Nachhaltige Kellersanierung

Wohngesundes Bauen und trockene Räume gehören zusammen. Die Abdichtung der umgebenden Bauteile wie Außenwände und Bodenplatte ist dabei entscheidend. Wir zeigen, welche Möglichkeiten in der Sanierung bestehen und inwieweit dies nachhaltig erfolgen kann.

Feuchte Wände von Wohnräumen fallen heute eher auf als früher, denn es wird nicht mehr so stark geheizt, die Fenster sind dichter, es kommt zu geringerem Luftaustausch und damit zur höheren Luftfeuchte im Raum. Sind die Wände selbst auch feucht und kalt, bildet sich oberflächliches Tauwasser und es entsteht ein nicht zu stoppender Kreislauf. Dem nur mit mehr Heizen und Lüften entgegenzutreten, wäre weder sinnvoll noch nachhaltig. Aber welche Möglichkeiten gibt es, dies dauerhaft zu verhindern, vor allem wenn der Kreislauf durch aufsteigende Feuchtigkeit in der Bodenplatte oder durch undichte Außenwände angefeuert wird?

Analyse der Feuchte-Herkunft ist wichtig

Sanierter Gewölbekeller Sanierter Gewölbekeller
Foto: PCI

Sanierter Gewölbekeller
Foto: PCI
Vor der Erneuerung einer Bauwerksabdichtung ist eine Analyse des Ist-Zustands besonders wichtig. Denn einfach mit irgendeiner Maßnahme zu beginnen, wäre weder zielführend noch nachhaltig. Der Grund, warum es im Innenraum zum Nässeeinbruch kommt, ist mitentscheidend für die weitere Vorgehensweise. Denn häufig genug ist die Ursache der Feuchtigkeit nicht eine undichte Gebäudehülle. Zunächst sollte daher überprüft werden, ob es zu Undichtigkeiten an Wasserleitungen gekommen ist. Wände können auch nass werden, wenn im Raum die Luftfeuchte hoch und die Wandtemperatur zu niedrig ist, dies bewirkt Tauwasserbildung. In all diesen Fällen hilft eine neue Bauwerksabdichtung nicht, um die Feuchtigkeit aus dem Innenraum zu entfernen.

Mit dem dielektrischen Messverfahren kann die Feuchtigkeit im oberflächennahen Bereich der Wände und des Bodens festgestellt und protokolliert werden. So lässt sich schnell herausfinden, wie sich die Feuchtigkeit im Mauerwerk oder auf der Bodenplatte verteilt. Wird zum Beispiel festgestellt, dass sämtliche Wände – also auch die Innenwände – gleichermaßen im unteren Bereich feucht sind, kann entweder von aufsteigender Feuchtigkeit oder von einem Wasserleck ausgegangen werden.

Sind nur Außenwände betroffen, wird die ursprünglich aufgebrachte Abdichtung undicht sein oder es kommt mehr Wasser als zuvor an diese Wand. Daher müssen parallel weitere Daten eingeholt werden, die etwas zum Baugrund, dem Grundwasserstand am Haus oder den veränderten Randbedingungen, wie veränderter Gelände­oberfläche, aussagen. So werden die Gründe für die vorhandene Feuchtigkeit im Inneren ermittelt und die notwendigen Maßnahmen festgelegt.

Die passende Sanierung für die Bodenplatte

Erstellen einer nachträglichen Außenabdichtung _PCI Erstellen einer nachträglichen Außenabdichtung
Foto: PCI

Erstellen einer nachträglichen Außenabdichtung
Foto: PCI
Steht fest, dass die Feuchtigkeit durch die Bodenplatte eintritt, sind die Sanierungsmöglichkeiten begrenzt, denn diese lässt sich nicht mehr anheben. Eine Innensanierung ist durch den Auftrag einer mineralischen Dichtungsschlämme möglich. Die schon seit Jahrzehnten für solche Einsätze vorgesehene, nicht rissüberbrückende Schlämme wird auf den tragfähigen Betonuntergrund aufgebracht. Sie  verankert sich bei der Erhärtung durch die bei der Hydratation entstehenden Kristalle im Untergrund und ist beständig gegen rückseitig einwirkende Feuchtigkeit. Rissüberbrückende Systeme haben diese Eigenschaft nur bedingt. Daher kann es bei diesen Systemen zu einer Blasenbildung kommen. Allerdings verhindert eine solche Abdichtung nicht die Wasserdampfdiffusion. Sofern nur Bodenfeuchtigkeit vorliegt, kann bei genügender Raumhöhe eine Abdichtung, beispielsweise mit einer Kaltselbstklebebahn, erfolgen. Hierdurch wird eine dampfdichte Abdichtung erstellt, die aber eine Lastverteilungsschicht benötigt: einen Estrich auf Trennlage oder Wärmedämmung auf der Oberfläche.

Nachträgliche Horizontalsperren

Einbau einer nachträglichen Horizontalsperre _PCI Einbau einer nach­träglichen Horizontalsperre
Foto: PCI

Einbau einer nach­träglichen Horizontalsperre
Foto: PCI
Die aufgehenden Wände müssen in ihrer Aufstandsfläche allerdings auch gegen Wassereintritt geschützt werden. Dies kann durch nachträgliche Horizontalabdichtung erfolgen. Bei Außenwänden empfiehlt sich eine Injektion auf Basis von Silanen oder Kalium­methylsilikonat. Bei Innenwänden ist meist ein Austausch oder das Einbringen einer neuen Mauer­sperrbahn (zum Beispiel besandete R 500) preiswertiger. Begrenzt wird diese Methode auch  durch Grundwasser. Denn die Querschnittsabdichtung durch Injektion ist auf kapillar aufsteigendes Wasser begrenzt. Dem Einbau einer mineralischen Dichtungsschlämme bei Grundwasser sind ebenfalls Grenzen gesetzt. Der reguläre Test lässt eine Wassersäule von 20 cm gegen die Bodenplatte zu. Aber selbst wenn die Dichtungsschlämme einem höheren Wasserdruck standhält, kann sie nicht einfach eingesetzt werden. Hierzu sind Untersuchungen hinsichtlich der Standfestigkeit des Gebäudes notwendig.

An Wänden gilt: Außenabdichtung vor Innenabdichtung

Sind die Außenwände durchfeuchtet, bestehen verschiedene Möglichkeiten. Denn anders als an der Bodenplatte ist die Außenseite der Wand erreichbar, sofern sie nicht überbaut ist. In der Regel ist diese Seite auch die bessere Wahl, eine Abdichtung aufzubringen. So wird nicht nur der Innenraum selbst, sondern auch die Wand mit geschützt. Dies hat Vorteile, da zum einen die Feuchtigkeit in der Wand nicht weiter bestehen bleibt und dadurch auch einen höheren Wärmedurchlasswiderstand bekommt. Zum anderen wird die Wand nicht noch stärker durchnässt und die Feuchtigkeit in der Wand durch die kapillare Saugfähigkeit weiter nach oben getrieben. In manchen Fällen kann dies so gravierend sein, dass auch das Erdgeschoss einen innenseitigen Feuchteschaden davonträgt. Außerdem lässt sich bei einer Außenabdichtung die Außenwand wärmedämmen, denn die neu aufgebrachte Abdichtung muss ja geschützt werden.

Maschinelles Auftragen eines Sanierputzes _PCI Maschinelles Auftragen des Sanierputzes
Foto: PCI

Maschinelles Auftragen des Sanierputzes
Foto: PCI
Bezüglich der verschiedenen Möglichkeiten kann der Handwerker auf die Abdichtungsprodukte zurückgreifen, die auch beim Neubau Anwendung finden, wie eine polymermodifizierte Bitumendickbeschichtung, eine Kaltselbstklebebahn mit HDPE-Trägerschicht, eine mineralische Dichtungsschlämme oder eine flexible Polymerdickbeschichtung. Eine Einschränkung bleibt jedoch: Die Abdichtung ist nur bei Bodenfeuchte anwendbar, da in der Regel keine WU-Betonkonstruk­tion der Bodenplatte vorhanden ist und somit eine Einbindung der horizontalen Flächen nicht oder nur begrenzt stattfinden kann. Die Maßnahme kann der Handwerker jedoch durch den Einbau einer nachträglichen Horizontalabdichtung unterstützen (durch Injektion, wie bereits weiter oben angesprochen).

Ist eine Abdichtung auf der Außenseite nicht möglich, bleibt nur die Innenseite. Aber auch hier gibt es zwei Wege. Sofern der Feuchteeintrag mit einer Salzbelastung der Wand kombiniert ist, sollte nur ein Salzspeicherputz aufgebracht werden. Dieser verändert zwar nicht die Feuchtebelastung der Wand, sorgt aber dafür, dass die Wand selbst durch die Salzbelastung schadensfrei bleibt. Der Putz nimmt die Feuchtigkeit auf, ist aber so porig und hydrophob, dass eine Trocknung im Putz erfolgt. Das Salz lagert sich ein, zerstört aber aufgrund der gesteuerten Porigkeit den Putz und vor allem das Mauerwerk nicht. Der Vorteil des Putzes liegt auch in der Tatsache, dass bei hoher Salzbelastung des Mauerwerks der Putz nach einer Salzeinlagerung wieder getauscht werden kann, um neues Salz aufzunehmen. So wird der Bestand des Gebäudes nachhaltig geschützt.

Ohne eine Salzbelastung des Mauerwerks eignet sich die Sanierung mit einer mineralischen Dichtungsschlämme. Dabei gelten die gleichen Bedingungen, wie sie bereits weiter oben für den Boden beschrieben wurden. Aber auch hier muss der Handwerker die Feuchte­ausbreitung in angrenzende Bereiche durch Anordnen von Horizontalsperren verhindern. Dabei kann die Anordnung der Injektionen auch vertikal notwendig werden, um eine Ausbreitung der Feuchtigkeit in Innenwände zu verhindern. Entsprechende Skizzen sind zum Beispiel im WTA-Merkblatt 4-6 „Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile“ enthalten. Zum Schutz der Abdichtung wird ein Sanierputz aufgetragen, der einerseits dem Schutz der Abdichtung dient, andererseits zur Feuchteregulierung des Raumes beiträgt. So wird auch eine Tauwasserbildung auf der Wandoberfläche weitgehend verhindert.

Nachhaltigkeit muss differenziert betrachtet werden

Für eine nachträgliche Abdichtung stehen verschiedene Lösungen zur Auswahl. Die eingesetzten Produkte haben sich bewährt und sorgen für eine Verbesserung des Raumklimas und damit des Wohlbefindens der sich im Raum aufhaltenden Personen. Energetisch gesehen ist die Innenabdichtung die ungünstigste Variante, da eine höhere Wassereinlagerung im Mauerwerk die Wärmedämmeigenschaften reduziert. Bei einer Außenabdichtung oder einer dampfdichten Abdichtung auf der Bodenplatte und einbaubarer Wärmedämmung lassen sich sogar signifikante Energieeinsparungen ermöglichen. Bei einer Salzbelastung und Auftrag von Sanierputzen wird das Mauerwerk vor Schäden geschützt. So trägt der Sanierputz ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei.

Autor

Dipl.-Ing. Manfred Vaupel arbeitet als Anwendungstechniker bei der PCI Gruppe in Augsburg.

Schnell gemerkt:

Eine Abdichtung auf der Außenseite der Wände ist die sicherste Abdichtungsvariante.
Nicht rissüberbrückende mineralische Dichtungsschlämme eignen sich besonders für eine Abdichtung auf der nicht dem Wasser zugeneigten Wandseite.
Eine vertikale Innenabdichtung sollte durch eine nachträgliche Horizontalabdichtung ergänzt werden, um eine Ausbreitung der Feuchtigkeit im Mauerwerk zu verhindern.
Sanierputze speichern im Mauerwerk gelöstes Salz sicher und vermeiden den Zerfall des Mauerwerks.
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