Durch die Umnutzung von Gebäuden wird deren Bestand für die Zukunft gesichert

Speisen in einer Fabrik, Wohnen im Bunker? Mit entsprechender Phantasie und ein bisschen guten Mut und Willen ist das möglich. Wir haben in bauhandwerk schon häufiger über Umnutzungen berichtet, auch über die von Bunkern. Beispiele hierfür finden sich sowohl in München als auch in Bochum, Hamburg oder Bielefeld. Der Bauaufgabe gemein ist der Umgang mit den vergleichsweise dicken Betonmauern und dem fehlenden Tageslicht. Hier müssen Öffnungen für Fenster in die Betonwände geschnitten werden. Wie die Handwerker dies nach Plänen des Hamburger Architekten Björn Christopher Liese bewerkstelligten und aus dem ehemaligen Hochbunker in Hamburg-Ottensen ein Mehrfamilienhaus machten, beschreibt unsere Autorin Nina Greve, die den Bunker noch aus Kindertagen kennt, ab Seite 18 in dieser Ausgabe der bauhandwerk.

Beim Bunker in Hamburg wurde die neue Nutzung in das komplett entkernte Gebäude implementiert. Man kann neben der neuen Nutzung aber auch auf dem bestehenden Gebäude weiterbauen, es quasi als Sockel verstehen. Auf den bereits 22 m hohen Bochumer Rundbunker kamen 15 Geschosse obenauf, wodurch er mit 89 m zum höchsten Bürogebäude der Stadt wurde. Auch der ebenfalls in Bochum am Singerplatz erbaute und als „Zentralmassiv“ bezeichnete Bunker wuchs um drei Geschosse.

In der vorangegangenen Ausgabe der bauhandwerk 3.2021 haben wir am Beispiel des Kontorhauses der ehemaligen Celluloidfabrik in Leipzig gezeigt, wie eine massive Ausstockung auf einem Fabrikgebäude aussehen kann. Weiterbauen kann auch in Form eines Anbaus geschehen, oder einer hohlen Betonkugel, die der 2012 im Alter von 105 Jahren verstorbene Stararchitekt Oscar Niemeyer als riesigen Tennisball an die Ecke des ehemaligen Kesselhauses der Leipziger Kirow-Werke klebte. Zumindest geht der Entwurf auf Niemeyer zurück. Umgesetzt hat ihn auf dem in Plagwitz gerade mal
zehn Minuten mit dem Fahrrad von der Aufstockung der einstigen Celluloidfabrik entfernten Fabrikgelände der Kirow-Werke der ortsansässige Architekt Harald Kern. Die als Niemeyer Sphere bezeichnete Erweiterung, in der sich heute ein Teil der Betriebskantine befindet, beweist das innovative Potenzial, das im Bauen heutzutage steckt: Wie ab Seite 14 in diesem Heft zu sehen, errichteten die Handwerker die Kugel aus zwei nur
20 cm dünnen Betonschalen, deren Aussparungen mit einem Stabwerk gefüllt sind. Hierin befinden sich dreieckige Fenster aus Flüssigkristallglasscheiben, die binnen Sekunden von durchsichtig auf opak beziehungsweise von hell auf dunkel geschaltet werden können. Da soll noch einer sagen, dass Bauen hierzulande nicht fortschrittlich sei.

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht

Durch die Umnutzung von Gebäuden, die ihre
ursprüngliche Funktion verloren haben, wird deren Bestand für die Zukunft gesichert
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