Fassaden-Keramiken des Millennium Háza in Budapest restauriert
Nach der Sanierung präsentiert sich das Millennium Háza in Budapest wieder im Originalzustand. Bei der Restaurierung der Keramikelemente an der Fassade war die Bautenschutz-Expertise von Remmers gefragt. Das Projekt erhielt zurecht den internationalen Preis der Bernhard Remmers Akademie für 2022.
Das Millennium Háza – ehemals als Olof-Palme-Haus bekannt – ist eines der ältesten und auffälligsten Bauwerke im weitläufigen Stadtpark von Budapest. Von Ferenc Pfaff entworfen, wurde es ursprünglich als Kunsthalle für die Allgemeine Landesausstellung von 1885 errichtet. Nach einer Erweiterung diente das Gebäude später als Veranstaltungsort für die Ausstellung „Ungarisches Jahrtausend“ sowie einige Jahre als Städtisches Museum. Nach der Gründung der Stiftung für Schöne Künste wurden die Räumlichkeiten in den 1950er Jahren als Bildhauerwerkstatt und anschließend als Zentrale der „Gesellschaft für die Umsetzung der Schönen Künste“ genutzt.
Das Millennium Háza im Herzen von Budapest ist eines der ältesten Bauwerke im weitläufigen Stadtpark
Foto: Stephan Falk
In dieser Zeit erfolgte eine völlige Umgestaltung – die ursprüngliche Architektur ging mehr und mehr verloren. Auch in den Folgejahren scheiterte die geplante weitere Nutzung für künstlerische Zwecke – das zunehmend baufällige Gebäude stand lange Zeit leer, diente zeitweise als Café, Kneipe und Tanzschule. Im Rahmen des Projekts „Liget Budapest“ – einer grundlegenden Neugestaltung des Stadtpark-Areals – wurde ab 2017 auch das Millennium Háza denkmalgerecht restauriert. Heute dient es als kultureller Gemeinschaftsraum und beherbergt sowohl die Kunstausstellung NEO Contemporary Art Space, einen Konferenzraum, einen Raum für Museumspädagogik als auch ein Café im Ambiente des späten 19. Jahrhunderts.
Denkmalgerechte Sanierungsarbeiten in intensiver Kooperation
Die Planung der Sanierungsarbeiten am historischen Kulturdenkmal erfolgte in enger Zusammenarbeit von Bauherr, dem Denkmalamt der Stadt Budapest, dem Planungsbüro Archikon Architects, den Projektmanagern von Városliget Zrt., dem Restauratoren-Team von Consall Team Kft. sowie den Experten von Remmers. „Ziel war es, die im Laufe der Jahrzehnte vorgenommenen architektonischen Ergänzungen weitgehend rückgängig zu machen und den optischen Originalzustand wiederherzustellen – ergänzt um die aktuellen bautechnischen und technischen Standards“, erläutert Architekt Csaba Nagy. So wurden unter anderem nachträglich errichtete Anbauten entfernt, Umbauten rückgängig gemacht, das Innere umstrukturiert und zudem wurde auch der Haupteingang wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückversetzt. Nicht zuletzt sah die Planung den Bau eines neuen, mit großen Glasflächen verkleideten Daches sowie die komplette Restaurierung der Ziegelfassade mit ihren farblichen Keramikelementen vor. Die kunstvollen Dekorationen stammten seinerzeit aus dem Hause der berühmten ungarischen Porzellanmanufaktur Zsolnay.
Bestandsaufnahme mit Schadensanalyse
Im Vorfeld der komplexen Fassadensanierung erfolgte eine umfangreiche Schadensanalyse beziehungsweise Bestandsaufnahme durch das erfahrene Restauratoren-Team von Consall Team Kft. „Wir haben gemeinsam mit dem Denkmalamt und den Planern im Detail analysiert, welche Elemente und Ornamente der Originalfassade zu retten sind, wieviel vor Ort saniert werden konnte, welche Teile in der Werkstatt restauriert und wie viele Elemente komplett erneuert werden mussten“, erklärt Geschäftsführer László Czifrák. So stellte sich heraus, dass von insgesamt 4000 Elementen rund 1000 komplett neu hergestellt werden mussten. Die weiteren Elemente wurden teils direkt an der Fassade restauriert und teils in der Werkstatt in ihren Originalzustand zurückversetzt.
Fachgerechte Restaurierung der Keramikelemente
Zahlreiche Teile wurden nach dem Ausbau in der Werkstatt aufwändig bearbeitet und in ihren ursprünglichen Farben wiederhergestellt
Foto: Városliget Zrt.
Vor allem die Konsolen und die Zwischenkonsolen-Elemente am Rand der Dachkonstruktion beziehungsweise unter dem Steinsims der Fassade wiesen gravierende Schäden und Bruchstellen auf. Zudem zeigten auch die darunter liegenden Friesreihen sowie andere Verzierungen einen starken Sanierungsbedarf – dahinter liegendes Mörtelmaterial war durch jahrzehntelange Witterungseinflüsse brüchig geworden. Da eine Restaurierung dieser filigranen Ornamente und Elemente direkt an der Fassade nicht möglich war, wurden sie Schritt für Schritt ausgebaut, numerisch geordnet und in der Werkstatt von Consall Team Kft. originalgetreu in Handarbeit wiederhergestellt. Dabei reinigten die Restauratoren die Oberflächen zunächst mit der Fassadenreinigerpaste „Clean FP“ von Schmutz und mit dem Klinkerreiniger „Clean AC“ von Salzen. Risse in den Teilen schlossen sie mit dem starren und sehr leistungsfähigen „EP-Injektionsharz IR Epoxy 360“. Das Verkleben von Fragmenten erfolgte mit einem Epoxidkleber. Notwendige Verstärkungen wurden mit „KSE 500 STE“ – einem elastifizierten Steinfestiger auf Kieselsäureester-Basis – ausgeführt.
Für die Ergänzung und Restaurierung von Fehlstellen und Ausbrüchen sowie Reprofilierung ganzer Teile kamen – abgestimmt auf Art und Größe der Schäden – die mineralischen Steinergänzungsmörtel der „RM-Reihe“ zum Einsatz. Diese zeichnen sich durch eine hohe Schlämmfähigkeit aus und sind gegen „Null“ auslaufend form- und verarbeitbar. Je nach konkretem Teil trugen die Restauratoren zudem eine dünne Schicht des Füll- und Flächenspachtels „Multi Fill“ auf.
Wiedereinbau mit meisterlichem Ergebnis
Nach der Bearbeitung wurden die instandgesetzten Keramikteile einzeln wieder an
der ursprünglichen Position an der Fassade eingebaut
Foto: Városliget Zrt.
Beim Wiedereinbau der instandgesetzten Keramikteile setzten die Handwerker einen frostsicheren Mörtelkleber ein. Die Verfugung erfolgte mit dem Trass-Kalk-Zement Fugenmörtel. Um die Farbgebung dauerhaft zu erhalten, wurden zum Abschluss alle Keramikoberflächen mit der wasserabweisenden Silikonharzfarbe „Color LA“ (verdünnt mit „Funcosil WS“, um es lasierend zu machen) versehen. Darauf erfolgte eine hydrophobierende Imprägnierung der gesamten Backsteinfassade auf Silan-/Siloxanbasis mit „Funcosil SNL“ – für einen langfristigen Schutz vor Witterungs- und Umgebungseinflüssen.
Vom Ergebnis der Arbeiten zeigt sich László Leposa vom Denkmalamt Budapest Metropolitan Government Office begeistert: „Die Zusammenarbeit aller Beteiligten war sehr intensiv und partnerschaftlich. Gemeinsam haben wir es geschafft, die Vergangenheit des Baudenkmals originalgetreu zu erhalten und gleichzeitig die zukünftige Nutzung sicherzustellen. Eine planerisch und handwerklich beeindruckende Leistung.“
Autor
Christian Behrens ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Firma Remmers in Löningen zuständig.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr Városliget Zrt., Budapest
Planung Archikon Architects Kft., Budapest, www.archikon.hu
Bauunternehmen Épkar Zrt, Budapest, www.epkar.hu
Denkmalschutz Denkmalamt Budapest Metropolitan Government Office; Consall Team Kft.
Eingesetzte Produkte Clean FP, AGE, Clean AC, BFA, IR Epoxy 360, RM, RM Pro, Multi Fill, FL Fix white, ZM HF, KSE 300 E, KSE 500 STE, FM TK, Color LA, Funcosil SNL, Funcosil WS, Graffiti-Schutz
Remmers, Löningen, www.remmers.de