Meister & Master: Noch ein weiter Weg zur Gleichwertigkeit

Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) fordert in einem Positionspapier mehr Anstrengungen für die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Insbesondere die verstetigte Unterstützung der Meisterausbildung, die Weiterentwicklung der Berufsorientierung an Schulen und kostengünstige Fahrt- und Wohnangebote für Ausbildende sind aus Sicht des Handwerks unbedingt notwendig, um die berufliche Bildung nachhaltig zu stärken.

„Lange Zeit galt eine akademische Karriere in Öffentlichkeit und Politik erfolgversprechender als eine berufliche Ausbildung. Gleichzeitig wurden Kernwerte des Handwerks wie die Meisterpflicht teilweise abgeschafft. Daher war es gut und wichtig, dass die Diskussion um die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung deutlich an Fahrt aufgenommen hat“, sagt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold. Wichtige Signale für mehr Wertschätzung des Handwerks stehen auch im neuen Koalitionsvertrag der Landesregierung: die Fortführung von Meister- und Meistergründungsprämie sowie die Befürwortung der Aufwertung handwerklicher Berufe. „Hier dürfen wir jedoch nicht stehenbleiben, wenn berufliche Bildung nachhaltig gestärkt und attraktiver werden soll“, so Reichhold.

Auch wenn seit 2018 die Meisterqualifikation bildungspolitisch mit dem akademischen Bachelor auf gleicher Stufe stehe, ist die auf Gleichbehandlung der beiden Bildungssäulen bis heute nicht realisiert. Das baden-württembergische Handwerk hat daher Vorschläge vorgelegt, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu gehört:

1. die Weiterentwicklung der beruflichen Orientierung an Gymnasien im Sinne einer „ergebnisoffenen“ Berufsorientierung. Diese soll eine individuelle Entscheidung in Richtung akademischer, aber gerade auch beruflicher Bildungswege eröffnen.

2. Die dauerhafte, bedarfsgerechte und zukunftssichernde Förderung und Unterstützung der handwerklichen Bildungsstätten als wesentliche Säule in der dualen Ausbildung und – analog zu Hochschulen - Teil der öffentlichen Bildungsinfrastruktur.

3. Die Verstetigung der Meisterprämie und der Meistergründungsprämie. Gemeinsam mit dem Meister-BAföG muss diese zu einer kostenlosen Meisterausbildung analog des Erststudiums an öffentlichen Hochschulen führen.

4. Die Steigerung der Mobilität von Auszubildenden durch Einführung eines landesweiten, kostengünstigen „Azubitickets“ bspw. in Form eines 365 € - Tickets.

5. Ausbau und Förderung von kostengünstigen Wohnangeboten für Auszubildende zur Steigerung deren Mobilität und zur Abfederung regionaler Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt.

Das Positionspapier mit diesen und weiteren Forderungen finden Sie hier

 

Thematisch passende Artikel:

Deutschlands Zukunft braucht ein starkes Handwerk

Ob Digitalisierung, Wohnungsbau, Infrastruktur, Klimaschutz, Energiewende und vieles mehr: Ohne Handwerksbetriebe und ihre Beschäftigten geht dabei nichts. Sie packen an, entwickeln Lösungen, setzen...

mehr
Ausgabe 06/2019

Gesellenbrief statt Meisterpflicht

In der Ausgabe 5.2019 der bauhandwerk berichteten wir unter der Überschrift „Handwerksrolle rückwärts“ über die Pläne der Bundesregierung, die 2004 abgeschaffte Meisterpflicht für einige...

mehr

Werbekampagne des Handwerks gegen den Fachkräftemangel

Die aktuelle bundesweite Imagekampagne des Handwerks ruft angesichts des Fachkräftebedarfs mit einer provokanten Frage zu gesellschaftlichem Umdenken auf: „Handwerk liegt in der Natur des Menschen....

mehr

Kampagne zeigt Vielfalt und Stärken des Handwerks

Mit persönlichen Erfolgsgeschichten und überraschenden Fakten setzt die Imagekampagne des Handwerks 2023 erneut ein starkes Zeichen in Print-, TV- und Online-Medien. Auf ihren Motiven stellt die...

mehr

Akademie startet Tagungsreihe „Forum Politik und Handwerk“

Berufliche Bildung, Vereinbarkeit von Familie und Job sowie Mobilität und Wohnen der Zukunft sind die Themen des ersten „Forums Politik und Handwerk“. Die Akademie für Politische Bildung in...

mehr