Nachhaltiger Dachgeschossausbau einer 100 Jahre alten Scheune in Darstadt

Wie aus einer dunklen Scheune in Darstadt ein lichtdurchfluteter und moderner Wohnraum wurde, zeigen Elke Kronmüller und Sylvia Asmodena Kurtar. Natürliche Materialien und offene Räume mit viel Tageslicht Dank zahlreicher Velux-Dachfenster, haben eine helle und luftige Atmosphäre entstehen lassen.

Die über 100 Jahre alte Scheune in Darstadt ist Bestandteil eines ehemaligen Bauerhofs Die über 100 Jahre alte Scheune in Darstadt ist Bestandteil eines ehemaligen Bauernhofs
Foto: Velux / Max Kruggel

Die über 100 Jahre alte Scheune in Darstadt ist Bestandteil eines ehemaligen Bauernhofs
Foto: Velux / Max Kruggel
Die über 100 Jahre alte Scheune inmitten des kleinen Dorfes Darstadt, einem Stadtteil von Ochsenfurt in der Nähe von Würzburg, ist Teil eines ehemaligen Bauernhofs. Nach ihrem Scheunendasein wurde sie zunächst als Schreinerei und Lagerhalle genutzt und wandelte sich im Laufe der Jahre zu einem kleinen Seminarzentrum mit Garten. Die Idee, einen Teil des Dachgeschosses zum Wohnraum auszubauen, hatte das Ehepaar Elke Kronmüller und Sylvia Asmodena Kurtar. Die selbstständige Geomantin und die Yogalehrerin und Gründerin eines Yogazentrums mit Akademie wollten Leben und Arbeiten besser vereinen.

Außen traditionell – Innen modern

Im vormals ungenutzten Dachraum der Scheune ist ein lichtdurchfluteter und moder-ner Wohnraum entstanden Im vormals ungenutzten Dachraum der Scheune ist ein lichtdurchfluteter und moderner Wohnraum entstanden
Foto: Velux / Max Kruggel

Im vormals ungenutzten Dachraum der Scheune ist ein lichtdurchfluteter und moderner Wohnraum entstanden
Foto: Velux / Max Kruggel
Das Konzept: ein großzügiger zentraler und offener Wohn- und Essbereich mit offener Küche ergänzt um kleine Rückzugsräume auf zwei Ebenen. An den privaten Wohnraum angrenzend ist eine moderne Fläche für Yoga- und Meditationskurse entstanden. Gleichzeitig ist mit dem neu geschaffenen Wohn- und Arbeitsbereich im Dachgeschoss die Gemeinschaftsnutzung des Gartens mit den beiden langjährigen Besitzern des Hofes abgestimmt worden. Sie bewohnen das Haupthaus, das an die Scheune angrenzt. Für den Dachgeschossausbau wurde in einer Bauzeit von neun Monaten zunächst eine Geschossdecke über der bestehenden Seminarfläche im Erdgeschoss eingezogen und der traditionelle Holzdachstuhl und das Satteldach komplett saniert. Der Charakter der Scheunenfassade mit Muschelkalkmauern und Fachwerk mit Holzverkleidung an den Stirnseiten blieb dabei erhalten. „Wir haben eine Nutzungsänderung und damit einen Neubau beantragt und so viel Baumaterial wie möglich wiederverwendet“, erzählt Elke Kronmüller. Der Teilausbau zum Wohnraum erfolgte nach baubiologischen und nachhaltigen Kriterien. So wurden beim Einbau der neu geschaffenen Ebenen recycelte Balken verwendet. Durch die traditionelle Bauweise mit natürlichen Materialien sind die Wände diffusionsoffen und somit atmungsaktiv und wasserdampfdurchlässig. Die Aufnahme und die gleichmäßige Abgabe der Feuchtigkeit beugen Schimmelbildung vor und sorgen für ein wohngesundes Raumklima im Wohnraum. Durch den Ausbau der Scheune entstand eine zusätzliche Wohnfläche von insgesamt 260 m². Hier lebt das Paar heute in ihrer 160 m² großen Wohnung und einem zusätzlichen 20 m² großen Spitzboden mit Loggia. Weitere 80 m² sind für eine zukünftige Yogaschule vorgesehen.

Sanierung mit besonderen Herausforderungen

Die energetische Sanierung erfolgte mit einer Holznatur Dämmung in den Zwischensparren und einer 120 mm Holzfaserdämmung auf den Sparren Die energetische Sanierung erfolgte mit einer Holznatur Dämmung in den Zwischensparren und einer 120 mm Holzfaserdämmung auf den Sparren
Foto: Velux / Elke Kronmüller

Die energetische Sanierung erfolgte mit einer Holznatur Dämmung in den Zwischensparren und einer 120 mm Holzfaserdämmung auf den Sparren
Foto: Velux / Elke Kronmüller
Neben der großen Aufgabe, Altes und Neues zu verbinden und der begrenzten Möglichkeiten der Raumaufteilung durch bestehende Dachbalken und Hängewerk, lag die besondere Herausforderung darin, natürliches Licht in die Räume zu bringen. Es waren keine Lichtquellen in Form von Fenstern oder Dachfenstern vorhanden. Da die Scheune im Ortskern liegt, sind an zwei Seiten angrenzende Nachbargrundstücke. Aufgrund der Grenzbebauung und einer Feuerschutzwand war der Einbau von Fenstern in der Fassade nur auf einer Seite möglich. „Wir mussten komplett neu denken, um Blickachsen nach außen zu schaffen und verschiedene Lichträume zu kreieren“, erklärt Kronmüller. Durch die alte Bestandsmauerhöhe von 2 m mit danach beginnender Dachschräge von 31 Grad war schnell klar, dass Dachfenster hier die beste Lösung bieten.

Lichtdurchflutetes Baumhausgefühl

Maximaler Lichteinfall bis in die Raummitte: Mit den fast bis zum Dachfirst platzierten Dachfenstern kann das Tageslicht von oben tief in den Raum eindringen Maximaler Lichteinfall bis in die Raummitte: Mit den fast bis zum Dachfirst platzierten Dachfenstern kann das Tageslicht von oben tief in den Raum eindringen
Foto: Velux / Max Kruggel

Maximaler Lichteinfall bis in die Raummitte: Mit den fast bis zum Dachfirst platzierten Dachfenstern kann das Tageslicht von oben tief in den Raum eindringen
Foto: Velux / Max Kruggel
Um die Tageslichtversorgung bestmöglich zu planen, wandte sich das Ehepaar an den Dachfensterhersteller Velux für eine Tageslichtberatung. Diese beinhaltete auch eine digitale Visualisierung, wie das fertige Umbauergebnis mit den Fenstern aussehen könnte. „Aufgrund der Statik bestand auch die Herausforderung, beim Dachfenstereinbau innerhalb der Sparrenbreite zu bleiben und trotzdem nicht zu klein zu wirken“, berichtet Asmodena Kurtar. Um dennoch große Fensterflächen realisieren zu können, entschieden sie sich, einzelne Dachfenstern  und viermal die Velux- Lichtlösung „Tandem“ einzusetzen. Die auf beiden Seiten des Satteldachs eingebaute Fensterkombination verbindet zwei Dachfenster übereinander und erweitert die Lichtfläche nach oben. Das oben liegende Schwingfenster ist dabei jeweils elektrisch betriebenen, um komfortables Lüften und ein verbessertes Raumklima zu ermöglichen. Indem die Lichtlösung „Tandem“ auf einer Dachseite gleich zweimal übereinander mit insgesamt vier Dachfenstern platziert wurde, konnte die Giebelhöhe von bis zu 6,80 m im Hauptwohnraum optimal genutzt werden. Das Tageslicht kann von oben tiefer in den Raum einfallen und erhellt den großflächigen Wohn- und Essbereich mit offener Küche bis in die Raummitte sowie das angrenzende Büro. Gleichzeitig ist durch die Öffnung des Daches ein luftiges Raumgefühl mit Ausblick in den Himmel entstanden.

Das an den großen Wohnraum angrenzende Büro von Elke Kronmüller erhält durch die zwei übereinander platzierten Dachfenster der Velux Lichtlösung „Tandem“ reichlich natürliches Licht von oben Das an den großen Wohnraum angrenzende Büro von Elke Kronmüller erhält durch die zwei übereinander platzierten Dachfenster der Velux- Lichtlösung „Tandem“ reichlich natürliches Licht von oben
Foto: Velux / Max Kruggel

Das an den großen Wohnraum angrenzende Büro von Elke Kronmüller erhält durch die zwei übereinander platzierten Dachfenster der Velux- Lichtlösung „Tandem“ reichlich natürliches Licht von oben
Foto: Velux / Max Kruggel
Der große Wohnraum ist das zentrale Element im Konzept der Bauherrinnen. Drumherum gruppieren sich kleinere Räume und Aufenthaltsbereiche auf verschiedenen Ebenen. „Aufgrund der Anordnung und Proportionierung mit unterschiedlicher Größe der Räume konnten wir verschiedene Sphären schaffen. Kleine privatere Rückzugsorte mit Tiny-House-Charakter, die sich in einem großzügigen hohen Raum öffnen, der nahezu das Gefühl eines Baumhauses vermittelt. Den Effekt der Öffnung von innen nach außen haben wir bewusst durch die Lichtbänder von Velux inszeniert“, erzählt Kurtar.

Ein weiteres Büro, über dem sich die zweite Ebene befindet, erhält durch zwei elektrisch betriebene  Schwingfenster ausreichend natürliches Licht zum Arbeiten. Passende Sichtschutz-Rollos mildern Sonnenlicht nach Wunsch ab und vermeiden störende Blendeffekte. Das Schlafzimmer in der zweiten Ebene erhält durch ein großes Klapp-Schwingfenster viel Tageslicht. Durch eine außenliegende Hitzeschutz-Markise bleibt der Raum auch an heißen Sommertagen kühl.

„Wir wollten trotz der Gegebenheiten Licht und Weite mit einer ebenso Geborgenheit und Gemütlichkeit ausstrahlenden Wohnatmosphäre schaffen“, erklären die Bauherrinnen, die gemeinsam alle Ideen für das Bauprojekt selbst entwickelten und zusammen mit dem Bauunternehmen umsetzten. „Das ist uns absolut gelungen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“

 

Autor

Maik Seete ist für die Public Relations Velux North Europe bei Velux Deutschland in Hamburg tätig.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Bauherrinnen und Umbaukonzept

Elke Kronmüller, Ochsenfurt, www.elkekronmueller.de

Sylvia Asmodena Kurtar, Ochsenfurt, www.om-tara.de/akademie-zentrum

Umbauarbeiten

KreaDom, Kreative Altbausanierung Robert Stwaski, Ochsenfurt, www.kreadom.de

Dachfenster

Velux Deutschland, Hamburg, www.velux.de

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