Workshops: Wie die Betriebsnachfolge gelingt
12.06.2024
Noch nie waren die Chancen so gut einen Handwerksbetrieb zu übernehmen: Mindestens 125 000 Handwerksbetriebe suchen bundesweit in den nächsten Jahren einen Nachfolger.
Foto: Steffenmuellerfotografie
Der Generationenwechsel beschäftigt die älteren Betriebsinhaber im Handwerk. Denn 45 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer sind älter als 50 Jahre und werden somit in den nächsten 10 bis 15 Jahren ihren Betrieb übergeben. Aufgrund des demographischen Wandels und einer zunehmenden Meisterlücke sind geeignete Nachfolger rar, so Gabriele Hanisch, Geschäftsführerin bei der Handwerkskammer Region Stuttgart für den Bereich Unternehmensservice.
Der erfolgreiche Betriebsnachfolgeprozess im Handwerk hat neben dem einzelwirtschaftlichen Interesse auch eine ganz wesentliche volkswirtschaftliche Komponente. Das Handwerk bietet eine Vielzahl sicherer Arbeitsplätze und leistet einen wichtigen Beitrag zur Nahversorgung. Nicht zuletzt ist das Handwerk auch ein wichtiger Partner für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Einen Handwerksbetrieb zu übergeben oder zu übernehmen, ist eine komplexe Angelegenheit. Sie muss langfristig und sorgfältig vorbereitet sein. Hanisch: „Deshalb unterstützen wir als Handwerkskammer mit individueller Beratung, zahlreichen Seminaren und Vorträgen oder auch Online-Formaten die Betriebsübergeber und Betriebsübernehmer.“
Nachfolger suchen und finden
Betriebsübergaben laufen dort zielführend und problemlos ab, wo das Thema frühzeitig erkannt und auch angegangen wird. Übergabebereite Unternehmerinnen und Unternehmer informieren sich rechtzeitig, stellen die Weichen in der Familie, im Betrieb oder strecken die Fühler nach externen Übernehmern oder Übernehmerinnen aus und gehen das Thema aktiv an. „Das beobachten wir in der Praxis häufig. Ein wirtschaftlich gesunder Betrieb mit Renditeaussichten, einem Kundenstamm und einer funktionierenden Belegschaft wird in der Regel eine für beide Seiten zufriedenstellende Nachfolgelösung realisieren können“, sagt Gabriele Hanisch. Dies gelte im Übrigen für alle Branchen. „Meist geht es um einen ganz normalen Generationenwechsel, der sich von A wie Augenoptiker bis Z wie Zimmerer-Handwerk durchzieht.“ Stimmen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien oft die jungen Handwerker – egal ob aus der Familie, aus der Belegschaft oder Externe – bereit, in die Verantwortung zu gehen.
Eine Betriebsübergabe bietet großartige Chancen – das ist die langjährige Erfahrung der Betriebswirtschaftlichen Berater der Stuttgarter Handwerkskammer. Die gesamte Infrastruktur im Unternehmen wie Mitarbeiter, der Kontakt zu Kunden und Lieferanten oder die Betriebseinrichtung sind bereits vorhanden – somit kann auf einer guten Basis aufgebaut werden. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass sich Betriebsinhaber häufig zu spät mit der Nachfolgeregelung befassen.
Betriebsübergaben laufen dort zielführend und problemlos ab, wo das Thema frühzeitig erkannt und auch angegangen wird.
Foto: Michaela Podschun
Oft sind die Vorstellungen bezüglich des Unternehmenswerts und der Kaufpreis oder die Pachthöhe überzogen. Ist das Unternehmen ein wesentlicher Teil der Altersabsicherung des Übergebers, schränkt dies die Gestaltungsmöglichkeiten im Nachfolgeprozess deutlich ein.
Wichtig sei, so die Berater der Handwerkskammer, dass der Übergeber nicht versäumt, sich rechtzeitig zurückzuziehen. Er muss Verantwortung übergeben, er muss loslassen können. Zudem muss die Qualifikation des Nachfolgers stimmen. Dies sowohl in fachlicher Hinsicht als auch in den persönlichen Voraussetzungen wie Durchhaltevermögen, Führungskompetenzen sowie unternehmerischen Qualitäten. Die Meisterprüfung im Handwerk stellt hierbei eine solide Basis dar. Und nicht zuletzt braucht es Vertrauen und die Wertschätzung zwischen Übergebern und Übernehmern.
Gemeinsam die Übergabe planen
Die betriebswirtschaftlichen Beraterinnen und Berater der Handwerkskammer sind erfahrene Begleiter für Übergeber wie für Übernehmer. Sie beraten beide Seiten kostenfrei im gesamten Nachfolgeprozess. Empfehlenswert ist es, den Nachfolgeprozess mit einem Erstgespräch mit dem sogenannten Moderator für Unternehmensnachfolge zu beginnen. Er berät ausführlich zu den Rahmenbedingungen einer Betriebsnachfolge, analysiert die momentane Situation, fragt Vorstellungen ab, zeigt die nächsten Schritte auf und vermittelt dann gegebenenfalls zur weiteren Umsetzung an die Betriebswirtschaftlichen Berater.
Bei zahlreichen Seminaren und Vorträgen oder auch Online-Formaten werden Betriebsübergeber und Betriebsübernehmer sensibilisiert und informiert. Auf der Website der Handwerkskammer Region Stuttgart unter www.hwk-stuttgart.de sind ausführliche Infos zum Thema Betriebsübernahme und -übergabe wie auch eine Betriebsbörse zu finden.
Veranstaltungen und Workshops für Betriebe
Seminar „Lebenswerk erhalten – Nachfolge gestalten“
15. Oktober 2024, 18.30 Uhr in Backnang
24. Oktober 2024, 18.30 Uhr in Böblingen
Vierteilige Workshop-Reihe in Stuttgart
Im Rahmen von vier kostenfreien Workshops in der Handwerkskammer unter dem Motto „Betriebsnachfolge konkret“ erhalten Übergeber und Nachfolger, die sich bereits gefunden haben, noch viele Tipps.
Workshop 1
Den Rollenwechsel erfolgreich gestalten, 19. Juni 2024, 16 Uhr
Workshop 2
Übergabeformen und finanzielle Aspekte der Betriebsnachfolge, 3. Juli 2024, 16 Uhr
Workshop 3
Betriebsnachfolge steuerlich optimal gestalten, 11. September 2024, 16 Uhr
Workshop 4
Notfallplan, Testament, Verfügungen – Wie mache ich es richtig? 25. September 2024, 16 Uhr
Weitere Infos: www.hwk-stuttgart.de/betriebsnachfolge2024