Innendämmung auf dem Prüfstand
Die energetische Instandsetzung einer Gründerzeitvilla aus dem Jahr 1870 bot die Gelegenheit, noch vor Einbau der Innendämmung relevante Wandabschnitte mit Sensoren zu bestücken, um so einen experimentellen Nachweis der Funktionstüchtigkeit des iQ-Therm-Innendämm-Systems zu ermöglichen.
Zu den Merkmalen des Innendämmsystems iQ-Therm gehört der erstmals mögliche Verzicht auf eine Dampfsperre durch die Kapillaraktivität des Kernprodukts, der Dämmplatte. Die naheliegende Frage: Wie funktioniert das?
Die Wärmedämmung der Polyurethanschaumplatte ist leicht zu verstehen: Die Kapillaraktivität wird durch die senkrecht zur Oberfläche stehende Lochungen in der Platte ermöglicht, die mit silikatischem Mörtel verfüllt sind. Dieser Mörtel besitzt die hygroskopische Speicherfähigkeit für die Feuchtespitzen der Innenraumluft und ist sowohl hoch kapillaraktiv wie auch diffusionsoffen. Das bewirkt eine schnelle und großflächige Verteilung der Feuchte in der Dämmung, was die Trocknung beschleunigt und die Dämmwirkung verbessert.
Soweit die Theorie. Aber wie funktioniert das in der Praxis? Diese Frage hatten sich auch die Wissenschaftler des Instituts für Bauklimatik der TU Dresden aus dem bauphysikalischen Forschungs- und Entwicklungslabor unter Leitung von Dr.-Ing. Rudolf Plagge gestellt. Sie waren von Anfang an dabei, als das Innendämmsystem iQ-Therm konzipiert wurde. In der Folge wollten sie reale Werte messen, die den Nachweis liefern konnten, dass das Produktsystem hält, was es verspricht. Die Gelegenheit hierzu hatten sie sozusagen vor ihrer Haustür: die grundlegende energetische Sanierung einer Gründerzeitvilla in Dresden-Blasewitz bot sich hierfür als geeignetes Objekt an. Bauherr und Architektin stimmten zu, und so konnte in diesem Testhaus das Innendämmsystem iQ-Therm auf den Prüfstand gestellt werden.
Die relevanten Wandzonen wurden hierfür mit Sensoren bestückt. Mit ihnen konnten die hygrothermischen Zustandsgrößen in der Konstruktion nach Einbau des iQ-Therm-Systems fortlaufend gemessen werden. Auf dieser Basis sollte so der experimentelle Nachweis der nachhaltigen Funktionstüchtigkeit des Systems erbracht werden. Die Themenbereiche: Fenster- und Türlaibungen, einbindende Innenwände, Anschlussdetails wie Balkon, Holzbalkenköpfe, abgehängte Decken und Wandheizungssysteme.
Dringender Sanierungsbedarf
Als dem Atelier für Architektur ATEA GmbH in Riesa-Poppitz die Gründerzeitvilla Loschwitzer Straße in Dresden zur Sanierung anvertraut wurde, bestand dringender Handlungsbedarf. Die Dachhaut war defekt, Fallrohre endeten im Nichts und fluteten die Fassade. Es gab begonnene Umbaumarbeiten – dilettantisch geplant und ausgeführt – sowie unter anderem auch ausgebrochene Fenster und marode sanitäre Anlagen. Die Instandsetzung verfolgte zwei Ziele: Den Erhalt und die Restaurierung der vorhandenen, wertvollen Bausubstanz sowie eine energetische Sanierung nach neuestem Stand der Technik.
Die Wärmegewinnung sollte über Geothermie mit vier Sonden erfolgen. Für die Effizienz der Wärmepumpe sind niedrige Vorlauftemperaturen, große Heizflächen und ein niedriger Wärmebedarf ideal. Fußboden- und Flächenheizungen wurden dafür als erforderlich erachtet, ebenso eine gute Wärmedämmung der Außenwände. Aufgrund der reich gestalteten Fassade war hierfür das iQ-Therm-System von Remmers eine geeignete Lösung, die auch zur Ausführung gelangte. Insgesamt verfolgten die Planer das Ziel, so ein nachhaltiges Konzept für eine energetisch Sanierung auf die Beine zu stellen, mit dem auch auf lange Sicht bezahlbarer Wohnraum durch günstige Heizkosten geschaffen wird.
Bauphysikalische Bewertung des Innendämmsystems
In der Villa wurden Sensoren in Nordwand, Südwand, Südwestwand, Fensterlaibung, Gebäudeecke und Holzbalkenkopf montiert. Für die Messung waren folgende Parameter ausschlaggebend:
Außenklima
Oberflächentemperatur der Innenwände
Feuchte und Temperatur
Bestimmung der Wärmeströme
Berechnet wurde alles zuvor mit dem numerischen Simulationsprogramm Delphin im Hinblick auf den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-3 und auf das Realklima. Betrachtet wurden dabei die Wahrscheinlichkeit einer Schimmelbildung, die Temperaturverläufe sowie die Verläufe der relativen Luftfeuchte in der Konstruktion. Die hygrothermischen Zustandsgrößen in der Konstruktion erbrachten den Nachweis der nachhaltigen Funktionstüchtigkeit des iQ-Therm-Systems.
Die erfolgreiche energetische Instandsetzung eines über 140 Jahre alten Wohngebäudes zeigt exemplarisch, welche technischen Konzepte anwendungsreif zur Verfügung stehen, um die vielen Millionen von Bauten im Bestand energetisch zu sanieren. Die iQ-Therm-Innendämmung leistet hierbei einen wichtigen Beitrag und stellt ein ausgereiftes, praxiserprobtes System dar. Die Platte gibt es in den Dicken 30, 50 und 80 mm.
Autor
Dipl.-Ing. Jens Engel ist Produktmanager in den Bereichen Fassadenschutz und Denkmalpflege bei der Firma Remmers Baustofftechnik in Löningen.
Bauphysikalische Bewertung der Innendämmung einer Gründerzeitvilla in Dresden