Geschlossene Gesellschaft?
Vermeidung von Bauschäden durch tierische Schädlinge

Schädlinge können sich nur dort einnisten und Schäden verursachen, wo der Mensch ihnen das durch seine Untätigkeit erlaubt. Werden die versteckten Bauschäden, welche die Tiere durch ihr Eindringen aufzeigen, jedoch zügig und gezielt beseitigt, lässt sich das Schädlingsproblem in den meisten Fällen durch eine fachgerechte Bekämpfung lösen. Dabei gilt es jedoch so Einiges zu beachten – vor allem sollte immer die Ursache des Befalls analysiert und beseitigt werden.

Jede Schädlingsart hat ihre besonderen Ansprüche und Vorlieben, an denen man Art, Menge und Ausbreitung erkennen kann. Ebenso stellt jede Schädlingsart Minimal-ansprüche an einen „Wohnort“, durch deren Entzug ihr oft überraschend einfach die Lebensgrundlage entzogen werden kann. Die Besonderheiten der einzelnen Schädlingsarten können hier nur punktuell aufgezeigt werden. Dass bei Hausbock und Echtem Hausschwamm eine Meldepflicht besteht, und dass bei Unsicherheit über die Befallsintensität die Statik des Gebäudes geprüft werden muss, dürfte weitgehend bekannt sein. Einige weitere Schadensformen, auf die ich anhand einiger Beispiele aufmerksam machen möchte, können Häuser regelrecht unbrauchbar machen, obwohl sie sich dem ungeübten Augenschein entziehen. In einem Fall wurden mehrere große Mietshäuser aufgegeben und abgerissen, weil winzige Pharaoameisen sich darin eingenistet hatten. Alle Bekämpfungsversuche waren gescheitert. Die Arbeiterinnen dieser Art suchen sich ihre Nahrung bis zu 30 m entfernt vom Nest. Sie haben viele Königinnen, die mit draußen herumlaufen und sofort einen neuen Staat gründen, wenn sie eine günstige Ecke finden. Sie lieben die Wärme von frischen Brötchen und Wäsche.

Schaben, Fliegen und Nagetiere können in großen Lebensmittelbetrieben und Gemeinschaftseinrichtungen gefährlich werden, indem sie die Erreger von Lebensmittelvergiftungen verschleppen und/oder Krankheiten übertragen. In Lagerhallen können das auch Vögel sein. Wenn diese Tiere sich dort häuslich niederlassen, droht gemäß Lebensmittelhygiene-Recht die sofortige Schließung durch den Amtsveterinär. Die Folgekosten einer solchen Betriebsschließung sind nahezu unkalkulierbar, da die Rufschädigung hier das größte Problem darstellt.

 

Schädlingsbekämpfung

 

Jeder Kadaver in unzugänglichen Hohlräumen nach erfolgreicher Schädlingsbekämpfung ist Biotop und Lebensraum für die gesamte Aas-Fauna, von Schmeißfliegen über Speckkäfer bis zu Kleidermotten und Kugelkäfern. Sonstige Rückstände wie Duftmarkierungen, Häutungs- oder Kotreste können für Allergiker problematisch werden. Schaben kamen so zu zweifelhaftem Ruhm: In den USA sind sie Mitverursacher von bis zu 80 Prozent aller Allergien. Tote Schädlinge müssen also nach der Bekämpfung möglichst schnell und rückstandsfrei entfernt werden. Über Gesundheitsgefahren durch Spritzmittelrückstände klaffen die Ansichten weit auseinander. Diejenigen, die am Mitteleinsatz verdienen, wiegeln ab. Wie lange dieser Zustand noch haltbar bleibt, ist fraglich, denn es gibt immer mehr sensibilisierte, überempfindliche und kranke Menschen, sowie eine wachsende Zahl leer stehender Häuser und Gerichtsverfahren. Vergiftungen, Empfindlichkeiten und Krankheiten nach dem Einsatz dieser Giftstoffe nehmen zu und müssen ernst genommen werden. Besonders gefährlich sind Schädlingsbekämpfungsmittel in Laienhand. Einige Mittel vom Wühltisch beim Discounter sowie Holzschutzmittel vom Baumarkt enthalten teils schwere „Geschütze“, die entgegen allen Beteuerungen durchaus geeignet sind, die Lebensräume der Anwender nachhaltig zu beeinträchtigen – besonders bei falscher Anwendung.

Erstaunlich ist die Resistenz einiger Schädlinge gegen Pestizide. Dies ist seit 30 Jahren ein großes Problem. Im Zentrum einer deutschen Großstadt gibt es ein Einkaufszentrum mit einer Großfamilie von Mäusen, bei denen das bislang stärkste Mäusegift unwirksam geworden ist.

 

Gründe für die Ansiedlung von Schädlingen

 

Schädlinge kommen immer dann, wenn der Mensch ihnen durch seine Fehler eine Einladung ausstellt. Das beginnt schon bei Ortswahl und Planung eines Hauses: Riskant sind Gebäude auf feuchtem oder staunassem Untergrund sowie in ehemals stark mit Ungeziefer verseuchter Umgebung. So wird ein Neubau nach Waldrodung im Ameisengebiet mit Sicherheit Probleme mit den Insekten bekommen, denn die sind auch nach der Fertigstellung des Gebäudes immer noch da. Schädlingsfreie Häuser sind allerdings bei entsprechender handwerklicher Sorgfalt und planerischer Weitsicht auch in solch problematischer Umgebung durchaus möglich.

Neue Bauweisen locken häufig auch neue Schädlinge an. Bestimmte Ameisenarten bevorzugen Holzständerkonstruktionen mit Korkschüttung.  Eine dicke Wärmedämmung und dichte Fenster verursachen oft die von Schädlingen bevorzugte Feuchtigkeit. Falsch aufgehängte Pheromon-Fallen locken die Motten von draußen an. Die Gesetzmäßigkeiten der Natur sollten daher besonders bei neuen Konstruktionen als Einladung zu besonderer Achtsamkeit verstanden werden. Ein Gebäude ist nämlich genauso ein Biotop wie der Hobbyteich im Garten, und wer etwas ausprobiert, muss mit Unvorhergesehenem rechnen. Darüber hinaus sollte der Handwerker das Material einer genauen Prüfung unterziehen, um herauszufinden, ob zum Beispiel der Dämmstoff tatsächlich imprägniert wurde oder nicht. So lockt eine Dämmschicht aus unbehandelter Wolle, die durchaus als „Kunstfaser“ deklariert sein kann, unweigerlich Motten an. Häuser aus nachlässig verpressten und/oder nachlässig verputzten Strohballen laden hingegen Mäuse ein.

Auf der Baustelle werden die meisten und größten Fehler gemacht, die zu einem späteren Befall mit tierischen Schädlingen führen können. Zwar gibt es eine Menge Normen, Fachregeln und Vorschriften, deren Umsetzung lässt jedoch oft zu wünschen übrig – besonders häufig natürlich bei der unkontrollierten Eigeninitiative von Laien. Aber auch Handwerker, die nacheinander auf einer Baustelle beschäftigt sind, haben es oft eilig und nehmen sich zu wenig Zeit zur Kommunikation mit den Kollegen der Folgegewerke. Wo immer die Arbeiten der Handwerker jedoch Mängel aufweisen, findet sich regelmäßig irgendeine Tierart ein, die sich genau auf diesen Baufehler spezialisiert hat. Kabelschächte und Leitungsrohre sind dabei zur heimlichen Anreise besonders beliebt. Für einige Tierarten eignen sich Gebäude mit vielen Wohneinheiten und häufig wechselnden Nutzern, wie zum Beispiel Studentenwohnheime, am besten. Dort wird bei einem Befall nicht viel gefragt sondern schlicht umgezogen, während die Schädlinge bleiben dürfen.

Erfolgt der Einzug in den lang ersehnten Neubau ohne vorheriges Abtrocknen der Baufeuchte unmittelbar nach der Fertigstellung, gibt es je nach Umgebung zuerst Schimmel, Milben oder Silberfischchen sowie damit einhergehend bei den Bewohnern nicht selten Allergien, Asthma, Neurodermitis und andere Empfindlichkeiten, die in den letzten Jahren rapide zugenommen haben.

Leer stehende Häuser bieten dem Echten Hausschwamm deutlich bessere Bedingungen als bewohnte: Dieser Pilz liebt kühle, feuchte und stehende Luft. Hat er sich erst mal breit gemacht, so kann er auch dann weiterwachsen, wenn die Räume wieder bewohnt und die Bedingungen für ihn schlechter werden.

Fazit

 

Bauschäden sind Wegbereiter für weitere Schäden: Was können die Tiere dafür, wenn wir ihnen so schöne Eingänge bauen und dann wegsehen? Jedes Lebewesen braucht zum Leben Raum und Nahrung. Fast alle brauchen auch Feuchtigkeit.

Jede Art hat ihre eigenen Schwachstellen. Gelegentlich genügen Licht und Lärm zum Vertreiben der Störenfriede. Auch Durchzug, Kälte, Hitze und Trockenheit lassen sich gezielt einsetzen.

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