Richtiges Entkoppeln beim Aufbau eines neuen Bodens

Es gibt immer wieder Fälle, bei denen im Bodenaufbau gespart wird und somit der Schallschutz unter Belägen wie Fliesen fehlt. Dabei gibt es einfache Lösungen, um ein ruhiges Wohnumfeld in einem Mehrparteienhaus zu schaffen und gleichzeitig Fliesenbeläge vor Rissen oder gar Brüchen zu bewahren.

In einem Mehrparteienhaus gibt es selbstverständlich Regeln. Dazu gehört unter anderem auch, dass ein gewisser Geräuschpegel nicht überschritten wird. Denn nur so können alle Bewohner im wahrsten Sinne des Wortes ruhig miteinander unter einem Dach leben. Aber nicht jede Beschwerde über laute Nachbarn muss auf ein Missachten der Regeln zurückgehen. Wenn man jeden einzelnen Schritt der Bewohner über sich verfolgen kann, dann sollte ein näherer Blick auf die Trittschalldämmung in den Böden des Hauses geworfen werden. Durchdachte Lösungen schaffen an dieser Stelle Abhilfe und sorgen für mehr Wohnqualität. Entkopplungsplatten und -bahnen können den Spannungen im Untergrund entgegenwirken und den Trittschall deutlich verbessern.

Bodenbelag Fliese – optisch und akustisch mehr Wohnqualität

Fliesen als Bodenbelag liegen nach wie vor im Trend. Denn sie sind pflegeleicht und robust. Deshalb ist es kein Wunder, dass zum Beispiel Keramikplatten auch im Wohnungsbau Verwendung finden. Gerade bei Mietwohnungen in Mehrparteienhäusern können Fliesen eine willkommene Alternative zu Teppichböden sein. Bereits beim Einbau des Bodens sollte auf Zweierlei geachtet werden: Einerseits ist es wichtig, dass die Fliesen nicht reißen oder gar brechen, andererseits sollten die Schritte kaum oder gar nicht in angrenzenden Wohnungen gehört werden. Beide Anforderungen lassen sich in nur einem Arbeitsschritt mit speziellen Entkopplungsmatten erfüllen. Spätestens die Folgen fehlender oder mangelhafter Entkopplung zeigen, wie wichtig dieser Arbeitsschritt beim Bodenaufbau ist. Denn wenn die Entkopplung, die die Verbindung zwischen Untergrund und Belag entspannt, fehlt, sind Unebenheiten, Risse oder gar Brüche des Fliesenbelags programmiert. Dabei geht es um eine meist dünne Schicht zwischen Untergrund und Belag, die ungewünschte Spannungen reduziert. Solche entstehen zum Beispiel aufgrund von Temperaturschwankungen oder Schwundvorgängen und lösen im schlimmsten Fall den Verbund zwischen Platte und Untergrund, so dass die Fliesen brechen. Daher kommen Entkopplungen bei der Fliesen- und Plattenverlegung typischerweise bei Fußbodenheizungen, im Außenbereich und zur Erhöhung der Verlegesicherheit zum Einsatz.

So wirken Entkopplungen

Das Verlegen der Entkopplungsplatte erfolgt mit zementären Klebern Das Verlegen der Entkopplungsplatte erfolgt mit zementären Klebern
Fotos: PCI

Das Verlegen der Entkopplungsplatte erfolgt mit zementären Klebern
Fotos: PCI
Oft bestehen Entkopplungsprodukte aus mehreren Schichten. Das hat den Vorteil, dass ein Großteil der Spannungen und Bewegungen, die der Boden aushalten muss, im Kern von  Entkopplungsmatten abgebaut wird. Solche Matten finden ihren Platz zwischen zwei Mörtelschichten, die das Produkt einerseits mit dem Untergrund und andererseits mit dem Oberbelag verbinden. Durch den Einsatz eines Entkopplungselements werden die Mörtelschichten erheblich entlastet und Bewegungen und Belastungen verteilen sich gleichmäßig in der Fläche. Ganz gleich, ob punktuelle Druckbelastungen von oben, Bewegungen des Untergrunds oder Risse, die sich durch den Estrich arbeiten – die Entkopplung mindert die Kräfte, fängt sie auf und gibt Spannungen lediglich reduziert weiter.

Oft werden weitere Nebeneffekte, wie die Trittschallreduzierung, mit einem Material eingebaut. Auf diese Weise werden zwei wünschenswerte Eigenschaften mit einem Arbeitsschritt erreicht. Zum einen kommen die Fliesen optisch langfristig optimal zur Geltung, da sie vor Spannungen und somit vor Rissen oder Brüchen geschützt werden. Zum anderen sorgt diese Art der Entkopplung auch akustisch für erstklassigen Wohnkomfort. Sei es das spitze Klackern von Schuhen, das Knirschen hochwertiger Lederschuhe oder das Rattern eines großen Spielzeugautos, die richtige Entkopplung verpasst störenden Geräuschen einen Dämpfer.

Universelle Platten dämpfen Schall und sichern Beläge

Das Abkleben der Stöße verhindert Schallbrücken Das Abkleben der Stöße verhindert Schallbrücken
Foto: PCI

Das Abkleben der Stöße verhindert Schallbrücken
Foto: PCI
Plattenförmige Entkopplungen sind in unterschiedlichen Materialdicken und auch als Kompositwerkstoff mit mehreren Wirkungslagen erhältlich. So besteht eine moderne Entkopplungsplatte aus einer oberen Lage gepresstem Fasermaterial und einer unteren Lage elastischem Gummigranulat. Neben der reinen Entkopplungswirkung gegen horizontale Spannungen verbessert sich auch der Trittschall deutlich. Die Matte wird mit Cuttermesser oder Stichsäge geschnitten und mit einem mineralischen Verlegemörtel auf dem ebenen Untergrund verklebt. Um Schallbrücken zu vermeiden, deckt der Fliesenleger vor der Verlegung des Belages die Stöße mit Klebeband ab. Innovative Entkopplungsplatten können auf allen tragfähigen Untergründen verwendet werden und kommen unter anderem bei der Altbausanierung als Ausgleichsplatten zur Herstellung von ebenen, trittschallgedämmten Verlegeflächen zum Einsatz. Darüber hinaus erweisen sie sich als funktionssichere Problemlösung bei Untergründen nach abgeklungener Rissbildung oder bei der Verlegung von Oberbelägen mit abweichendem Fugenbild zum Estrich.

Entspannende Bahn für mehr Wohnkomfort

Die Abdichtungs- und Komposit-Entkopplungsbahn kann auf allen tragfähigen Untergründen verwendet werden Die Abdichtungs- und Komposit-Entkopplungsbahn kann auf allen tragfähigen Untergründen verwendet werden
Foto: PCI

Die Abdichtungs- und Komposit-Entkopplungsbahn kann auf allen tragfähigen Untergründen verwendet werden
Foto: PCI
Bei bahnenförmigen Entkopplungen ist das Spektrum an angebotenen Materialien sehr groß. So hat der Handwerker die Wahl zwischen relativ steifen, schwer zu schneidenden Kunststoffkonstrukten, extrem dünnen Bahnen, die auch als Abdichtung dienen und geschmeidigen Kompositbahnen mit Vielfachwirkung. Diese Lösung ergänzt das Leistungsspektrum der Entkopplungsbahn um Trittschallverbesserung und hat aufgrund der Konzeption auch die Möglichkeit, sowohl Zement- als auch Anhydritestriche vor dem Erreichen der Belegreife nach den Regeln der Technik in einer Sonderlösung mit Plattenbelägen fertigzustellen. Die druckstabile Entkopplungs- und Abdichtungsbahn schafft somit reichlich Entspannung unter Keramik-, Mosaik- und Naturwerksteinbelägen und sorgt gleichzeitig für spürbar mehr Wohnqualität durch eine verbesserte Raumakustik. Die gebrauchsfertige Bahn wird auf dem ebenen Untergrund aufgeklebt und kann direkt danach mit den gewünschten Fliesen oder Platten belegt werden.

Praxis-Tipp

Generell ist zu empfehlen, beim Einsatz von Entkopplungen immer die Materialhersteller miteinzubeziehen. Maximale erlaubte (vorhandene) Rissweiten im Untergrund, Beschränkungen in der mechanischen Belastbarkeit, Wartezeiten bei Zwischenschritten, unterschiedliche Vorgaben bei der Berücksichtigung von Stößen bei Platten und Bahnen gehören zum Arbeitsalltag des Fliesenlegers. In einigen Fällen können zusätzliche Maßnahmen erforderlich sein.

Autor

Markus Maier ist Mitarbeiter der Zentralen Anwendungstechnik bei der PCI Gruppe in Augsburg.

Produkte

Entkopplungsbahn

PCI Pecilastic U: Abdichtungs- und KompositEntkopplungsbahn unter Keramik-, Mosaik- und Naturwerksteinbelägen

Entkopplungsplatte

PCI Polysilent Plus: Trittschalldämpfer und Entkopplungsplatte zum Verlegen unter Keramik- und Natursteinbelägen

PCI Flexmörtel S1 Flott: verformungsfähiger Fliesenkleber

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