Bauen mit Steinen und Platten aus Ton

Die Firma Creaton ist als Hersteller hochwertiger Dachziegel bekannt. Nun werden im Werk Guttau Produkte der Marke „Viaton“ aus ungebranntem Ton hergestellt, die nicht nur in Sachen gesundheitsbewusstes Bauen Vorteile bieten.

Damit sich Bauunternehmen und Maurerbetriebe mit geschäftlichem Erfolg der Arbeit mit Steinen und Platten aus Ton widmen können, brauchen sie kalkulierbare Abläufe und risikofreie Baumaterialien. Die „Viaton“-Naturbaustoffe, die im Werk Guttau der Firma Creaton hergestellt werden, bieten Handwerkern ein Baustoffsystem, das unterschiedliche Einsatzbedingungen berücksichtigt und einige Vorteile bietet. Aus speziell aufbereiteten heimischen Rohstoffen entstehen Baustoffe, die auf dem „Weg des Tons“ (Via-Ton) ein hohes Feuchteausgleichvermögen besitzen, eine weiche, reizfreie Atemluft fördern und eine Einbindung von Schadstoffbestandteilen und Geruchsbindung in den Feststoff ermöglichen.

Außerdem bieten die Tonbaustoffe ein hohes Wärmespeichervermögen, eine starke Wirksamkeit gegen Schimmelbildung (Aufnahme von Feuchtekondensaten an Wärmebrücken) und eine antiallergische Wirkung durch Reduktion von Sporen. Dazu kommt, dass die Baustoffe antistatische Eigenschaften aufweisen und in Fertighäusern aus Holz die Austrocknung der Luft vermeiden. Sie besitzen sowohl eine hohen Schallwiderstand als auch eine hohe Lärmdämpfung und einen sehr hohen Feuerwiderstand, weil sie rein mineralisch und ohne organische Bestandteile zusammengesetzt sind. Nicht zuletzt können die Steine gegebenenfalls vollständig recycelt werden.

Der Baubetrieb bekommt die Materialien frachtkostenfrei auf die Baustelle geliefert, fast jeder Gesichtspunkt für problemloses Arbeiten wird dabei bereits berücksichtigt. Alle bekannten Erfahrungen aus der Arbeit mit „normalen“ Baustoffen können von den Handwerkern weiter genutzt werden. Da es sich immer um trockenes Material mit festen Maßen und Qualitäten handelt, entsteht keine Abhängigkeit von der Witterung. Es ist immer möglich, den jeweils nächsten Arbeitsgang ohne Unterbrechung des Bauablaufes auszuführen. Die Bearbeitung der Baustoffe, wie das Anfertigen von Passstücken, ist mit gebräuchlichen Werkzeugen möglich: mit der Hand- und Elektrosäge oder sogar mit dem Messer.

Wandsteine aus Ton für Zwischenwände

Ein Hauptprodukt des Herstellers sind Wandsteine für nichttragende Zwischenwände. Sie werden unter anderem als Vorsatzmauern zum Beispiel in der Fachwerksanierung mit einer Hinterfüllung aus der Trockenschüttung des Herstellers eingesetzt. Aber auch als atmungsaktive Zwischenwände im Eigenheim-, Büro- und Gesellschaftsbau, in Arztpraxen, Hotels und Kindergärten. Die Wandsteine sind formschlüssig mit einer Nut-Feder-Führung versehen. Um durchgängig den Formschluss nutzen zu können, legt der Handwerker als unterste Schicht die Wandsockelelemente an. Dabei sollte das Wandsockelelement zur ersten Lage Wandsteine bereits einen Halbverband bilden. Die unterseitigen Klebeführungen werden leicht überstehend mit dem Spezialkleber des Herstellers gefüllt. Dazu kann der Handwerker die Wandsockel rückseitig auf den Boden legen. Dort wird dann jeweils ein Wandsockel nach dem anderen mit dem Spezialkleber vorgelegt, dann umgedreht, ausgerichtet und mit dem Gummihammer leicht angeklopft. Dabei ist es wichtig, dass der Handwerker bei dieser Arbeit auf den exakten horizontalen Verlauf der Oberseite der Wandsockel achtet. Das erleichtert ihm die zügige Arbeit in den folgenden Wandstein-Schichten.

Zur Sicherung der Widerstandsfähigkeit der Baustoffe gegen flüssiges Wasser im Fußbodenbereich kann der Sockel und wahlweise auch die erste Wandsteinschicht in gebrannter Ausführung gewählt werden, was dann einem Klinkermaterial entspricht. In der nächsten Steinschicht kann problemlos auf den Tonbaustoff gewechselt werden, da der Formschluss zu der gebrannten Klinkerschicht passt. Hier kommen die Techniken und Erfahrungen aus der gebräuchlichen Mauerwerkserstellung zur Anwendung. Das gilt sowohl für die Herstellung von Verbindungen zu anderen Mauerwerken als auch den Aufbau der Mauern selbst.

Auf dem ausgerichteten Sockelelement legt der Handwerker in die Nut Kleber vor. Diesen streicht er auf der inneren Höhe der Seitenbegrenzungen ab. Auf diese Weise gelangt möglichst kein Kleber zwischen die Stützflächen, die Horizontalfuge bleibt sauber. Die trockenen Stützflächen ermöglichen ein durchgehendes Aufmauern. Ein Aufschwimmen der frischen Wand auf Mörtelfugen findet nicht statt.

Kleber wird im getrockneten Zustand entfernt

Für den Verschluss der Stoßfuge streicht der Handwerker den Kleber an die Stoßflächen des stehenden Wandsteins mit einer Trapezkelle an. Dann schiebt man den neugesetzte Wandstein heran, bis der Kleber vollfugig herausquillt. Der herausgedrückte Kleber bleibt stehen und wird im getrockneten Zustand abgestoßen.

An die so entstandene Wand könnten Schränke angehängt und Installationen vorgenommen werden. Die Wandsteinen kann der Handwerker mit den üblichen Werkzeugen zur Holz- und Ziegelbearbeitung bearbeiten. Bohren sollte man allerdings ohne Schlag.

Der Spezialkleber wurde vom Hersteller direkt auf das Zusammenwirken mit den Wandsteinen entwickelt und abgestimmt. Er kann auch für die Anbindung der Wandsteine an andere Baustoffe eingesetzt werden. Der Kleber wird einfach mit Wasser bis zu der gewünschten Konsistenz angerührt. Es empfiehlt sich eher weicher (mit etwas mehr Wasser) zu arbeiten, um der hohen Saugfähigkeit der Steine und Platten etwas „anzubieten“.

Verputzen mit Lehm

Alle bisherigen Erfahrungen beim Verputzen der Tonsteinwände zeigen, dass ohne zusätzliche Putzträger direkt auf die glatte Oberfläche geputzt werden kann. Auf ein Vornässen der Tonsteinwände kann ebenfalls verzichtet werden. Sollte es als angebracht erscheinen, eventuelle Stoßfugen gesondert zu behandeln, reicht es aus, mit einer Gummilippe oder einer Ziehklinge die Fläche mit diagonalem Zug mit dünnem Putzmörtel vorzuspachteln.

Abgetupft mit dem Schwamm

Empfohlen wird der dünnschichtige Einsatz von Lehmunterputz, es kann jedoch auch gleich der Sichtputz aufgespachtelt werden. Der Hersteller empfiehlt die Verarbeitung von Lehmputzen und Farben als sichtbares Finish der Firma Maroton. Aufgezogen mit einer 4er Zahnspachtel, ausgeglättet mit der Stahlkelle und abgetupft mit dem Schwamm entstehen sehr schöne Lehmputze, die die natürlichen Eigenschaften der Wände unterstützen und erhalten. Statt Oberputz kann auch einfach Lehmfarbe aufgerollt werden.

Wandplatten aus Ton

Für bestehende Wände aus Ziegeln, Kalksandstein, Natursteinen oder Beton, aber auch Ständerbauwerke mit Gipskarton oder OSB-Beplankung bietet der Hersteller seine Funktionsplatten aus Ton zur Wandaktivierung an. „Aktivierung“ bezieht sich dabei auf das Einbringen aller zuvor genannten Vorteile der Naturbaustoffe für ein gesundes Wohnumfeld. In den meisten Einsatzfällen bestand vorher ein Problem mit Schimmelbildung oder Muffigkeit in den Wohnräumen, ausgehend von Wärmebrücken oder kalten Wänden. Die Ursache dafür ist immer die Feuchteabgabe aus der Raumluft, die sich an Wänden oder Mobiliar als Kondensationsfeuchte niederschlägt.

Kleber auf Tonplatte spachteln

In den Funktionsplatten wird die kondensierte Feuchte aufgenommen. Von den Kondensationsstellen erfolgt die Verteilung der aufgenommenen Feuchte in alle Wandplatten und deren Abgabe an die wärmere Umgebungsluft an anderer Stelle. Bei geänderten Umgebungsbedingungen wird später die Raumluft befeuchtet.

Das Aufbringen der Funktionsplatten in den Maßen 20 x 40 x 2,5 cm oder 25 x 50 x 3,5 cm auf ebene, trockene Untergründe ist einfach: Nachdem die Trägerfläche gut mit Tiefengrund abgebürstet ist, wird mit der Stahlspachtel der Kleber des Hersteller als Bindeschicht aufgespachtelt beziehungsweise gekratzt.

Alten Kleber rechtzeitig auskratzen

Für ein zügiges Arbeiten hat es sich bewährt, eine unterste Schicht über die ganze Breite der Arbeitsfläche gut ausnivelliert anzulegen. Im Kleberbett, das mit einer 8er oder 10er Zahnspachtel nach oben durchgezogen wird, können nun die nächsten Reihen nacheinander aufgesetzt werden. Ein zügiger Ablauf wird erreicht, wenn man zuerst die ganzen Platten im gewählten Verband kopfseitig gestoßen aufsetzt. Das Einsetzen der zugeschnittenen Passstücke kann den Abschluss bilden. Achtung: Alten Kleber rechtzeitig aus Passflächen auskratzen. Auch Laibungen oder Stürze können ohne Zusatzarbeiten direkt belegt werden. Hierbei hilft ebenfalls die hohe Saugfähigkeit des Materials. Speziell vorgefertigte Funktionsplatten können auch als Wandheizelemente eingesetzt werden.

Trockenschüttung mit kugeligen Granulaten

Ergänzend zu den diversen Baustoffabmessungen steht Trockenschüttung mit kugeligen, sehr festen Granulaten in verschiedenen Korngrößen zur Verfügung. Diese wird hauptsächlich als Hinterfüllung und zur Deckenbeschwerung eingesetzt.

Autor


Wolfgang Starke ist Werksleiter am Standort Guttau und hat den Naturbaustoff Viaton entwickelt.

Es empfiehlt sich mit dem Kleber eher weicher (mit etwas mehr Wasser) zu arbeiten,
um der hohen Saugfähigkeit der Steine und Platten etwas „anzubieten“

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