Fassaden der Glyptothek in München denkmalgerecht restauriert
Der Museumsbau Glyptothek ist zentraler Bestandteil des Kunstareals am Königsplatz in München und zeichnet sich durch seine charakteristische Architektur aus. Optisch gleicht das Hauptgebäude einem griechischen Tempel. Die Fassaden wurden denkmalgerecht in den Originalzustand zurückversetzt.
Die Glyptothek wurde von 1816 bis 1830 nach Plänen des Architekten Leo von Klenze im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I. errichtet. Von Beginn an diente das monumentale Gebäude als Ausstellungsfläche für die königliche Sammlung griechischer und römischer Skulpturen – auch heute noch ist die Glyptothek als Museum hoch angesehen und beherbergt weltbekannte Kunstwerke wie den „Barbarinischen Faun“ oder die „Trunkene Alte“.
Nicht nur die historischen Schätze im Innern, sondern auch die Architektur des Gebäudes ist einzigartig. Während sich die Fassade an griechische Tempelfronten anlehnt, gleichen die Innenräume mit ihren hohen und gewölbten Decken römischen Thermen. Insgesamt verfügt das Gebäude über 14 Ausstellungssäle, die sich um einen quadratischen Innenhof gruppieren.
Originalgetreue Wiederherstellung
Detailansicht eines neuen Kapitells und einer fertiggestellten Putzoberfläche
Foto: F.X. Rauch
Im Zweiten Weltkrieg wurden sowohl die Fassade als auch die Gewölbe der Glyptothek stark beschädigt. In den 1950er und 1960er Jahren wurden immer wieder Reparaturen und Sanierungsarbeiten am Gebäude sowie in der Ausstellung durchgeführt – so auch für die Wiedereröffnung zu den Olympischen Spielen 1972.
Ab 2012 wurde ein umfangreiches Sanierungskonzept erstellt, das neben Maßnahmen zur Herstellung der Barrierefreiheit und einer Erneuerung der Elektrotechnik vor allem auch die Instandsetzung der Fassadenflächen vorsah. Die besonderen Herausforderungen des Projekts beschreibt Clara Friedl von der Pfanner Planungsbüro und Steinrestaurierung GmbH & Co. KG in München: „Es galt, die Planung des Architekten Klenze sichtbar zu machen. Dazu sollten der Bestand konserviert und fehlende beziehungsweise stark zerstörte Bauteile restauriert werden.“ Die herausragenden Arbeiten der Sanierung würdigte Remmers mit dem Bernhard Remmers Preis (bauhandwerk 12/2022).
Enge Zusammenarbeit aller Baubeteiligten
Um die insgesamt 2500 m2 große Fassadenfläche denkmalgerecht wieder herzustellen, war von Beginn an eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn,der Pfanner Planungsbüro und Steinrestaurierung GmbH & Co. KG, dem Staatlichen Bauamt München, dem ausführenden Handwerksbetrieb F.X. Rauch GmbH & Co. KG (München) und den Experten der Remmers Fachplanung erforderlich. Nur durch einen kontinuierlichen Austausch ließ sich ein ganzheitliches Maßnahmenpaket umsetzen.
Blick auf das Tempelgesims West nach Instandsetzung des Betonwerksteins und Restaurierung des Natursteins
Foto: F.X. Rauch
Das Sanierungskonzept beinhaltete sowohl die Sicherung und Konservierung der beschädigten originalen Fassadenoberflächen als auch die Rekonstruktion und Wiederherstellung fehlender Architekturglieder beziehungsweise Zierelemente. Nicht zuletzt sollte die technische Funktion bestehender Originalbauteile durch restauratorische Leistungen aufgewertet werden. Eine besondere Herausforderung der Sanierung waren die unterschiedlichen Fassaden-Materialien und Farbvarietäten. Peter Uhlisch, Projektleiter beim Verarbeiter F.X. Rauch, erklärt: „Am Gebäude finden sich Bereiche aus Betonwerkstein, Tuff, Jurakalk, Muschelkalk sowie auch aus Untersberger Marmor. Hier galt es, durch genau auf das jeweilige Material abgestimmte Maßnahmen ein einheitliches und komplettes Erscheinungsbild eines griechischen Tempels wiederherzustellen.“
Fachgerechte Reinigung und Konservierung
Im ersten Schritt erfolgte eine fachgerechte Reinigung der Fassadenflächen. Ziel dabei war es, die Originalsubstanz soweit wie möglich zu erhalten. Daraufhin erfolgte die Sicherung und Konservierung der historischen Originaloberflächen durch das Hinterfüllen von Schalen, Kleben und Sichern beziehungsweise Anböschen von kleinteiligen Bruchstücken und das Schlämmen der Originaloberflächen. Hierbei setzten die Experten auf den mineralischen Steinergänzungsmörtel RM – in Körnung und Farbe jeweils an das vorhandene Bestandsmaterial angepasst.
Das Produkt zeichnet sich insbesondere durch eine gute Flankenhaftung und geringe Eigenspannung aus und lässt sich sehr einfach formen und verarbeiten. Ein Schwerpunkt der umfangreichen konservatorischen Arbeit waren die noch erhaltenen Löwenköpfe der seitlichen Traufgesimse und das Gesims am Tempeldach mit den Antefixen.
Natursteinarbeiten und mineralische Ergänzung
In der Fassade waren größere Löcher und Risse
Foto: F.X. Rauch
Bei den Ergänzungsarbeiten an der Natursteinfassade ging es darum, die Originalsubstanz so weit wie möglich zu erhalten und lediglich schadhaftes Material zu entnehmen. Dabei wurden Konturvierungen hergestellt und mit Pressfugen versetzt. Für Neuteile wie Verdachungen, Löwenköpfe oder Kapitelle fertigten die Experten im Vorfeld Gipsmodelle und Musterstücke zum Teil in Naturstein.
Im Portalbereich und am Tuffsockel wurden – ebenfalls mit dem mineralischen Steinergänzungsmörtel RM – alle beschädigten und verwitterten Steinkanten wiederhergestellt, um die ursprüngliche hohe Qualität der Quaderung zu verdeutlichen. Kleinere Fehl- und Schadstellen wurden mit mineralischen Steinrestauriermörteln ergänzt. Peter Uhlisch: „Allein für die mineralische Instandsetzung haben wir 10 bis 12 Mörtelmuster mit unterschiedlichen Farbtönen und Körnungen vor Ort angemischt. Jede Ergänzung wurde der Oberfläche des historischen Bestands angepasst.“
Restaurierung des Betonwerksteins und Oberflächenschutz
Im Rahmen der Restaurierung der Betonwerkstein-Fassade wurden Teilbereiche zurückgebaut und mit neuen Betonwerksteinen im ursprünglichen Steinschnitt beziehungsweise Profilierung wiederhergestellt. Sowohl dabei als auch bei der aufwändigen Sanierung und kleinteiligen Ergänzung des beschädigten Betonsteins kamen verschiedene Varianten des Reparaturmörtel-Systems „Betofix“ von Remmers zum Einsatz. Dabei wurden Oberflächen verschlämmt, Risse aufgefüllt und geschlossen.
Die Antefixe wurden instandgesetzt oder nach Originalvorlagen neu angefertigt und montiert
Foto: F.X. Rauch
Zudem wurde die Bestandsbewehrung durch den Austausch von stark beschädigten Bewehrungselementen und speziellen Korrosionsschutzmaßnahmen ertüchtigt. Für einen verlässlichen dauerhaften Witterungsschutz trugen die Verarbeiter abschließend auf die Betonstein-Oberfläche die leicht transparente Silikonharzfarbe „Color LA“ auf.
Die anspruchsvolle Instandsetzung der Fassade war für die Beteiligten eine Gratwanderung zwischen behutsamer Ergänzung und teilweiser Reprofilierung – immer mit Blick auf den Denkmalschutz. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mit Abschluss der Arbeiten – diese blieben sowohl im Kosten- als auch im Zeitrahmen – zeigt sich die Glyptothek auch dank innovativer Bautenschutz-Lösungen von Remmers wieder im unverfälschten Originalzustand.
AutorChristian Behrens leitet den Bereich Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei Remmers in Löningen.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr/Investor Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt München, München, www.freistaat.bayern.de
Architekten/Planer Pfanner Planungsbüro und Steinrestaurierung GmbH & Co. KG, München
Naturstein-Sanierung F.X. Rauch GmbH & Co. KG, München,www.fxrauch.de
Produktspezifische Beratung Remmers Fachplanung (Christian Hecker), remmers.com
Eingesetzte Remmers Produkte RM, FM ZF, Color LA ADD, Betofix Fill, Betofix, R4 EM, Betofix EM 4 / EM 8, Betofix RM, Betofix HQ2, Betofix KHB, S-Protect/ Rostschutz M, Epoxy BH 100, ICS 2K Injektionsleim, BSP Bohrlochsuspension