Estrich an Board
Ein richtig enger Zeitplan bestimmte im vergangenen Jahr die Arbeiten am neuen Fahrgastschiff Napoleon auf der Werft in Remagen, denn das Schiff sollte kurz vor Beginn der Saison nach Breisach gehen. Von diesem Termindruck war auch die Verlegung eines Fußbodenheizsystems auf dem Hauptdeck betroffen.
Für das Hauptdeck kam eine Ausgleichsmasse zum Einsatz, mit der sich die Heizleitungen auf dem kompletten Deck innerhalb von eineinhalb Stunden einbetten ließen. Schon knapp vier Stunden später konnte der Boden wieder betreten werden – bereit für die nächsten Arbeitsschritte. Entscheidenden Anteil daran hatte die Bindemitteltechnologie.
Nur ein Monat bis zur Ausflugssaison
Die Napoleon ist das neueste Schiff der Breisacher Fahrgastschiffahrt, ein Schiffahrtstouristikunternehmen, das von der Familie Goedert betrieben wird. Von Breisach aus starten die Schiffe zu Touren auf dem Oberrhein und ins französische Colmar. Die Napoleon ist für Ausflugsfahrten mit bis zu 250 Personen vorgesehen. Sie verfügt über ein beheiztes Hauptdeck im Inneren des Schiffs und ein unbeheiztes Freideck. Das Hauptdeck ist behindertenfreundlich gestaltet und bietet je nach Bestuhlung Platz für bis zu 96 Personen. Die Größe des Schiffs wird durch seinen Einsatzzweck beschränkt: Es soll auf engen Kanälen wie dem Canal de Colmar verkehren und orientiert sich deshalb an den Péniche genannten, traditionellen Kanalschiffen. Mit einer Länge von 38,4 m und einer Breite von 5,05 m darf es praktisch auf allen europäischen Binnenwasserstraßen fahren.
Jedes Jahr im Juni beginnt das Sommergeschäft. Dann müssen die Schiffe einsatzbereit sein. Ende April vergangenen Jahres lag die Napoleon allerdings noch 400 km weiter nördlich in der Werft. Ein enger Terminplan bestimmte daher sämtliche Arbeitsschritte der Schiffsbauer. Auch die Verlegung des Fußbodenheizsystems und dessen Einbettung mit einer Ausgleichsmasse musste in möglichst kurzer Zeit erfolgen.
Die Ausführung dieser Arbeiten übernahm das Unternehmen Fliesenhaus Dorsam aus Mömlingen. Heinz Dorsam entschied sich nach gründlicher Beratung mit den Herstellern dafür, ein frei verlegbares Profi-Heizleitersystem von Warmup mit der besonders fließfähigen und schnell erhärtenden Ausgleichsmasse SR 30s von quick-mix zu kombinieren. Einschließlich der Vorbereitung des Bodens mit einer Epoxidharzgrundierung plante er für die kompletten Arbeiten rund um das Heizungssystem auf dem Hauptdeck nur zwei Tage ein.
Flexibel verlegbare Fußbodenheizung
Zur Vorbereitung des Hauptdecks für die Aufnahme der Ausgleichsmasse wurden zunächst die Bodenranddämmstreifen BRD von quick-mix an den Wänden entlang fixiert. Es folgte eine Epoxidharzgrundierung, die auf die Stahlplatten des Schiffdecks aufgebracht und mit Quarzsand abgestreut wurde. Über Nacht trockneten die Flächen vollständig durch, so dass am nächsten Tag die Installation des Fußboden-Heizsystems und das Aufbringen der Ausgleichsmasse in Angriff genommen werden konnte. Das Heizsystem konnte frei von Hand verlegt werden. So ließ es sich optimal an den geplanten Deckaufbau anpassen. In der Küche blieben beispielsweise die Bereiche ausgespart, die später Arbeitsflächen und Küchentechnik aufnehmen sollten. Auf den mit Grundierung und Quarzsand vorbereiteten Boden befestigten Mitarbeiter des Heizungsherstellers zunächst Klebestreifen und legten auf diese dann die Leitungen mit den vorgeschriebenen Abständen und Kurvenradien per Hand aus. Weitere Reihen von Klebestreifen fixierten die Heizleitungen von oben auf dem Boden, um ein Aufschwimmen während des Aufbringens der Ausgleichsmasse zu verhindern. Die Heizung kann mit einer normalen Netzspannung von 230 V betrieben werden. Dabei stehen Leitungen mit verschiedenen Leitungsdurchmessern zur Verfügung, die passend zur erforderlichen Heizkraft eingesetzt werden. Auf der Napoleon verlegten die Spezialisten von Warmup unterschiedliche Dicken im Passagier-, Küchen- und im Eingangsbereich.
Hochgradig fließfähige Ausgleichsmasse
So präpariert, war das Deck bereit für die Ausgleichsmasse. Heinz Dorsam war der Empfehlung des Herstellers gefolgt und hatte eine Mischpumpe für die maschinelle Verarbeitung geordert. Mitarbeiter des Unternehmens pumpten den SR 30s von einer ebenerdig stehenden PFT G4 Mischpumpe hoch auf das Schiffsdeck. Die hohe Geschwindigkeit, mit der die über 130 m² große Fläche des Hauptdecks samt Passagierräumen, Küche und Sanitärbereich fertiggestellt wurde, sprach eindeutig für dieses Vorgehen. Nach nicht einmal eineinhalb Stunden waren an die zwei Paletten Ausgleichsmasse, also fast 80 Sack à 25 kg, gleichmäßig auf dem Boden verteilt.
Da die Ausgleichsmasse hoch fließfähig ist und leicht verläuft, reichte es, sie direkt aus dem an die Pumpe angeschlossenen Schlauch auf den Boden fließen zu lassen. Die Masse verteilte sich dann vollkommen selbständig und gleichmäßig auf dem mit Heizleitungen versehenen Deck. Direkt nach dem Aufbringen mussten die Handwerker den SR 30s mit einer Stachelwalze bearbeiten, um Lufteinschlüsse zu verhindern und damit einem Spannungsaufbau im Inneren der neuen Bodenschicht vorzubeugen. Eingesetzt wurde dafür eine Kunststoffwalze mit weichen Stacheln, um die Heizleitungen nicht zu beschädigen.
Die Ausgleichsmasse erreichte eine Höhe von 30 mm. Die Heizleitungen, für die der Hersteller eine Mindestüberdeckung von 5 mm vorschreibt, wurden infolgedessen sicher in den Bodenaufbau integriert. Schon nach etwa vier Stunden war der Boden begehbar, so dass die nachfolgenden Ausbauarbeiten ohne Zeitverlust weitergehen konnten.
Heinz Dorsam hatte sich bei den zeitkritischen Arbeiten auf der Napoleon für den Einsatz der quick-mix-Ausgleichsmasse entschieden, da er mit der zugrunde liegenden Bindemitteltechnologie Safetec in vorangegangenen Projekten bereits gute Erfahrungen gesammelt hatte. Durch diese Technologie lassen sich die für die Verarbeitung und Anwendung entscheidenden Materialeigenschaften gezielt ansteuern. Aufgrund der Zusammensetzung und des Abbindeverhaltens des Baustoffs zeigt er eine konstant gute Spannungsarmut, Reaktivität, Festigkeitsentwicklung, Verbundfähigkeit und Raumbeständigkeit. Das Schiffsdeck ist als Einsatzbereich der Ausgleichsmasse eher untypisch. In erster Linie wird es für Renovierungen, Sanierungen und Just-In-Time-Arbeiten verwendet. Denn gerade für alte Untergründe bedeuten die Verarbeitungssicherheit und Spannungsarmut einen entscheidenden Vorteil.
Autor
Guido Wollenberg ist als Fachjournalist in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit Schwerpunkt Bauwesen bei der Agentur Wollenberg-Frahm PR in Frechen tätig.
Nach nicht einmal eineinhalb Stunden war die Ausgleichsmasse auf dem gesamten Deck verteilt