Arbeitskleidung: Mieten statt kaufen
Das vernünftige Erscheinungsbild der Belegschaft hat ihren Preis. Pro Jahr gehen im Job zwei bis drei Hosen und wenigstens eine Jacke drauf. Wer diese Investition scheut, hat eine Alternative. Berufliche Kleidung kann gemietet werden.
Im Bauhandwerk geht es robust zu. Es staubt, es ist schmutzig, Späne fallen und immer wieder besteht das Risiko, mit scharfkantigen Baustoffen zu kollidieren. Zum Schutz gegen die unterschiedlichen Einflussfaktoren hat sich in den verschiedenen Gewerken daher eine auf den jeweiligen Beruf abgestimmte Kleidung durchgesetzt. Diese hat, je nach Ausstattung und Funktionalität, ihren Preis. Dann müssen Betriebe, die ihre Mitarbeiter auf eigene Kosten mit einem einheitlichen Team-Outfit ausstatten wollen, mitunter tief in die Tasche greifen.
Dabei ist die Investition in das Erscheinungsbild der Mannschaft keineswegs eine einmalige Angelegenheit: Defekte Kleidung muss in regelmäßigen Abständen ausgetauscht und neue Mitarbeiter zusätzlich eingekleidet werden. Dazu kommt, dass beim Weggang von Personal deren Klamotten zurückbleiben und es keineswegs sicher ist, dass sie den Nachfolgern passen. Darüber hinaus kann die Waschkompetenz jedes Einzelnen zum Ärgernis werden: Sollte die Kleidung in der häuslichen Waschmaschine partout nicht sauber werden wollen oder dank Zuhilfenahme von Chlor und ähnlich aggressiven Substanzen ihre Farbe von Anthrazit nach Mausgrau wechseln, bleibt von einem einheitlichen, gepflegten Erscheinungsbild nicht mehr viel übrig.
Es muss aber nicht immer teuer sein. Dank des breiten Angebots der Workwear-Anbieter finden auch Betriebe mit geringerem Budget eine passende Lösung. Wer allerdings beim Kauf auf Schnäppchenjagd geht, sollte auch auf Qualität achten: Es wird teuer, wenn sich die Kleidung nach der ersten Belastungsprobe in Wohlgefallen auflöst und nachgekauft werden muss.
Tipps für den Kleiderkauf
Die eigene Kleidung hat aber auch gute Seiten, zu der vor allem die freie Wahl des Outfits zählt. Man ist nicht an eine Marke oder ein bestimmtes Portfolio gebunden, sondern kann nach Gutdünken mixen. Dabei empfiehlt sich jedoch, die Pflegeeigenschaften der ausgewählten Teile zu berücksichtigen. Wenn sie nicht auf die typischen Arbeitsverschmutzungen abgestimmt sind, kann eine „Erste-Hilfe“-Kochwäsche die Hosen- und Ärmellänge mächtig schrumpfen lassen. Beim Kauf sollte außerdem die lange Verfügbarkeit der ausgewählten Kollektionen berücksichtigt werden. So können alle Beschäftigten auch nach vielen Jahren einheitlich und im Corporate Design des Betriebs eingekleidet sein.
Wichtig ist auch das Größenangebot der Anbieter: Nicht jeder Mitarbeiter hat eine Traumfigur und passt in Hosen und Shirts in amerikanischem S bis XL. Damit die Kleidung gut sitzt und sich bei der Arbeit nicht als kneifender Störfaktor entpuppt oder das Maurerdekolleté freilegt, sollte die Kleidergröße zur Statur der Mitarbeiter passen. Je nach Struktur der Belegschaft sollte die ausgewählte Kollektion auch für Frauen verfügbar sein.
Geringe wöchentliche Mietkosten
Betriebe, die sich lieber ihrer Kernkompetenz widmen, anstatt sich mit dem Outfit ihres Teams zu beschäftigen, haben Alternativen. Das Mieten von Berufs- und Schutzkleidung ist eine Dienstleistung, unter der „eine vertragliche, zeitlich beschränkte Gewährung des Gebrauchs einer Sache gegen Entgelt“ verstanden wird. Die Kleidung wird einem Betrieb also für eine gewisse Zeit zur Nutzung bereitgestellt, wofür der Vermieter ein Mietentgelt erhält. „Ein Vertrag über Mietberufskleidung läuft typischerweise mindestens drei Jahre, oft sogar über fünf Jahre. Diese Mindestlaufzeiten sind notwendig, weil die Kleidung speziell für den jeweiligen Kunden beschafft wird“, erklärt Bardusch in Ettlingen das System. Über die Mieteinnahmen werden einerseits die Wäsche und Reparatur sowie die wöchentliche Lieferung der Kleidung bezahlt. Andererseits werden auch die Anschaffungs- und Indienststellungskosten refinanziert. Der Vorteil für den Kunden sei, dass er nur relativ geringe wöchentliche Mietkosten hat und keine größeren Investitionssummen für Kleidung bei ihm anfallen, sagt Bardusch.
Nachhaltige Stoffe für das Handwerk
Der Abschluss eines Mietvertrags ist in der Regel mit einer persönlichen Beratung verbunden, bei der Aspekte wie Wünsche an das Corporate Design, die Gefährdungsbeurteilung oder relevante Normen erörtert werden. Darauf aufbauend wird die geeignete Kollektion ausgewählt. Das Angebot variiert je nach Mietservice-Anbieter. CWS in Dreieich hat für Bauhandwerker und Zimmerleute beispielsweise eine Zunft-Kollektion in Asphaltgrau und Schwarz, eine Maler-Linie in Weiß-Grau sowie eine HighVis-Warnkleidung im Programm. Für Betriebe, denen Nachhaltigkeit wichtig ist und diese auch in ihrer Workwear zeigen wollen, bietet das Unternehmen gleich mehrere Alternativen: Die „Pro Line“ aus Fairtrade-Baumwolle und Recyclingpolyester, die „Cotton Line“ aus 100 Prozent fair gehandelter Baumwolle sowie eine Mischung mit 35 Prozent Polyester. Ergänzt wird das Angebot um Softshelljacken, Fleecejacken, Winterjacken- und Westen, die sich mit allen Linien kombinieren lassen.
„Eigene“ Kleidung mit Reinheitsfaktor
Ist die Wahl gefallen, erfolgt die Anpassung der Kleidung an die einzelnen Mitarbeiter. Hierbei werden notwendige Veränderungen wie Hosenbeinkürzungen berücksichtigt. Jedes Bekleidungsteil wird anschließend auf Wunsch mit dem Firmenlogo versehen und mit einem Barcode oder Chip gekennzeichnet. Dadurch wird sichergestellt, dass jeder Beschäftigte immer wieder „seine“ Kleidung zurückbekommt.
Dann nimmt die Dienstleistung ihren Lauf. Der Servicefahrer kommt einmal wöchentlich zu einem vereinbarten Termin im Betrieb vorbei, liefert die saubere Kleidung aus und nimmt die gebrauchte Wäsche mit. Da Hygiene ein wesentlicher Faktor ist, empfiehlt sich eine räumliche Trennung von getragener und frisch gepflegter Berufskleidung: „Eine separate Sammlung der Schmutzwäsche realisieren wir durch Abwurfsammler, die wir einem Betrieb entsprechend seiner individuellen Anforderungen zur Verfügung stellen. Eine gute Lösung sind auch Schranksysteme, in denen das Abwerfen der gebrauchten Kleidung und die Ausgabe der frisch gewaschenen Ware erfolgen kann. Jeder Mitarbeiter hat ein eigenes Fach, in das wir die saubere Kleidung einsortieren. Die gebrauchte Wäsche wird hingegen einfach in einem anderen Schrankteil eingeworfen und von uns mitgenommen“, erklärt Thomas Krause von der DBL. „Weitere flexible Lösungen bieten wir unseren Kunden zum Beispiel durch Hängesysteme.“
Die schmutzige Kleidung wird anschließend gewaschen, kontrolliert und bei Bedarf repariert oder bei intensivem Verschleiß ausgetauscht. Hygiene spielt auch hierbei eine große Rolle und wird durch zertifizierte Waschverfahren gewährleistet.
Anpassungsfähige Dienstleistung
Sollte es im Betrieb zu Personalveränderungen kommen, reagieren Mietservice-Anbieter in der Regel flexibel. „Verlässt ein Mitarbeiter oder ein Azubi das Unternehmen, weil er die Ausbildung abgeschlossen oder abgebrochen hat, nehmen wir die Bekleidung vertragsgemäß zurück. Auch bei Größenänderungen können die Kleidungsstücke im Rahmen der vertraglichen Konditionen ausgetauscht werden. Diese Flexibilität reduziert den Aufwand und spart Kosten. Besucht ein Azubi Blockunterricht in der Berufsschule, kann mit uns auch eine temporäre Unterbrechung der Versorgung mit Kleidung für ihn vereinbart werden“, erläutert Horst Hübler vom Verbandsmanagement Mewa Textil-Service aus Wiesbaden. Auf diese Flexibilität darf auch bauen, wer diätisch lebt: Der Mietservice-Partner tauscht auch die Kleidergrößen.
Alternative: Leasing
Beim Leasing handelt es sich nach wirtschaftswissenschaftlicher Definition um eine besonderes Vertragsform der Vermietung (oder Verpachtung) von Investitions- und Konsumgütern. Dabei übernimmt der Leasingnehmer das Leasingobjekt für einen befristeten Zeitraum und gegen Zahlung einer vereinbarten Rate. Auf Wunsch können Regelungen zur Wartung und Pflege des Leasingobjekts getroffen und Verlängerungs- oder Kaufoptionen nach Ablauf der Grundmietzeit vereinbart werden (Mietkauf).
Inhaltlich unterscheiden sich das Mieten und das Leasing von Berufskleidung kaum. Drei wesentliche Aspekte sollten aber bedacht werden: Während die Pflege und Instandhaltung von Berufs- und Schutzkleidung automatischer Bestandteil eines Mietvertrags sind, müssen sie mit dem Leasinggeber zusätzlich vereinbart werden.
Der Umgang mit personellen Veränderungen in der Belegschaft sollte auch in einem Leasingvertrag definiert werden, damit Zu- und Abgänge von Mitarbeitern die Mietdauer und die Kosten für die Berufskleidung nicht in die Höhe treiben.
In einem Leasingvertrag ist das Vorgehen bei Vertragsende klar: Entweder übernimmt der Betrieb die Kleidung gegen Restwertzahlung – oder er verlängert den Leasingvertrag. In der Praxis treffen auch die Vermieter von Berufs- und Schutzkleidung entsprechende Regelungen. Aber gerade bei der Vereinbarung von Restwertzahlungen ist Vorsicht geboten: Wird kurz vor Ablauf eines Mietvertrags die abgetragene Kleidung der Mitarbeiter gegen neuwertige ausgetauscht, steigt die „Ablösesumme“.
AutorinDipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach ist Textil-Veredlungsingenieurin und Inhaberin der Textilberatung Hamburg. Sie arbeitet als Beraterin und Journalistin.
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