener die Kollegen sind, desto zufriedener können sie auch die Kunden machen“, betont Barny. Er selbst reflektiert jeden Abend, wie der Tag gelaufen ist, sucht Fehler bei sich. Den Wochen-Rückblick erhält seine Mannschaft regelmäßig per Videobotschaft. Und auch die Mitarbeiter selbst bewerten anonym das persönliche Empfinden in der Firma. Diese Werte werden auf der Homepage veröffentlicht.

„Wichtig ist es auch, Verantwortung abzugeben. Die Jungen wollen etwas leisten“, sagt er. Zudem sollte Zufriedenheit transparent gemacht werden. „Wenn unsere Kunden berichten, dass alles gut geklappt hat, dann bitte ich sie, meine Mitarbeiter persönlich zu nennen“, so der Mentor.  Das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Unternehmen könne mit einfachen Mitteln erhöht werden. Auf seinen Firmen-Fahrzeugen stehen die Namen der Kollegen außen dran. Beispielsweise Team Stephan. „Als ich im Zuge der Anschaffung neuer Autos abgefragt habe, ob die Namen bleiben sollen, gab es ein eindeutiges Votum dafür“, blickt er zurück. 

Kreative Lösungen bei der Fachkräftesuche

„Wir erhalten jeden Monat eine Bewerbung. Aber nur jeder Fünfte Interessent passt“, zieht Barny Bilanz. Bei der Auswahl sei er sehr kritisch, denn jede Neueinstellung bringe Unruhe. Der Geschäftsführer achtet darauf, dass ein Bewerber sich vorab die Homepage angeschaut hat, sich also mit dem Betrieb beschäftigt hat. Ob eine Person ins Team passt, könne bei einem Info-Tag herausgefunden werden. „Bei einem Handwerker-Frühstück lernen sich alle Kollegen ohne den Chef kennen. Dann kann auch mal informell geredet werden und man erhält einen Eindruck von der Atmosphäre im Haus.“

24-Stunden-Angebote

Sehr oft werde er gefragt, wie er 24-Stunden-Angebote schaffe. Der Obergriff ist für ihn „Wertschätzung.“  Früher habe er jeden Auftrag angenommen. „Doch darunter waren auch Kunden, die einfach nicht gepasst haben, die keine Wertschätzung gezeigt hätten“, erinnert er sich.

Nun wähle er im Vorfeld aus und erkenne, wie ernsthaft eine Anfrage ist und er genieße den „Luxus, sich Kunden auszusuchen.“ Indem er schnell ein Angebot erstelle, hätten Interessierte immer eine zügige Info und er den Kopf frei für das nächste Angebot. Diese Herangehensweise habe sich über all die Jahre ausgezahlt. Matthias Barny: „Es geht mir seit diesem Zeitpunkt von Jahr zu Jahr immer besser – in jeder Hinsicht. Mehr Zeit für Familie, Freunde und die Freude, meinen zufriedenen Mitarbeitern die verdiente Wertschätzung zu geben.“

Raus aus dem Hamsterrad!

In seinen Kursen möchte er seine Erfahrungen weitergeben. „Ich will jedem Handwerksmeister helfen, der sich gerne weiterentwickeln möchte oder frisch in die Selbstständigkeit gestartet ist, um grundlegende Fehler zu vermeiden und sein Geschäft von nun an auf ein neues Level zu bringen!“ Es gibt 50 Lernlektionen als Video und die dazu passenden Arbeitsblätter.

Weitere Infos auf: www.handwerks-mentor.de

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

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