Gas- und wasserdicht – Hauseinführungen fachgerecht einbauen
Jedes Gebäude benötigt Ver- und Entsorgungsleitungen. Geprüfte, industriell gefertigte Hauseinführungssysteme verhindern zuverlässig das Eindringen von Feuchtigkeit, Schleich- und Radongasen aus dem Erdreich. Wir zeigen, was Handwerker bei der Montage beachten müssen.
Um zu gewährleisten, dass die Dichtung der Hausdurchdringung zuverlässig das Eindringen von Feuchtigkeit, Schleich- und Radongasen aus dem Erdreich verhindert, fordert der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) geprüfte Gas- und Wasserdichtheit für das Dichtungssystem. Traditionelle Baustellenlösungen können diesen Nachweis meistens nicht dokumentieren. Deshalb verlangen immer mehr Versorgungsunternehmen und Netzbetreiber den Einbau geprüfter, industriell gefertigter Hauseinführungssysteme. Handwerker müssen sich auf diese Lösungen einstellen. Um Bedenken anmelden zu können, sollten sie auch die Eignung der geplanten Hauseinführung überprüfen können.
Industriell gefertigte Hauseinführungssysteme
Im Prinzip bestehen Hauseinführungssysteme aus einem Futterrohr und einem Dichtungseinsatz für eine oder mehrere Versorgungsleitungen. Die Futterrohre müssen fachgerecht an die Flächenabdichtung, sei es eine Beschichtung oder wasserundurchlässiger Beton, angeschlossen sein. In Wänden aus WU-Beton kann eine Kernbohrung das Futterrohr ersetzen. Sie muss aber frei von Lunkern sein und eine dichte Oberfläche haben.
Den Spalt zwischen Futterrohr und den Leitungen verschließen Dichtungsringe. Sie bestehen aus zwei Pressplatten und einem Gummiring. Durch kontrolliertes Zusammenpressen der Platten mit dem Drehmomentschlüssel dehnt sich der Gummiring aus und legt sich mit dem erforderlichen Druck an die Leitung und das Futterrohr an. Um die Dichtung auf die Rohr- oder Kabelstärke anpassen zu können, gibt es Dichtungseinsätze, die aus Gummisegmentringen bestehen.
Die Segmentringe lassen sich mit einem Messer an den Sollbruchstellen herauslösen, bis der benötigte Durchmesser erreicht ist. Er darf nicht zu stark von dem Leitungsdurchmesser abweichen, weil sonst die Segmentringe überlappen.
FHRK-Standardlösungen
Für die erforderliche Dicke der Ringraumdichtung hat der Fachverband Hauseinführungen für Rohre und Kabel (FHRK), abhängig von der Feuchtebelastung und dem Wandaufbau, Standardlösungen entwickelt. Eine Ortbetonwand mit einer Außenabdichtung benötigt für den Lastfall „aufstauendes Sickerwasser und drückendes Wasser“ eine 30 mm breite Ringraumdichtung. Der Anschluss an die Flächenabdichtung erfolgt durch eine Fest/Losflanschkonstruktion.
Eine WU-Beton-Elementwand mit integrierter Wärmedämmung benötigt für den Lastfall „aufstauendes Sickerwasser und drückendes Wasser“ bei Verwendung eines Futterrohres ebenfalls eine 30 mm breite Ringraumdichtung, bei einer Kernbohrung jedoch zwei 30 mm breite Ringraumdichtungen. Oberflächen von Kernbohrungen sollten zusätzlich mit einer Dichtungsschlämme versiegelt werden. Wie tief die Leitungen unter der Oberkante Boden liegen müssen, muss mit dem jeweiligen Versorgungsunternehmen abgestimmt werden.
Senkrechte Belastungen verhindern
Beim Verfüllen der Baugrube muss man unbedingt darauf achten, dass die Leerrohre unterstopft werden, die Verfüllung lagenweise erfolgt und keine zu schweren Verdichtungsgeräte eingesetzt werden. Die Schutzrohre müssen an allen Stellen den für eine gleichmäßige Verdichtung erforderlichen Abstand haben, damit das Verfüllmaterial ausreichend dicht eingebaut werden kann und so als tragendes Element wirkt.
Die Sohle des Rohrgrabens muss so verdichtet werden, dass Erdsetzungen ausgeschlossen sind. Dazu wird sie zunächst steinfrei eingeebnet. Dann bringt man ein etwa 10 cm dickes Sandbett ein, das von Hand verdichtet wird. Anschließend wird der restliche Rohrgraben in Lagen von 30 cm mit steinfreiem Material verfüllt und verdichtet.
Auch auf der Raumseite dürfen Hauseinführungssy-steme keinen senkrechten Belastungen ausgesetzt werden. Deshalb werden die anschließenden Rohre und Kabel entsprechend aufgehängt.
Mehrsparten-Hauseinführungen
Um Versorgungsleitungen bündeln zu können, werden für die Zuleitungen für Wasser, Strom, Telekommunikation, Gas und Fernwärme heute in erster Linie Mehrsparten-Hauseinführungen eingesetzt. Sie gewährleisten bei einer Durchdringung, dass jeder Versorger einen getrennten Zugang in das Gebäude hat. In Kellerwänden sind runde, in Bodenplatten rechteckige Ausführungen üblich.
Für die Leitungsaufnahme im Erdreich sollten an das Hauseinführungssystem Leerrohre angeschlossen werden. Sind sie bis zum Übergabeschacht geführt, kann die Baugrube direkt nach der Verlegung verfüllt werden. Die Rohre und Kabel lassen sich zu einem späteren Zeitpunkt einführen und bei Sanierungen oder Reperaturen ohne Aufgraben austauschen.
Leerrohre sind bei nicht unterkellerten Gebäuden bis 1,5 m vor dem Gebäude Vorschrift. Sie müssen nicht wasserdicht sein, weil sie außerhalb der Abdichtungsebene liegen. Unter Gebäuden sollten sie aber druckfest sein. Bevor die Leitung verlegt und die Hauseinführung dicht ist, muss das Leerrohr mit einem gas- und wasserdichten Blindstopfen verschlossen sein.
Mehrsparten-Hauseinführungen für Bodenplatten
Als Mehrsparten-Hauseinführung wird für Bodendurchdringungen heute die rechteckige Ausführung bevorzugt. So haben alle Auslässe einen gleichmäßigen Abstand zur Wand. Bei der Herstellung der Bodenplatte wird ein auf das Hauseinführungssystem abgestimmtes, spezielles Futterrohr einbetoniert. Zur genauen Lagefixierung liefern die Hersteller Erdspieße oder ein Einbaugestell mit. Beim Anbringen der Bodeneinführung muss man auf die senkrechte Ausrichtung und den Abstand zu den Wänden achten. Eine Libelle im Deckel erleichtert den senkrechten Einbau.
Die außenseitig an das Rohbauteil anzuschließenden Leerrohre müssen mindestens einen Biegeradius von 1 m einhalten, damit die Rohre und Kabel sicher durchgefädelt werden können und mindestens bis 1,5 m vor das Gebäude reichen. Von der verputzten Wand muss ein Mindestabstand von 5 cm eingehalten werden. Die Gasarmatur entscheidet, ob der Abstand noch größer sein muss. Die Einbauhöhe richtet sich nach der Oberkante der Bodenplatte. Sie ist auf dem Grundkörper markiert. Bei fachgerechter Positionierung steht nach dem Betonieren das Rohbauteil 235 mm über dem Rohfußboden. Es lässt sich später durch Abnehmen der einzelnen Ausgleichsrahmen auf die Höhe des Fertigbodens kürzen.
Schlussbemerkungen
Geprüfte Hauseinführungssysteme sind heute Stand der Technik. Sie erfüllen die Forderung nach gas- und wasserdichter Abdichtung von Gebäudedurchdringungen für Versorgungsleitungen. Handwerker müssen in der Lage sein, sie fachgerecht einzubauen. Sie tragen die Verantwortung für die Dichtigkeit, denn undichte Hauseinführungen sind fast immer auf Planungsfehler oder mangelhafte Ausführung zurückzuführen.
AutorDr. Reiner Pohl ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Fachverbandes Hauseinführungen für Rohre und Kabel (FHRK) in Schwerin.
Häufige Fehler bei der Ausführung
Allgemein
Wanddurchführung
Bodendurchführung
Web-Service
Hier finden sie weitere Beispiele, die der Fachverband Hauseinführungen für Rohre und Kabel e.V. in der Broschüre „Planungshilfe“ zusammengestellt hat.