Verstärken oder ausbauen - Der Umgang mit kritischen Untergründen
Werden vorhandene Bodenbeläge entfernt, ist die Überraschung oft groß. Zum Vorschein kommen kritische Untergründe, wie gerissene Estriche, morsche Holzspanplatten oder Holzdielenböden. Wir erläutern, ob ein neuer Belag aufgebracht oder der Boden komplett ausgetauscht werden muss.
Handwerker, die bei der Sanierung auf kritische Untergründe stoßen, müssen sich entscheiden, ob sie diese belassen oder entfernen. Abhängig vom gewünschten neuen Belag gibt es verschiedene Möglichkeiten, kritische Untergründe für die Aufnahme eines neuen Bodenbelags vorzubereiten.
Entkoppeln
Diese Technologie bietet sich vor allem in Verbindung mit keramischen Fliesen an. Entkoppeln bedeutet, dass Bodenbelag und Untergrund keine feste Verbindung eingehen. Dabei werden die Fliesen nicht starr mit dem Untergrund verklebt sondern auf einer „weichen“ Zwischenschicht. Diese zusätzliche Schicht – die Entkopplungsschicht – überbrückt vorhandene Risse, fängt Schwingungen sowie Bewegungen auf und gleicht Untergrundverformungen und Temperaturschwankungen aus. Sie verhindert also, dass diese Schadensfaktoren auf den verlegten Belag übertragen werden. Dadurch werden Schäden, wie gebrochene Fliesen oder gerissene Fugen, vermieden.
Armiermatte und Bodenausgleichsmasse zur Rissüberbrückung
Foto: PCI
Entkopplungen stoßen jedoch an ihre Grenzen, wenn sich die Untergründe durchbiegen (Holzuntergründe, Trockenestriche) oder der neue Fliesenbelag punktuell oder dynamisch belastet wird. In diesem Fall empfiehlt sich die folgende Methode.
Verstärken
Beim Verstärken wird aus einer Kombination einer faserarmierten Spachtelmasse mit einem speziellen Wirrgelege eine stabilisierende, verstärkende Schicht aufgebracht. Diese kann Risse bis zu einer Breite von 3 mm, in Kombination mit Verstärkungsstreifen sogar bis 5 mm Breite, überbrücken. Sie verstärkt die Tragfähigkeit der Bodenkonstruktion und vermindert dadurch deren Durchbiegen. Somit können nicht nur weiche Beläge wie Teppich, PVC, Linoleum, sondern auch harte Beläge wie Fliesen oder Naturstein, aufgebracht werden.
Mit dem Entkoppeln und Verstärken stehen dem Handwerker zwei funktionsfähige, in der Praxis erprobte Konstruktionen zur Verfügung, die es ermöglichen, kritische Untergründe ohne großen Aufwand für die Aufnahme eines neuen Oberbelags vorzubereiten.
Die Verlaufsmasse wird auf den faserarmierten, verstärkten Untergrund ausgegossen
Foto: PCI
Leider stößt man in der Altbausanierung aber auch auf Untergründe, die weder entkoppelt noch verstärkt werden können. Dazu zählen beispielsweise Holzdielenböden, bei denen Bretter bereits morsch und somit nicht mehr tragfähig sind. In solchen Fällen bleibt nur der Austausch des Bodens.
Austauschen
Nach Entfernen des morschen Holzbodens kann ein Estrich auf einer Tragschale erstellt werden. Aber Vorsicht: Der Statiker gibt vor, wieviel Gewicht durch die neue Bodenkonstruktion aufgebracht werden darf. Hier werden die Grenzwerte schnell erreicht und ein herkömmlicher Estrich scheidet wegen seines Gewichts aus.
Systematischer Aufbau der Verbundkonstruktion: Von oben nach unten: Leichtestrich, Schwalbenschwanzplatten von Lewis, Trittschallschutzstreifen und Holzbalkendecke
Foto: Spillner
In solchen Situationen hat sich die Kombination aus einem halb so schweren Leichtestrichmörtel mit einer Unterkonstruktion aus speziellen Metall-Tragplatten in Schwalbenschwanz-Profil bewährt. Es wird damit ein tragender Untergrund für die Aufnahme des Estrichs hergestellt. Die Schwalbenschwanzprofilierung gibt zusätzliche Stabilität, so dass eine Aufbauhöhe von insgesamt nur 50 mm ausreicht. Außerdem reduziert die Profilierung den Bedarf an Estrichmörtel, was zur weiteren Gewichtsoptimierung beiträgt.
Egalisieren
Feste, saubere und tragfähige Untergründe bedürfen in der Regel keiner besonderen Vorbereitung. Bodenbeläge aus großformatigen Fliesen, PVC, LVT, Teppich oder Parkett stellen jedoch hohe Anforderungen an die Ebenheit des Verlegeuntergrundes. Ist diese nicht gegeben, bedarf es einer Ausgleichsspachtelung mit einer Verlaufsmasse. Damit werden ebene, glatte und belegbare Oberflächen hergestellt. Die erfolgreiche Anwendung setzt voraus, dass der Handwerker den Untergrund zuerst grundiert. Dadurch wird die Saugfähigkeit der Oberfläche reduziert, Staub gebunden und der Haftverbund zur Verlaufsmasse sichergestellt.
Einbau eines Leichtestrichs
Foto: PCI
Vor dem Ausgießen der Verlaufsmasse muss der Handwerker, insbesondere bei Anwendungen auf schwimmenden Estrichen, sicherstellen, dass die Verlaufsmasse nicht in die vorhandene Randfuge einlaufen kann. Dies würde Schallbrücken erzeugen und könnte zu Zwängungen führen, aus denen Schäden resultieren. Am einfachsten stellt man den Randdämmstreifen aus einem mit selbstklebenden Vliesstreifen versehenen Schaumstoff her, der auf der getrockneten Grundierung aufgeklebt werden kann. Die Verlaufsmasse haftet auf dem Vliesstreifen und es entsteht keine Verbindung zur Wand. Schallbrücken und Zwängungen lassen sich so verhindern.
Schnell zu verarbeitende Verlaufsmassen
Moderne Verlaufsmassen, die auf Basis von CSA-Zement (Calcium-Sulfo-Aluminatzement) formuliert sind, sind lange und leicht verarbeitbar; sie zeichnen sich durch sehr guten Verlauf aus und bedürfen keiner Nachbehandlung durch Stachelwalze oder Schleifen. Durch den Wegfall dieser Arbeitsschritte spart der Handwerker nicht nur Zeit, sondern vermeidet auch mögliche Verschmutzungen (Spritzer vom Stacheln, Staub vom Schleifen). Zudem haben CSA-basierte Verlaufsmassen den Vorteil, dass sie schnell erhärten, so dass Oberbeläge meist schon nach wenigen Stunden aufgebracht werden können.
Fazit
Für das Sanieren von Böden beim Bauen im Bestand stehen verschiedene, in der Praxis bewährte Systeme zur Verfügung, so dass funktionssichere, neue Böden meist mit geringem Aufwand hergestellt werden können.
Autor
Markus Balleisen ist Leiter der Zentralen Anwendungstechnik bei der PCI Gruppe in Augsburg.
PCI-Produkte
Entkoppeln
PCI Pecilastic: Entkoppelungsgewebe (nur 0,8 mm dick, deshalb auch dort verwendbar, wo eine geringe Aufbauhöhe zur Verfügung steht)
PCI Pecilastic E: Entkoppelungsgewebe zur Überbrückung von Rissen bis 1 mm Breite
PCI Pecilastic U: Entkoppelungsgewebe, rissüberbrückend und wasserdicht
Verstärken
PCI Periplan Extra: faserarmierte Verlaufsmasse
PCI Armiermatte GFM: Glasfasermatte für die Verstärkung von Holzuntergründen, Trockenestrichen und Estrichen mit Rissen bis 3 mm Breite
PCI Armiermatte GFS: Glasfaserstränge, zusätzliche Stabilisierung auf Estrichen mit Rissen bis 5 mm Breite
Austauschen
PCI Novoment Light: schnell erhärtender, leichter Fertigestrichmörtel
LEWIS-Schwalbenschwanzplatte: Schalung und Bewehrung für Estriche
Egalisieren
PCI Periplan Flow: leicht verlaufender Fließspachtel auf CSA-Technologie