Corona-Maßnahmen der Politik geben nur jedem neunten Handwerker wirtschaftliche Sicherheit
Freiburger Softwareherstellers Lexware führt Umfrage unter 5.651 Selbstständigen nach einem Jahr Corona-Pandemie durch 15.03.2021Um die Corona-Pandemie in Deutschland einzudämmen, beschlossen Bund und Länder erstmals Mitte März 2020 weitgehende Einschränkungen für das öffentliche Leben. Seither ist fast ein Jahr vergangen, das vor allem Kleinunternehmer und Selbstständige vor große Herausforderungen gestellt hat.
Das wirtschaftliche Resultat nach einem Jahr mit Corona? Auf den ersten Blick überraschend positiv: Rund 85 Prozent (84,9 Prozent) der befragten Unternehmer sind trotz Umsatzeinbußen aktuell noch zahlungsfähig. Nicht allerdings ohne dabei auf private finanzielle Rücklagen zurückzugreifen. Das ergab die aktuelle Lexware-Umfrage unter 5.651 Selbstständigen, davon 929 Handwerker, im März 2021. Nicht allerdings ohne dabei auf private finanzielle Rücklagen zurückzugreifen. 30,5 Prozent der aktuell noch zahlungsfähigen Selbstständigen (Handwerk: 21,9 Prozent) gehen davon aus, in den nächsten 12 Monaten auf die für ihre Altersvorsorge vorgesehenen Ersparnisse zurückgreifen zu müssen. Rund jeder Neunte (10,9 Prozent; Handwerk: 7,5 Prozent) rechnet sogar damit, binnen eines Jahres die Selbstständigkeit komplett aufgeben zu müssen.
Finanzielle Einbußen im Handwerk während des ersten Lockdowns: 75 Prozent
Ein Grund dafür sind die Umsatzeinbußen: Jeder fünfte Selbstständige (19,8 Prozent) verzeichnet einen monatlichen Umsatzrückgang von über 75 Prozent. Bei Handwerkern liegt der Anteil mit 7,8 Prozent darunter, während er in den vom Lockdown besonders betroffenen Branchen sogar deutlich darüberliegt (Gastronomie: 58,1 Prozent). Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 waren die Einbußen im Handwerk deutlich höher als jetzt: 34,4 Prozent verzeichneten damals einen Umsatzrückgang von über 75 Prozent.
Weiterhin zu spät und wenig hilfreich: Note 3,9 für Corona-Hilfen
Mit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 bietet die Regierung Selbstständigen unterschiedliche staatliche Hilfen zur Unterstützung an. Als hilfreichstes Instrument zur Schadensbegrenzung gilt dabei das Kurzarbeitergeld, das am häufigsten mit der Note sehr gut (11 Prozent) oder gut (8 Prozent) bewertet wurde. In Summe scheint die staatliche Unterstützung für Selbstständige aber eher ernüchternd zu sein: So bewerten alle Befragten, die mindestens eine staatliche Hilfsmaßnahme beantragt haben, die angebotenen Hilfen durchschnittlich mit Note 3,9. „Ein wenig überraschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass über die Hälfte der Befragten die staatliche Corona-Hilfen bis dato noch gar nicht oder nur teilweise erhalten hat (57,3 Prozent). Allein die Novemberhilfe hat 47,2 Prozent der Befragten noch nicht oder nur teilweise erreicht“, teilt Lexware mit.
Um dennoch weiterhin zahlungsfähig zu bleiben, haben Unternehmer im vergangenen Jahr einige praktische Maßnahmen ergriffen – 15 Prozent der Handwerker haben ausstehende Rechnungen geschrieben, jeweils elf Prozent Kurzarbeit eingeführt und Eingangsrechnungen später bezahlt. Das Fazit lautet: Rund zwei von drei Befragten (63 Prozent; Handwerk: 64 Prozent) sind der Ansicht, dass es der Politik weitestgehend nicht gelungen sei, mit ihren Maßnahmen wirtschaftliche Sicherheit zu vermitteln.
In einer vergleichbaren Befragung während des ersten Lockdowns im April 2020 sagte das jeder zweite (51,3 Prozent) Selbstständige. Somit ist der Anteil binnen eines Jahres um rund 24 Prozent gestiegen. Nur einer von 13 Selbstständigen (13,2 Prozent; Handwerk: 10,6 Prozent) ist hingegen der Meinung, die Vermittlung wirtschaftlicher Sicherheit sei der Politik eher schon oder vollkommen gelungen – 2020 waren dieser Überzeugung noch 25,8 Prozent und somit knapp doppelt so viele.
Neben der schleppenden Auszahlung zugesagter Hilfen ist ein weiterer möglicher Grund für die geringe Zufriedenheit mit den staatlichen Maßnahmen die Tatsache, dass Selbstständige sich gegenüber Angestellten benachteiligt fühlen: 67,3 Prozent sehen sich insgesamt eher oder viel schlechter gestellt. Vor Jahr sagten das mit 41 Prozent deutlich weniger, während sich ebenso viele (39,9 Prozent) sogar eher oder deutlich bessergestellt sahen. Dieser Anteil liegt 2021 nur noch bei 5,3 Prozent.
Wandel durch die Krise: Neue, digitale Geschäftsmodelle
Bei allen Herausforderungen und existentiellen Unsicherheiten gibt es einen positiven Aspekt der Krise: Die dringend notwendige digitale Transformation hat an Fahrt aufgenommen. 16,6 Prozent der befragten Selbstständigen haben die Krise zum Anlass genommen, ihr Angebot, ihr Geschäftsmodell oder ihre Zielgruppe anzupassen. Gegenüber 2020 hat sich unter diesen der Anteil der Unternehmen verdoppelt, die angeben, dass sie Änderungen an ihrem Business dauerhaft vornehmen: von 10,2 Prozent 2020 auf 22,9 Prozent 2021. Auch im Bereich der Digitalisierung hat die Krise eine Katalysatorfunktion eingenommen: 46,2 Prozent geben an, dass sich der Digitalisierungsgrad in mindestens einem der Bereiche Produkte/Dienstleistungen, interne Geschäftsprozesse und Kundenberatung/Vertrieb erhöht habe.
Im April 2020 sagten das 31 Prozent der Befragten. Am häufigsten wurden im Handwerk interne Geschäftsprozesse digitalisiert, das gaben 27,5 Prozent der Handwerker an (Selbstständige insgesamt: 30,5 Prozent). Der Grad der Digitalisierung bei der Kundenberatung/dem Vertrieb hat sich bei 23,2 Prozent erhöht (Selbstständige insgesamt: 24,4 Prozent), bei Produkten beziehungsweise Dienstleistungen bei 16,2 Prozent (Selbstständige insgesamt: 24,4 Prozent). (bhw/ela)
Über Lexware/Lexoffice
Mit den Produkten von Lexware, einer Marke der Haufe Group SE, bringen Anwender ihre geschäftlichen und privaten Finanzen in Ordnung. Von der Buchhaltung über Warenwirtschaft bis zu den Steuern werden Software-Lösungen angeboten. Weitere Informationen unter: www.lexware.de
Die Cloud-Unternehmenslösung ist von der TÜV Rheinland i-sec GmbH und ISO-zertifiziert, die Software ist made in Germany – und sämtliche Daten liegen, laut Pressemitteilung, ausschließlich auf deutschen Servern.
Die Umfragen
Die aktuelle Umfrage wurde vom 22. Februar 2021 bis 3. März 2021 online durch das Softwareunternehmen Lexware unter 5.651 kleinen und mittleren Unternehmen und Selbstständigen, die Lösungen von Lexware oder lexoffice nutzen, durchgeführt.
Die Corona-Umfrage 2020 vom Verband der Gründer und Selbstständigen (VGSD), dem ZEW Mannheim und dem Forschungszentrum Mittelstand an der Universität Trier wurde in Zusammenarbeit mit Lexware unter 27.261 Selbstständigen durchgeführt; Befragungszeitraum: 7. April 2020 bis 4. Mai 2020.