Editorial über Gebäudeerhaltung und Klimaschutz
ein Gebäude zu erhalten, stellt einen großen Beitrag zum Klimaschutz dar. Schließlich ist die so genannte graue Energie bereits im Bestandsgebäude investiert. Und anstatt neue Flächen zu versiegeln, werden vorhandene Gebäude aufgewertet und modernen Bedürfnissen angepasst – eine wertvolle Strategie, um graue Energie zu minimieren und gleichzeitig ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Vorteile zu schaffen.
So geschehen bei der Umnutzung eines denkmalgeschützten Heizkraftwerks am Rande von München: Das Architekturbüro Stenger2 baute das ehemalige Heizkraftwerk der Bahn zu einem Ort für Musik, Kunst und Gastronomie um. Im Zuge dieser Umnutzung wurde das in den 1950er Jahren fertiggestellte Gebäude auch um einen viergeschossigen Neubau erweitert. Wie ab Seite 12 in dieser Ausgabe der bauhandwerk zu sehen, öffneten die Handwerker hierfür Ziegelgefache in der Außenwand, um den Neubau anzuschließen. Die alten Heizkessel wurden entfernt und eine neue Decke eingebaut. Die frei in die Halle eingestellten Kuben sowie die Freitreppe und das Zwischengeschoss bestehen aus Stahlbeton. In der Kesselhalle wird heute nicht nur Gastronomie angeboten, auch Konzerte mit erstaunlich guter Akustik finden dort statt. Besonders spannend ist der Ausstellungsbereich in den ehemaligen Kohlesilos.
Die ehemalige Oberpostdirektion in Berlin wurde nicht umgenutzt, sondern umgebaut. Sie wurde 1928 als Verwaltungsbau errichtet, und es befinden sich auch heute wieder Büros im denkmalgeschützten Dienstgebäude. Unter Denkmalschutz steht das Bauwerk, weil es zu den Hauptwerken des Berliner Expressionismus der 1920er Jahre zählt. Die beim Bau verwendete Stahlkonstruktion erlaubte schon damals viel Freiheit bei der Raumgestaltung. Größtmögliche Flexibilität war auch das Ziel des 2024 abgeschlossenen Umbaus durch das Büro Bollinger + Fehlig Architekten. Zwar blieb die historische Zellenbürostruktur in den unteren drei Ebenen erhalten, alle anderen Zellenbüros wandelten die Architekten aber in zeitgemäße Büroflächen um. Wie ab Seite 18 zu sehen, wurden die Stahlstützen dabei sowohl aus Gründen des Brand- als auch des Denkmalschutzes in Gipskartonplatten eingehaust. Nur im obersten Geschoss, wo die Stützen nur die Dachlast tragen müssen, durften diese unverkleidet in den Großraumbüros sichtbar bleiben.
Beide Beispiele – sowohl die Umnutzung als auch der Umbau – zeigen, wie unter Einsatz minimaler grauer Energie in zwei Baudenkmalen ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht
Thomas Wieckhorst
Chefredakteur der bauhandwerk