Ausführung erdberührter Bauwerksabdichtung entsprechend DIN 18533
Im Juli 2017 ist die DIN 18533 „Abdichtung erdberührter Bauteile“ erschienen. Seitdem reicht es nicht mehr aus, nur nach dem Lastfall zu fragen, um ein Gebäude abzudichten, sondern man muss zunächst bauteilbezogene Kenndaten erfassen, um dann passende Abdichtungsbauweisen zu finden.
Die bisherige DIN 18195 bleibt als Begriffsnorm bestehen, verweist aber bei ausführungstechnischen Fragestellungen direkt zu der jeweiligen Norm für das abzudichtende Bauteil. Die DIN 18533 befasst sich ausschließlich mit der Abdichtung erdberührter Bauteile und ist in drei Teile gegliedert.
Teil 1 befasst sich mit den grundsätzlichen Planungs- und Ausführungsgrundsätzen und enthält auch die notwendige Beschreibung der erforderlichen Kenndaten, die dann zum richtigen Abdichtungssystem führen. Diese Bauweisen werden dann in den Teilen 2 und 3 zugeordnet und in der Ausführung beschrieben. Die Gliederung der Teile berücksichtigt dabei die stoffgruppenübergreifenden Gemeinsamkeiten. Deshalb werden im Teil 2 alle Stoffgruppen, die bahnenförmig verarbeitet werden, zusammengefasst und im Teil 3 diejenigen, flüssig zu verarbeiten sind. So ist dann nur der jeweilige Teil zu berücksichtigen.
Kenndaten ermitteln
Bevor mit der Bauwerksabdichtung begonnen werden kann, müssen die Kenndaten ermittelt werden. Wesentlich sind die im Folgenden beschriebenen Wassereinwirkungsklassen (siehe Tabelle unten).
Die Wassereinwirkung bleibt die wichtigste Kenngröße und wird in der Norm detaillierter aufgeteilt als in der Tabelle dargestellt. Nichtstauendes Sickerwasser liegt vor, wenn der Boden stark wasserdurchlässig (W1.1-E) oder das Wasser über den Einbau einer Drainage nach DIN 4095 abgeführt wird (W1.2-E).
Bei W2-E liegt die Unterscheidung in der möglichen Anstauhöhe. Die Grenze wird mit 3 m festgelegt. Alles über 3 m entspricht der Klasse W2.2-E, bis einschließlich 3 m Wassersäule ist nach W2.1-E zu verfahren. Dabei spielt es nun keine Rolle mehr, ob das Wasser zeitweise aufstaut, Grundwasser vorliegt oder ein Fluss über die Ufer getreten ist. Dennoch werden die verschiedenen Situationen in der Norm genau beschrieben.
Raumnutzungsklassen
Zuverlässigkeitserwägungen der einzusetzenden Abdichtungsbauarten bei erdberührten Bauwerken führten auch zur Einführung von Raumnutzungsklassen. Generell sind zwar alle in der Norm erwähnten Bauarten ausreichend zuverlässig, dennoch werden bei sehr hoher Anforderung an die Zuverlässigkeit bestimmte Abdichtungsbauweisen nicht beschrieben.
Während Kaltselbstklebebahnen (KSK) oder Bitumen-Dickbeschichtungen (PMBC) bei allen Raumnutzungsklassen eingesetzt werden können, ist bei der Anwendung von Mineralischen Dichtschlämmen (MDS) der Einsatz bis zur Raumnutzungsklasse RN2-E freigegeben.
Rissklassen
Der Untergrund eines erdberührten Bauteils kann reißen. Je nach Untergrund oder Einbausituation wird in der Norm eine Einstufung vorgenommen. Dies führt dazu, dass die einzusetzenden Abdichtungsstoffe in Rissüberbrückungsklassen eingeteilt werden. Der eingesetzte Stoff muss mindestens die Rissklasse haben, in die der jeweils abzudichtende Untergrund eingeteilt wird. Nach Norm dürfen Stoffe mit der Rissüberbrückungsklasse RÜ1-E nur bei W1-E und W4 -E eingesetzt werden. Bei den Wassereinwirkungsklassen W2.1-E und W3-E müssen die Stoffe mindestens der Rissüberbrückungsklasse RÜ3-E entsprechen.
In der Untergrundvorbereitung sind bei Anwendung von PMBC, wie die Bitumen-Dickbeschichtungen (ehemals KMB) seit kurzem bezeichnet werden, neue Punkte zu beachten: Zur Vermeidung von kapillarem Wassertransport ist, unabhängig von der Wahl der Querschnittsabdichtung (zurückgeschnittene bahnenförmige Abdichtung oder rissüberbrückender MDS), die Hohlkehle aus einem nicht kapillar saugendem Mörtel zu erstellen. Neu ist auch, dass die Querschnittsabdichtung vorzugsweise aus rissüberbrückender MDS erstellt werden muss. Eine Querschnittsabdichtung aus „Barraseal Turbo“ bietet Vorteile, da, direkt auf der Bodenplatte ausgeführt, nun eine Überlappung mit der Vertikalabdichtung aus PMBC erfolgen kann.
Ebenfalls die PMBC betrifft eine weitere Neuerung. Neben der wannenförmigen Abdichtung bei der Wassereinwirkung aus mäßig drückendem Wasser ist der Anschluss an eine WU-Betonbodenplattenkonstruktion erlaubt. Der Nachweis ist über ein Prüfzeugnis zu erbringen und der Untergrund muss abtragend vorbereitet werden. Die vertikale Abdichtung endet dann nach 15 cm auf der Stirnseite der Bodenplatte.
Neue Wasserbeanspruchungsklassen
Neu eingeführt wurde die Wasserbeanspruchungsklasse W3-E. Hier werden waagerechte, erdberührte Abdichtungen mit geringem Anstau (weniger als 10 cm) berücksichtigt. Eine Ausführung kann zum Beispiel mit einer PMBC durchgeführt werden, wenn diese die gleichen Prüfungen besitzt, die auch zum Einsatz bei der Wasserbeanspruchungsklasse W2.1-E erforderlich ist. KSK-Bahnen dürfen für diesen Bereich nicht mehr eingesetzt werden. Dafür können diese nun als Querschnittsabdichtung ohne Querkrafteintrag angewendet werden. Dazu zählen Anwendungen wie beispielsweise Innenwände, Wände auf nicht unterkellerten Bodenplatten oder unter Vorsatzschalen.
Neu ist auch die Wassereinwirkungsklasse W4-E. Dadurch tritt der Sockelabdichtung stärker in den Vordergrund. Gerade die Anschlussdetails werden heiß diskutiert. Einige Abdichtungsstoffe sind nicht UV-beständig, und es muss ein Wechsel erfolgen. Die „erdberührte“ Abdichtung endet 5 bis 20 cm unter GOK und die „sichtbare“ Abdichtung kann beispielsweise mit der rissüberbrückenden UV-beständigem Reaktivabdichtung „Barraseal Turbo“ ausgeführt werden. Das Material ist überputzbar und eignet sich bei Zuhilfenahme von Dichtbändern auch für den Anschluss an bodentiefe Fensterelemente.
Fazit
Die DIN 18533 bringt für die Abdichtung erdberührter Bauweisen einige Neuheiten mit sich. Es steht eine breite Auswahl an Abdichtungsstoffen zur Verfügung. Durch das Bestimmen mehrerer Kenndaten kann jetzt eine schärfere Abgrenzung der Abdichtungsbauweise vorgenommen werden. Neben der Neuaufnahme der Mineralischen Dichtungsschlämmen ist die Anwendung von Bitumen-Dickbeschichtungen erweitert worden, während die Anwendungen von Kaltselbstklebebahnen fast unverändert geblieben sind. Nur wer sich mit der Neunormung beschäftigt, wird die Vorteile verstehen und weiterhin sichere Bauwerksabdichtungen vornehmen können.
AutorDipl.-Ing. Manfred Vaupel arbeitet als Anwendungstechniker bei der PCI Gruppe in Augsburg.
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