Instandsetzung des Bremer (Anti)-Kolonialdenkmals mit Remmers-Systemen
Ein aus Klinkern gemauerter Elefant erinnert in Bremen an die deutsche Kolonialzeit. Um das stark
geschädigte Mauerwerk zu sanieren und das Mahnmal vor dem Verfall zu bewahren, wurden Produkte von Remmers eingesetzt.
Wer hinter dem Hauptbahnhof in Bremen in Richtung Bürgerpark spaziert, steht unverhofft vor dem eindruckvollen Monument des weltgrößten Ziegelstein-Elefanten. Auf einem 15 x 12 m großen und 1,5 m hohen Sockel thront die mächtige Gestalt, gemauert aus dunkelrotem Oldenburger Klinker. Insgesamt 10 m hoch ist dieses Denkmal beziehungsweise Mahnmal, das an Deutschlands Vergangenheit als Kolonialmacht erinnert. Gegen den anfänglichen Widerstand des Senates wurde er 1932 nach dem Entwurf des Bildhauers Fritz Behn errichtet. Das Geld für den Bau kam seinerzeit von Bremer Kaufleuten, die nach dem Ersten Weltkrieg an die guten Geschäfte in der Kolonialzeit erinnern und daran anknüpfen wollten.
Sanierung um „fünf vor zwölf“
Politisch korrekt wird das Monument heute als Antikolonialdenkmal bezeichnet, um dessen Erhalt und Pflege sich der gemeinnützige Verein „Der Elefant“ kümmert. Der Unterbau (Krypta) kann an der Kopfseite des Elefanten über sechs Stufen und ein bronzenes Tor betreten werden. Hier lag lange Zeit, auf einem Steintisch, ein Buch, in dem die 1490 Namen der im Ersten Weltkrieg in den deutschen Kolonien gefallenen Soldaten verzeichnet waren. Heute befindet sich das Totenbuch im Staatsarchiv Bremen. Der Tod – dieses Schicksal drohte auch dem Bauwerk selbst. Moospolster auf den Fugen, Kalkaussinterungen durch Fehlstellen und Rissbildung im Fugennetz und der krönende Bewuchs mit einer Birke auf dem Haupt waren sichtbare Zeichen des Verfalls.
Frank Deitschun, Sachverständiger in Bremen für Schäden an Gebäuden, hatte bereits im Januar 2016 ein Gutachten erstellt. Seine Zusammenfassung: „Es ist fünf Minuten vor zwölf. Noch ein weiterer strenger Winter und Frostsprengungen im durchnässten Mauerwerk würden für die unwiderrufliche Zerstörungen sorgen. Dem tatenlos zu zusehen, wäre auch eine Missachtung der eigenen Geschichte”.
Das überzeugte die Bremer Landesregierung, und der Senat stellte 120 000 Euro für die Instandsetzung zur Verfügung, 60 000 Euro kamen aus Bundesmitteln hinzu. „Mit diesem Etat können wir die Instandsetzung des Klinkerbauwerks nach heutigem Stand der Technik in Angriff nehmen“, freute sich der Vereinsvorsitzende Ralph Saxe.
Ein defektes Fugennetz und schadhafte Klinker
Wie bei allen Sichtmauerwerken haben die Mörtelfugen auch beim Elefanten einen erheblichen Flächenanteil. Damit bestimmen sie die wesentlichen bauphysikalischen Eigenschaften des Mauerwerks. Defekte Fugen bewirkten eine hohe Wasseraufnahme und führten zu einem schwachen Verbund zwischen Mörtel und Ziegel. Die Folgen: Flankenabrisse, Auswaschungen, Frostschäden und Bewuchs.
Weitere Schäden verursachten Reparaturarbeiten in den 1980er-Jahren. Seinerzeit war im Sockel des Denkmals eine Abdichtung gegen den Regen eingebaut worden und das war kontraproduktiv. „Darunter sammelt sich jetzt das Wasser“, erklärt Deitschun, „besonders an der Nordwest-Seite ist eine hundertprozentige Durchfeuchtung entstanden, die bei starkem Frost zu einer Sprengung des Denkmals führen könnte“.
Grundlage der Instandsetzungsplanung war das gemeinsam mit der Materialprüfanstalt Bremen erarbeitete Gutachten zur Bausubstanz. Über Materialproben wurden Feuchtigkeiten, Salzgehalt und weitere Parameter für die Instandsetzungsplanung ermittelt. Die Instandsetzungsarbeiten sollten während der Sommermonate durchgeführt werden, um so sicherzustellen, dass zu jedem Zeitpunkt ausreichende Bauteil- und Verarbeitungstemperaturen vorhanden sind.
Steinersatz und Neuverfugung
Als Material für die partielle Fugeninstandsetzung entschied man sich für eine modifizierte Remmers-Fugenschlämme. Prinzipiell erfolgt bei diesem System die Fugenerneuerung durch Einbringen eines speziellen, hydraulisch härtenden Materials. Es handelt sich dabei um eine feinkörnige Schlämme mit sulfatbeständigem Bindemittel. Sie gewährleistet eine hohe Beständigkeit, auch bei salzbelastetem Mauerwerk. Die verschlämmte Fuge zeichnet sich durch eine besonders gute Flankenhaftung aus, bedingt durch den hohen Bindemittelgehalt des Mörtels und die Einbring-Technik.
Um die Eignung der Remmers Schlämmverfugung für das Baudenkmal Elefant zu prüfen, wurde durch den Remmers Technik Service RTS eine Probefläche angelegt. Nach Fertigstellung wurde sie von der Materialprüfanstalt (MPA) Bremen und dem Landesamt für Denkmalpflege Bremen eingehend bewertet und genehmigt.
Zur Durchführung gelangte folgendes Konzept: Im ersten Schritt reinigten die Handwerker die Fassade mit dem Remmers „Rotec“-Verfahren, ein den Untergrund schonendes Niederdruck-Wirbelstrahlverfahren. Danach tauschten sie defekter Steine durch neue, farblich angepasste Klinker aus. Anschließen räumten sie defekte Altfugen tief aus und fütterten die dabei entstehenden Hohlräume händisch mit Remmers Fugenschlämme – 2:1 verschnitten mit Quarzsand – auf. Den Abschluss bildete eine Schlämmverfugung der erneuerten sowie weiterer geschädigter Bereiche.
In Abstimmung zwischen der Materialprüfanstalt und der Denkmalpflege Bremen wurde auf eine Hydrophbierung der geschlämmten Flächen verzichtet, da in vielen Bereichen vorspringend vermauerte Ziegel mit rückläufiger Oberseiten-Neigung vorliegen, wodurch eine Hydrophobierung hinterlaufen werden könnte. Außerdem sollte das Rücktrocknungspotential über die Außenoberfläche so hoch wie möglich bleiben.
Abdichtung des Podests mit „MB 2K“
Die aus Klinkersteinen errichtete Skulptur des Elefanten ist ein gewichtiges Bauwerk mit einem zweistufigen Unterbau. Um die Podestflächen unter dem Ziegelbelag abdichten zu können, entfernten und erneuerten die Handwerker die schadhaften Klinkerbeläge im Zuge der Sanierungsarbeiten am Denkmal. Die abdichtende Lage bildeten sie dann mit „MB 2K“ (früher: „Multi-Baudicht 2K“) als wasserführende Schicht neu.
Die Instandsetzung des oberen Podestes im Einzelnen:
1. Abbruch der losen und hohlen Flächen des Verbundestrichs
2. Erneuerung der Verbundestrichflächen mit vorgegebenem Gefälle und geschwungener Form
3. Abkleben der Randbereiche
4. Aufbringen von „Kiesol“ (1:1 mit Wasser verdünnt) als Haftgrund
5. In den frischen Haftgrund Aufbringen der ersten Schicht „MB 2K“ mit Schichtstärkenkelle 2 mm
6. Einarbeiten von „VF 120“ Fugenbändern in den Ecken
7. Aufbringen der zweiten Lage „MB 2K“ nach Trocknung der ersten Lage
8. Legen der Rand-Betonfertigteile, vorgefertigt im Betonwerk aus brandgleichen Klinkern mit Betonkern mit Edelstahlbewehrung für die Verankerung im Drainagemörtel
9. Einbau der Drainagemörtelschicht im direkten Verbund mit „MB 2K“
10. Herstellen der Pflasterflächen und Verfugung mit Schlämmmörtel
Kompressenputz als Opferputz im Elefanten
Da auf eine Hydrophobierung ausdrücklich verzichtet wurde, ist auch nach der Instandsetzung mit einem zwar deutlich reduzierten, jedoch nicht zu vernachlässigenden permanenten Feuchtigkeitstransport innerhalb des Mauerwerks zu rechnen. Um erneute Kalkausblühungen und -aussinterungen auf der Aussenseite des Elefanten zu vermeiden, sollte dieser Feuchtestrom möglichst gerichtet ins Innere des Elefanten geführt werden. Dies wird durch eine verbesserte Belüftung des Hohlraums bewerkstelligt. Um Feuchtigkeit und Salze auch auf der Innenseite möglichst schadensfrei aufzunehmen und gleichzeitig die Abtrocknung nicht zu behindern, wurden die Innenoberflächen des Elefanten mit Remmers Kompressenputz versehen. Er erfüllt alle formulierten Bedingungen und fungiert als Opferschicht, um die wertvolle Substanz des Elefanten selbst zu schützen.
AutorJens Engel ist Produktmanager Bauten- und Fassadenschutz bei der Firma Remmers in Löningen.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr Senator für Umwelt, Bau und Verkehr,
Bremen
Planung und Bauleitung Deitschun & Partner,
Bremen, www.deitschun.info
Ausführungsplanung Architekt Uwe Meier, Bremen, www.meier-architekt.com
Sicherheitskoordination Baustelle B.A.U.planung Gudrun Gerke, Bremen
Instandsetzungsarbeiten Kathmann
Bauunternehmung, Bremen,
Beratung Remmers Fachplanung, Löningen,
Produktindex (Auswahl)
Schlämmverfugung, MB 2K, Kompressenputz,
Remmers, Löningen, www.remmers.de