Akku Langhalsschleifer DSL800 von Makita im Praxistest

Zwei unserer Leser haben den Akku-Langhalsschleifer „DSL800“ von Makita auf Baustellen in Bonn und Berlin getestet. Das Elektrowerkzeug überzeugte dabei durch gute Abtragleistung und bequemes Handling. Die Vorteile des kabellosen Betriebs sind aber überschaubar.

Makita bietet als erster Hersteller für Trockenbauer ein komplettes Akku-Programm mit Trockenbauschraubern, Magazinschraubern, Trockenbausäge und Rührgerät an. Seit Anfang des Jahres hat der japanische Hersteller jetzt auch das letzte verbliebene Elektrowerkzeug für den Innenausbau ohne Kabel im Programm: den Langhalsschleifer. Zwei unserer Leser haben die Neuentwicklung auf  Herz und Nieren getestet.

Die Aufgabe der Entwicklungsingenieure war äußerst komplex, denn auch die bisher verfügbaren kabelgebundenen Langhalsschleifer haben herstellerübergreifend einen gravierenden Nachteil: Sie sind keine Leichtgewichte. Den Vorteil gegenüber einem Schwing- oder Exzenterschleifer – größere Reichweite – erkauft sich der Handwerker beim Einsatz eines Langhalsschleifers mit einem deutlich höheren Gewicht, das noch dazu häufig über Kopf geführt werden muss. Wenn also noch das Gewicht der Akkus dazukommt, könnte die Bedienung schnell unkomfortabel werden. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit eines kabellosen Schleifers, wenn man auf der Baustelle ohnehin den Schlauch des Staubsaugers hinter sich herziehen muss. Bietet der kabellose Betrieb also einen Mehrwert gegenüber Geräten mit Kabel? Das war eine der wichtigsten Fragen, die unsere Lesertester bei dem etwa zweimonatigen Praxistest beantworten sollten. Makita hatte für den Test zwei Sets bestehend aus Langhalsschleifer, Griffverlängerung und Staubsauger zur Verfügung gestellt. Anders als in unserer Ausschreibung angekündigt, kam dabei aber kein Akku-Sauger, sondern ein kabelgebundener Sauger zum Einsatz. Grund: In Deutschland sind für diese Schleifarbeiten Klasse M Sauger vorgeschrieben. Die Akku-Sauger von Makita werden jedoch erst ab der nächsten Generation dieser Klassifizierung entsprechen. Derzeit sind die Akku-Sauger von Makita der Klasse L zugeordnet.

Testbetriebe in Berlin und Bonn

Als Testbetriebe wurden unter zahlreichen Bewerbungen die Firma Stuck-Belz in Bonn, die sich besonders auf Sanierung und Restaurierung von Stuck sowie hochwertige Ausführungen von Innenausbau spezialisiert hat und die Firma Björn Schlesiger Akustik- & Trockenbaugesellschaft mbH in Berlin, deren Tätigkeitsschwerpunkte im Firmennamen dargestellt werden, ausgewählt. In beiden Fällen wurden Übergabe der Geräte und Einweisung vom örtlichen Makita-Händler abgewickelt. „Da wir in unserem Betrieb viele Elektrowerkzeuge von Makita einsetzen, war für uns die Teilnahme an dem Test besonders interessant, im Hinblick auf eine gemeinsame Akku-Plattform“, berichtet Paul Kühnel, Projektleiter bei der Björn Schlesiger Akustik- & Trockenbaugesellschaft, die mit derzeit 12 gewerblichen Mitarbeitern hauptsächlich in Berlin und im Berliner Umland tätig ist. Die Firma Stuck-Belz hatte vor dem Test dagegen keine Makita-Maschinen im Einsatz. Als Langhalsschleifer verwendet man in Bonn die „Giraffe“ des Steinheimer Herstellers Flex, der diese Art des Schleifers erfunden und dessen Produktname sich als Gattungsbegriff für Langhalsschleifer durchgesetzt hat.

Akku-Langhalsschleifer „DSL800“

Der Akku-Langhalsschleifer „DSL800“ kann mit einem Akku-Staubsauger über das Auto-start Wireless System (AWS) drahtlos verbunden werden. Über den serienmäßig enthaltenen Bluetooth-Adapter kommuniziert der Akku-Langhalsschleifer automatisch mit dem AWS-fähigen neuen Akku-Staubsauger „DVC154“ und dem bekannten „DVC864“. Optional können mit einem Steckdosenadapter „WUT02U“ auch netzbetriebene Staubsauger von Makita und anderen Herstellern mit dem AWS nachgerüstet werden. In Bonn kam dabei tatsächlich ein Makita-Sauger zum Einsatz, in Berlin entschied man sich dafür, ohnehin im Unternehmen genutzte „Dustex“-Sauger von Fein zu verwenden. Dazu später mehr.

Der Schleifkopf des „DSL800“ ist vollständig von einem dichten Bürstenkranz umsäumt. Bei randnahem Arbeiten lässt sich die vordere Bürste abnehmen und am Schleifkopf anstecken.

Der Schleifstaub wird am Schleifteller direkt durch die neun Absaugkanäle auf dem Schleifteller abgesaugt und ohne zusätzlichen Schlauch im Teleskopschaft zum Staubsauger transportiert. Der bürstenlose Hochleistungsmotor des Schleifers ist direkt am Schleifkopf platziert, um mechanische Verluste zu reduzieren und ein dauerhaftes, effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Neben dem serienmäßigen weichen Schleifteller bietet der Hersteller auch harte, weiche und superweiche Schleifteller als Zubehör an, die sich auch unebenen Flächen anpassen. Zudem werden Schleifmittel mit 225 mm Durchmesser in den Körnungen K40 bis K320 angeboten.

Unterschiedliche Erfahrungen

Beide Testbetriebe haben sehr unterschiedliche Erfahrungen bei der Arbeit mit dem Akku-Langhalsschleifer gemacht. Dennoch lässt sich daraus ein recht stimmiges Gesamtbild ableiten: Mit dem „DSL800“ ist Makita aus dem Stand die Entwicklung eines sehr guten Langhalsschleifers gelungen; ein echter Zusatznutzen durch den kabellosen Akkubetrieb war in unserem Szenario allerdings kaum erkennbar – ein Nachteil aber auch nicht.

Aus Berlin erreichte unsere Redaktion schon kurz nach der Übergabe des Testgeräts die Nachricht: Der Schleifer funktioniert nicht, er lässt sich nicht einschalten, beziehungsweise geht von allein nach kurzer Zeit aus. Nachdem Makita das Gerät kurzfristig ausgetauscht hatte, trat das Problem nicht erneut auf. Mittlerweile hat der Kundendienst das Gerät zerlegt und untersucht und dabei die Ursache für die Fehlfunktion gefunden: eine Fehlerhafte Lötstelle am Antrieb des Testgeräts. Das Pech sollte dem Berliner Testbetrieb im Umgang mit dem Akku-Langhalsschleifer leider treu bleiben, wie sich dann kurze Zeit später zeigte. Grund dafür war allerdings kein Fehler vonseiten Makita, sondern die eingangs erwähnte Entscheidung, im Betrieb vorhandene Sauger einzusetzen. In jedem Staubsauer entsteht durch die Reibung der Luftmoleküle im Schlauch eine starke statische Aufladung, die durch eine entsprechende antistatische Ausrüstung, zum Beispiel einen elektrisch leitfähigen Schlauch, unterdrückt, beziehungsweise abgeleitet werden muss.

Bei dem eingesetzten Fein-Sauger war diese Ausrüstung entweder gar nicht vorhanden oder defekt, was in Kombination mit einem kabelgebundenen Schleifer nicht weiter auffällt, weil die Spannung dann über dessen Netzkabel abgeleitet wird. Da der „DSL800“ natürlich über kein Netzkabel verfügt, „sucht“ sich die statische Ladung einen anderen Weg durch den Körper des Handwerkers, was zu unangenehmen bis schmerzhaften Schlägen führt, ganz ähnlich dem Effekt, wenn man an Türklinken oder am eigenen Auto einen „gewischt“ bekommt. „Nach dem Pech mit dem ersten Schleifer waren wir natürlich gebrandmarkt und haben keine weitere Ursachenforschung betrieben“, berichtet Björn Daßig, der den neuen Schleifer bei der Sanierung eines Krankenhauses in Pankow ausprobiert hat.

Von dem Problem mit der statischen Aufladung abgesehen, stellt er dem „DSL800“ ein gutes Zeugnis aus. „Das ganze Zubehör ist klasse, außerdem ist der Schleifer gut ausbalanciert und liegt gut in der Hand“, berichtet der Trockenbauer. So sei der Gürtel, über den man das Gewicht des Schleifers auf die Hüften umlenken kann, sehr hilfreich bei langen Arbeiten über Kopf. Außerdem laufe der Schleifer sehr leise, was den Komfort deutlich erhöhe. Zum guten Handling trage darüber hinaus der teleskopierbare Schaft und die Griffverlängerung bei.

Nicht vollständig überzeugen konnte jedoch die Schleifleistung beim randnahen Schleifen sowie das Schleifen bei abgerundeten Wänden mit dem superweichen Schleifteller. „Ich habe aber auch gar nicht erwartet, dass das hundertprozentig funktioniert, das geht mit keinem Langhalsschleifer. Solche Stellen muss man immer von Hand nacharbeiten, wenn es ordentlich werden soll.“

Björn Daßig sieht durchaus große Vorteile für den Akku-Langhalsschleifer „DSL800“, wenn man ihn mit einem kompakten Sauger im Rucksack-Format kombiniert. „Bei kleineren Flächen oder an schwer zugänglichen Stellen wäre es ein echter Mehrwert, ohne Kabel arbeiten zu können“.

Gute Abtragleistung

Daniel Göbel von der Firma Stuck-Belz in Bonn, sieht die Vorteile des Akku-Betriebs eher beim Einsatz in einer Werkstatt. „Bei der Vorfertigung benötigt man unterschiedliche Elektrowerkzeuge wie Sägen und Schleifer. Wenn man die einmal über Bluetooth mit dem Sauger gekoppelt hat, kann man dann alle an einem Sauger betreiben und muss nur jeweils den Schlauch umstecken und kann trotzdem den Sauger mit dem jeweiligen Werkzeug ansteuern“.

Der gelernte Stuckateurmeister stellt dem „DSL800“ ein gutes Zeugnis aus, auch wenn er im normalen Baustellenalltag keinen Zusatznutzen durch den Akkubetrieb erkennen kann. Aber auch keinen Nachteil: „Makita gibt an, dass der Akku 45 Minuten hält. Ich habe mindestens eine Stunde gebraucht, um den leer zu kriegen. Die Ladezeit beträgt aber nur 30 Minuten, mit zwei Akkus gibt es also keine Arbeitsunterbrechungen“.

Auch dass das Gerät etwa 1 kg schwerer ist, als der sonst bei Stuck-Belz verwendete Schleifer von Flex, sei ihm dank der ausgewogenen Gewichtsverteilung  – Motor am Schleifkopf, Akku am Griff – kaum aufgefallen. Er vergibt durchweg gute bis sehr gute Noten für das Handling sowie die Leitung der Maschine. Besonders der Hüftgurt sowie die Drehzahlregulierung hätten ihm die Arbeit mit dem „DSL800“ erleichtert, den auch er wegen seiner geringen Geräuschentwicklung lobt.

„Ich hätte erwartet, dass ein Akkugerät weniger Leistung bringt, als ein kabelgebundenes. Das war aber nicht so. Im Gegenteil!“ So sei die Abtragleistung hervorragend und die Staubaubsaugung mit dem mitgelieferten Makita-Sauger funktionierte tadellos und vollkommen unterbrechungsfrei. Andere Kollegen, die den Akku-Langhalsschleifer ebenfalls ausprobiert haben, hätten ihm berichtet, dass sie sogar noch bessere Ergebnisse erzielt hätten, als sie statt der original Schleifpads solche von Storch verwendet hätten. Einziger kleiner Kritikpunkt: „Makita sollte die Borsten, die den Schleifteller umgeben, entweder etwas weicher oder etwas kürzer machen, um den notwendigen Anpressdruck zu reduzieren“.

Fazit

Der „DSL800“ ist ein ausgereifter Langhalsschleifer, der den üblichen Anforderungen an diese Gerätegattung voll genügt, durch seine kompakte Bauform und sein gutes Handling glänzt und sich keine Schwäche leistet. Die Vorteile des Akku-Betriebs sind aber eher gering und kommen erst dann voll zum Tragen, wenn auch der Sauger und am besten alle Elektrowerkzeuge kabellos sind. Und selbst dann kommt man, wenigstens bei längeren Einsätzen, nicht um einen Netzanschluss herum, denn man muss die Akkus ja zwischendurch aufladen. Der Markterfolg dieser Neuentwicklung wird vor allem vom Verkaufspreis und der Haltbarkeit des Geräts sowie dem Service des Herstellers beeinflusst werden. Da auch die Langhalsschleifer von Markenherstellern häufig reparaturanfällig sind, setzen selbst Profihandwerker häufig billige Baumarktschleifer ein und werfen defekte Geräte einfach weg und kaufen ein neues. In unserem Test hat der Austausch eines defekten Gerätes schnell und unbürokratisch geklappt. So ein guter Kundenservice wird angesichts vergleichbarer Produkteigenschaften als Entscheidungskriterium bei der Anschaffung eines Elektrowerkzeugs immer wichtiger.

Autor

Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

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