Tiny House: Futtersilo als Tee-Raum

Auf dem Parkplatz und im Hof des Berliner Bauhaus-Archivs entsteht zurzeit unter Leitung des Kurators Van Bo Le-Mentzel ein kleines „temporäres Dorf“ aus recht unterschiedlichen selbstgebauten Minihäuser auf  Rädern – den so genannten „Tiny Houses“. Bis März nächsten Jahres soll ihre Zahl auf rund 20 wachsen und Anlass zur Diskussion über Baukultur und Grundeinkommen bieten. „Manchmal können kleine Ideen helfen, die ganz großen Fragen zu beantworten, zum Beispiel die Wohnungs­frage. Wenn wir das mit unseren 10 m2 großen Minihäusern schaffen, können andere das auch“, sagt Van Bo Le-Mentzel.

Bei einem der Projekte handelt es sich um ein kleines Futter­silo, das der Architekt Jan Körbes vom Büro Refunc innerhalb von zwei Monaten auf dem Gelände der ZK/U in Berlin um­gebaut hat. Körbes hat mit der Umnutzung von Futtersilos nicht nur bereits Erfahrungen gesammelt, sondern vor Jahren gemeinsam mit seiner Tochter in Holland selbst in einem von ihm umgebauten Silo zwei­einhalb Jahre lang gewohnt. Heute befindet sich dieses zur Miniwohnung umgebaute Futtersilo in Berlin auf dem Gelände der ZK/U.

„Überbleibsel aus der Industrie sind meine große Faszination“, sagt Jan Körbes. Bei dem von ihm „Lemon Loft“ getauften, 4 m hohen Futtersilo auf dem Gelände des Berliner Bauhaus-Archivs handelt es sich allerdings nicht um eine Umnutzung zum Wohnen, sondern um einen Tee- oder Meditationsraum. Bis zu zehn Menschen können dort zusammenkommen. Durch ein Panoramafenster, in dem man in luftiger Höhe auch sitzen kann, schaut man zu den anderen Minihäusern auf den Bauhaus Campus Berlin, in die Landschaft oder in die Stadt, je nachdem, wo man das umgebaute Futtersilo aufstellen will. Denn für den Transport ist es auch gedacht, da es mit einem Transportanhänger kombiniert ist.

Der Durchmesser des Silos beträgt fast 2 m, die Nutzfläche etwa 3 m2. In dem von innen mit Holz ausgebauten Raum bieten die an der runden Wand montierten Sitzflächen gleichzeitig als Trittflächen die Möglichkeit zum Aufstieg.

Ein Futtersilo wird so zu einem Ort der Zusammenkunft und Inspiration, um das Umdenken zwischen Wertstoffen und Resträumen anzuregen. Als Teil von Refuncs „SiloCity“ spielt dieses Teehaus mit möglichen Weiternutzungen von ausgedienten landwirtschaft­lichen und industriellen Objekten.

Im kommenden Jahr werden wir in bauhandwerk ausführlich über den Umbau der Futtersilos berichten.

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