Der „Opel Vivaro-e-Cargo“ im bauhandwerk-Praxistest
Der Transporter „Opel Vivaro e-Cargo“ hat die Erwartungen voll erfüllt. In der Endgeschwindigkeit und Reichweite lag er sogar höher als angegeben. Mit bis zu 1200 kg kann der „Vivaro e-Cargo“ fast so viel Nutzlast schultern wie sein Verbrenner-Bruder „Vivaro Cargo S“.
Der mittelgroße Testtransporter „Opel Vivaro e-Cargo“ kam in Vulkan Grau und hatte mit Extras einen Listenpreis von 49250 Euro exklusiv MwSt. (58.607,50 inklusive MwSt.) einschließlich einiger Sonderausstattungen wie Leichtmetallfelgen, Navi, Xenonscheinwerfer, Holzboden im Laderaum oder 180-Grad-Panorama-Rückfahrkamera. Während der Testtransporter mit der großen Batterie 320 km Reichweite nach WLTP hatte, kann die neue Generation, die ab Sommer 2024 lieferbar sein wird, sogar 350 km weit mit einer Akkuladung fahren.
Der mittelgroße Testtransporter „Opel Vivaro e-Cargo“ kam in Vulkan Grau und hatte mit Extras einen Listenpreis von 49250 Euro exklusiv Mehrwertsteuer
Foto: Jens Kathmann
Die noch aktuelle „Vivaro Electric“ Generation liegt preislich fast gleich mit dem neuen „Opel Vivaro Electric“. Im Herbst 2023 hatte Opel die Überarbeitung seiner Transporterflotte angekündigt und bereits erste Bilder gezeigt; markante Änderung ist die von den Opel Pkw übernommene Front mit dem Opel Markengesicht Vizor, das beim neuen „Vivaro Electric“ am deutlichsten sichtbar wird.
Gut zu erkennen ist die e-Version des „Vivaros“ an der Ladeklappe über dem linken Vorderrad und am E am Ende auf dem Kennzeichen. Opel bietet für die Batterie eine Garantie von acht Jahren oder 160 000 Kilometer Laufleistung an.
E-typisch bringt er die volle Leistung von Anfang an, man kann kräftig losspurten und auch beim Beschleunigen, etwa zum Überholen, braucht der eTransporter kein „Luftholen“ beziehungsweise Hochdrehen oder gar vorher noch Runterschalten, wie man es von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren kennt. Man kann als Fahrer des „Opel Vivaro e-Cargo“ dessen Leistungsreserven gleich voll ausspielen. Die Anordnung der Batterien zwischen den Rädern liefert einen tiefen Schwerpunkt und verstärkt noch mal mehr eine sichere Straßenlage und ein vertrauensvolles Fahrgefühl.
Eckdaten
Den „Vivaro e-Cargo“ gibt es in zwei Längen: kurz (4,95 m) und lang (5,30 m). Man kann ihn in diesen Karosserien wählen als Kastenwagen Cargo, Doppelkabine, Kombi für Teams und als Fahrgestell-Basis für Sonderaufbauten. Es kann zwischen zwei Batteriegrößen (50 kWh und 75 kWh) gewählt werden. Damit sind Reichweiten von 223 beziehungsweise 320 km nach WLTP möglich. Die 136 PS des Elektromotors beschleunigen den eTransporter gut und hinterlassen einen sehr guten Eindruck. Beim Test hat der Tacho 140 km/h auf der Autobahn angezeigt. Eigentlich sollte er bei 130 km/h abregeln. Der Reichweite hat dies keinen Abbruch getan, bei unserer Testfahrt im Eco-Modus war diese sogar größer, als zu erwarten war.
Mit bis zu 1200 kg kann der „Vivaro e-Cargo“ fast so viel Nutzlast schultern wie sein Verbrenner-Bruder „Vivaro Cargo S“ mit Zweiliter-Dieselmotor (bis zu 1405 kg Zuladung). Erfreulich ist, dass der „Vivaro-e“ mit einer Anhängerkupplung bestellbar ist und Anhängelasten von bis zu 1000 kg gebremst und 750 kg ungebremst ziehen kann.
Pfiffige Details
Der „Vivaro e-Cargo“ hat als Kastenwagen drei Sitzplätze
Foto: Opel
Uns sind einige pfiffige Details aufgefallen: Es gibt keine Schalt- oder Bremshebel mehr, sondern nur noch Wahlknöpfe. Der Test-„Vivaro e-Cargo“ als Kastenwagen hatte drei Sitzplätze. Unter dem rechten Beifahrersitz kann langes Ladegut bis in den Beifahrerfußraum durchgeladen werden. Dazu wird der Sitz hochgeklappt. Mit einer Fußbewegung kann die Seitentür geöffnet werden, praktisch, wenn man die Hände voll hat! 14 Assistenzsysteme stehen insgesamt zur Wahl. Der „Vivaro-e“ verfügt auf Wunsch über Spurhalteassistenten, erweiterte Verkehrszeichenerkennung, Müdigkeitswarnung, semiadaptive Geschwindigkeitskontrolle, Notbremsassistenten und Front-
kollisionswarner. Ultraschallsensoren an Front und Heck warnen den Fahrer vor Hindernissen beim Einparken und überwachen zudem den toten Winkel. Die 180-Grad-Heckkamera überträgt die Bilder auf den Sieben-Zoll-Touchscreen im Cockpit.
Laden der Batterien
Auch für die, die noch wenig bis gar keine Erfahrung mit batterieelektrischen Transportern haben, lässt sich der Umgang mit den Batterien schnell lernen. Zu Hause werden diese über eine Wallbox geladen, per Fast Charger unterwegs oder über jede beliebige Schukosteckdose. Jeder „Vivaro-e“ verfügt über die Möglichkeit, an einer Schnellladesäule mit 100 kW Gleichstrom geladen zu werden. Damit lässt sich beispielsweise die 50-kWh-Batterie in nur 30 Minuten zu 80 Prozent wieder aufladen. Beim großen 75-kWh-Akku werden dafür rund 45 Minuten benötigt. Serienmäßig gibt es zudem einen 11-kW-On-Board-Charger für dreiphasigen Wechselstrom, so genannten Drehstrom. Der Testwagen hatte ein Set mit mehreren Ladeanschlüssen an Bord, die von der Schukosteckdose bis zum Schnelllader reichten und leicht zu handhaben waren.
Den Opel „Vivaro Electric“ gibt es auch mit Wasserstoffantrieb und Brennstoffzelle. Diese Variante kann in drei bis vier Minuten getankt werden und hat eine WLTP-Reichweite von rund 400 km. Bisher wurde der „Vivaro-e Hydrogen“ von Opel in Rüsselsheim umgebaut. Derzeit läuft die industrielle Fertigung in Frankreich an und erste Auslieferungen sollen noch 2024 auf den Markt kommen. Leider gibt es bislang nur etwa 100 Wasserstofftankstellen in Deutschland. Das ist für viele Anwendungen und potenzielle Nutzer deutlich zu wenig!
AutorDipl.-Betriebswirt (FH) Jens Kathmann ist freier Journalist. Er lebt und arbeitet in Karlsruhe.