Flutsichere Kunst

Das Hochwasser, das 2002 für die Dresdner Altstadt eine Katastrophe war, wurde für das alte Albertinum zur Chance: Mitte Juni eröffnete das legendäre Museum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nach fast sechsjähriger Bauzeit wieder seine Pforten und hat mit der Sanierung und dem Umbau erheblich gewonnen.

So wie das Albertinum in Dresden heute aussieht, hat es wenig mit dem giebelgeschmückten Zeughaus aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zu tun, das es ursprünglich war. Von dem in den Jahren von 1559 bis 1563 entstandenen Renaissance-Bau, der wie alle Zeughäuser der Aufbewahrung von Waffen und Kriegsbeute diente, sind noch die gewalti­gen Gewölbe und die zweischiffige Halle mit den toskanischen Säulen im Erdgeschoss, das Untergeschoss, zwei Portale und Teile der Rustikafassade erhalten. Im späten 19. Jahrhundert hatte man im Dresdner Stadtteil Albertstadt ein neues Arsenal erbaut, so dass das alte Gebäude seine ursprüngliche Funktion verlor. In nur vier Jahren (1884-1887) machte man aus dem Zeughaus ein Museum für die Skulpturensammlung, verpasste dem Bau sein heutiges Neorenaissance-Outfit und benannte ihn nach dem damals regierenden König Albert.

 

46,7 Millionen Euro teurer Umbau nach Hochwasser

Den Krieg und die Besetzung durch die Rote Armee hat das Gebäude vergleichsweise gut überstanden. Das Hochwasser im August 2002, das die gesamte Dresdner Altstadt überflutete, wurde für die im Museum versammelte Kunst jedoch zur Bedrohung. Schnell schafften zahlreiche Helfer die einzigartigen Werke in Sicherheit.

Finanzieller Grundstein für den Umbau und die damit einhergehende Komplettsanierung war eine Kunstauktion drei Monate später, zu der vierzig namhafte Künstler Werke stifteten. Dabei kam eine Summe von rund 3,4 Millionen Euro heraus. Die gesamte Bausumme für den Neubau und die Sanierung verschlang am Ende jedoch 46,7 Millionen Euro.

 

Ein 2700-Tonnen-Brückenbau über dem Innenhof

Unter Leitung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement fand sich eine Lösung, die einen Neubau ermöglichte, ohne die wertvolle Bausubstanz des Albertinums zu schädigen: Eine stählerne Fachwerkkonstruktion überspannt den Innenhof und trägt wie eine Brücke den 60 m langen und 2700 Tonnen schweren, zweigeschossigen Werkstatt- und Depotneubau. Allen künftigen Fluten ist die Kunst damit in 17 m Höhe sicher enthoben. Lichtfugen zu beiden Seiten ermöglichen Tageslicht in der so entstandenen großen Halle unterhalb der Überdachung, die auf 1600 m2 Platz für ein Café und einen Buchladen bietet, aber auch für Großveranstaltungen geeignet ist. Der zentrale Raum der Vierflügelanlage bleibt dabei völlig unberührt. Mit dieser technisch und ästhetisch einzigartigen Lösung gelang es dem Berliner Architekten Volker Staab und seinem Team, das Kunstgut flutsicher zu lagern und gleichzeitig einen überdachten Innenhof zu schaffen.

 

Spektakulär und unaufdringlich zugleich

Dabei fällt der spektakuläre Neubau über dem Innenhof den Museumsbesuchern noch nicht einmal auf. Von unten sieht der Bau wie eine Überdachung aus und ragt außen nicht über die Firsthöhe hinaus. Überraschend neu wirken stattdessen die komplett sanierten Ausstellungssäle. Neu für den Besucher ist auch der Eingang von der Frauenkirche her über den Georg-Treu-Platz. Von der Brühlschen Terrasse aus tritt man wie bisher links oder rechts in den Ausstellungsrundgang ein, kann jetzt aber auch geradeaus gehen und steht dann wie auf einem Balkon im Innenhof, der eine Etage niedriger liegt. Der Besucher sieht auch die Schaudepots, die sich hinter großen Glasscheiben öffnen. Aber das Depot- und Werkstattgebäude bleibt für ihn unsichtbar, obwohl man im Hof genau darunter steht. Das neue Albertinum ist als Museumsbau im 21. Jahrhundert angekommen – spektakulär, aber unaufdringlich.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.skdmuseum.de

Im zweigeschossigen 60 m langen Brückenbauwerk über dem Innenhof lagert wertvolle Kunst

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