Bernhard Remmers Preis geht an die Glyptothek in München und an das Millenniumhaus in Budapest

Mit dem Bernhard Remmers Preis wurden am 3. November in Löningen die herausragenden Arbeiten der handwerklichen Restaurierung an zwei bedeutenden Baudenkmalen geehrt: Der nationale Preis ging an die Glyptothek in München und der internationale Preis an das Millenniumhaus in Budapest.

Die Verleihung des Bernhard Remmers Preises ist jedes Mal ein besonderes Ereignis und eine Herzensangelegenheit der Firma Remmers. Der Hersteller von Produkten für den Schutz von Bauten ehrt damit herausragende Leistungen der handwerklichen Denkmalpflege zur Erhaltung des kulturellen Erbes. Nachdem die Preisverleihung in 2020 wegen Corona nicht stattfinden konnte, feierte sie in diesem Jahr ein Comeback. Und zwar erstmals im neu erbauten Remmers Kompetenzzentrum für Bauten- und Bodenschutz in Löningen. Die vorangegangenen Preisverleihungen fanden regelmäßig auf der Fachmesse denkmal in Leipzig statt. In diesem Jahr waren also am 3. und 4. November über 120 Gäste aus Deutschland und dem europäischen Ausland an den Unternehmenssitz in Löningen eingeladen, um die Preisträger der Kategorien „National“ und „International“ zu würdigen. Am zweiten Veranstaltungstag gab es die Möglichkeit zur Teilnahme am Internationalen Fachforum „Historical Monuments“. Das bot Gelegenheit, um tiefere Einblicke in die Arbeiten zur Restaurierung der beiden Siegerobjekte zu gewinnen und sich mit Branchenvertretern auszutauschen. 

Generalsanierung eines Heiligtums 

Für die Fassadenrestaurierung der Glyptothek am Münchner Königsplatz erhielten die am Bau Beteiligten den Bernhard Remmers Preis 2022 in der Kategorie „National“ Für die Fassadenrestaurierung der Glyptothek am Münchner Königsplatz erhielten die am Bau Beteiligten den Bernhard Remmers Preis 2022 in der Kategorie „National“
Foto: Remmers / Stephan Falk

Für die Fassadenrestaurierung der Glyptothek am Münchner Königsplatz erhielten die am Bau Beteiligten den Bernhard Remmers Preis 2022 in der Kategorie „National“
Foto: Remmers / Stephan Falk
Als Sieger in der Kategorie „National“ wurde die Restaurierung der Glyptothek am Münchner Königsplatz prämiert. An dem von 1816 bis 1830 nach Plänen von Leo von Klenze im Stil eines griechischen Tempels erbauten Gebäude gab es einiges zu tun. Einst war die Glyptothek mit 27 Jahren Bauzeit von 1945 bis 1972 die längste Sanierungsbaustelle Bayerns. Nach dem Krieg galt es vor allem die verheerenden Schäden durch Bomben zu beseitigen. Zum Beginn der Olympischen Spiele in München konnte pünktlich eröffnet werden.

Allerdings hatte man seinerzeit das Gebäude in erster Linie repariert und die 2500 m2 große Fassade aus unterschiedlichen Natursteinen mit einer vereinheitlichenden Schlämme überzogen. Im Zuge der umfangreichen Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten galt es für Restauratorinnen und Handwerker diese wieder behutsam zu entfernen, die darunter ans Licht gekommenen Schäden an den Natursteinen zu beseitigen und die Gebäudehülle insgesamt in ihr ursprüngliches Erscheinungsbild, also das eines griechischen Tempels, zurück zu versetzen. Weil dabei alle Beteiligte gemeinsam an einem Strang gezogen und reichlich Herzblut investiert haben, stach die Glyptothek aus Sicht der Jury deutlich aus den eingereichten Arbeiten heraus und wurde daher mit dem Bernhard Remmers Preis in der Kategorie „National“ geehrt.

Ausgezeichnet wurden Clara Friedl und Prof. Dr. Michael Pfanner vom Pfanner Planungsbüro und Steinsanierung GmbH & Co. KG, Dr. Florian Knauß, Direktor der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek sowie Peter Uhlisch von der F.X. Rauch GmbH & Co. KG. 

Ruine wird Schmuckstück 

Den Bernhard Remmers Preis 2022 erhielten die am Bau Beteiligten in der Kategorie „International“ für den Wiederaufbau und die Restaurierung des Millenniumhauses (Millennium Háza) in Budapest Den Bernhard Remmers Preis 2022 erhielten die am Bau Beteiligten in der Kategorie „International“ für den Wiederaufbau und die Restaurierung des Millenniumhauses (Millennium Háza) in Budapest
Foto: Remmers / Stephan Falk

Den Bernhard Remmers Preis 2022 erhielten die am Bau Beteiligten in der Kategorie „International“ für den Wiederaufbau und die Restaurierung des Millenniumhauses (Millennium Háza) in Budapest
Foto: Remmers / Stephan Falk
Auf internationaler Ebene konnte sich das Millenniumhaus („Millennium Háza“) in Budapest durchsetzen. Das an der Fassade mit Keramiken farbenprächtig geschmückte Gebäude wurde im 19. Jahrhundert im Stil der Neorenaissance erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde es schwer beschädigt, danach unter erheblichen Eingriffen in die Substanz in eine Bildhauerwerkstatt umgebaut und diente später als Café, Büro und Tanzschule bis es zur Ruine verfiel. Irgendwann ist für so ein Gebäude der „point of no return“ erreicht und dann muss man sich entscheiden, was aus der Ruine werden soll: Abreißen oder doch erhalten? Für die Restauratoren von Épkar Zrtund dem Consall Team war das keine Frage. Natürlich sollten sie das für die Stadt und den umgebenden Park wichtige Gebäude erhalten. Im Zuge der nun folgenden Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten musste Vieles vom ursprünglichen Erscheinungsbild aufwendig wieder hergestellt werden. Dies galt insbesondere für die mit farbigen Keramiken geschmückte Fassade. 2500 Keramikelemente wurden in der Werkstatt restauriert, 2000 weitere vor Ort instandgesetzt und über 1000 Teile handwerklich wieder hergestellt. Hier darf man wirklich einmal sagen: „Das Gebäude erstrahlt in neuem Glanz“, denn die Keramiken erstrahlen nun tatsächlich wieder in ihrer ursprünglichen Farbenpracht. Ansonsten wäre die Formulierung „In neuem Glanz“ sicher wie ein „Dolchstoß“ ins Restauratorinnenherz als Lohn für die geleistet Arbeit. Stattdessen wurde die Arbeit der am Bau Beteiligten mit dem „Internationalen“ Bernhard Remmers Preis gewürdigt.

Ausgezeichnet wurden Csaba Nagy von Archikon Kft, Csaba Bálint Monori von Épkar Zrt sowie László Czifrák und Alexandra Botz vom Consall Team Kft. 

Internationales Fachforum „Historical Monuments“ 

Am zweiten Veranstaltungstag wurde – moderiert von Jens Engel und Stefan Haustein von der Firma Remmers – das Internationale Fachforum „Historical Monuments“ abgehalten. Das Forum bot allen Teilnehmenden die Gelegenheit, sich durch spannende Fachvorträge und anregende Diskussionen Detaileinblicke in die Planung und handwerkliche Ausführung der Restaurierungsarbeiten an den beiden Siegerobjekten zu verschaffen. Die Firma Remmers blickt stolz auf eine erfolgreiche Rückkehr des Bernhard Remmers Preises und zwei unterhaltsame Veranstaltungstage im Zeichen der Baudenkmalpflege zurück.

Im kommenden Jahr werden wir in der Zeitschrift bauhandwerk über die Arbeiten an den beiden ausgezeichneten Gebäuden ausführlich berichten.

 

Autor

Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschrift bauhandwerk.

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