Liebe Leserinnen, liebe Leser,
dass man sich aus Kunststoffen sogar Waffen drucken kann, wenn man an die entsprechenden Daten dafür herankommt, ist sicher dem ein oder anderen bekannt. Aber ganze Häuser mit allem drum und dran? Vor allem in den USA, China und Japan arbeitet man fieberhaft daran. Das erste deutsche Haus aus dem 3D-Drucker entstand im bayerischen Friedberg. Man hat es aus Sand und einem Bindemittel inklusive der Wasser- und Elektroleitungen innerhalb von nur 60 Stunden gedruckt. Wie das genau gehen soll, bleibt erst mal offen. Die Druckkosten für ein so genanntes „Mikro-Appartement“ sind gar nicht mal so hoch. Das „Haus“ ist mit wenigen Quadratmetern und einer Höhe von nur drei Metern aber auch klitzeklein und sieht aus wie eine schwarze Niere. Fragt sich, wer darin wohnen möchte? Ich jedenfalls nicht. Natürlich liegt in einer solchen Technologie auch eine Chance – wohlgemerkt als Alternative – wenn es darum geht, einzelne Bauteile, zum Beispiel im Zuge einer Rekonstruktion, wieder herzustellen. Diese sollten dann aber von erfahrenen Handwerkern überarbeitet und montiert werden.
Falls solche Tendenzen sich neben einer zunehmenden Vorfertigung mehr und mehr am Bau durchsetzen sollten, so wird dies insgesamt zu einem weiteren Rückzug des Handwerks aus dem Neubau führen. Gut, dass es bei einer Sanierung und insbesondere einer Restaurierung, jeder Menge Handarbeit bedarf. Der Umbau und die Restaurierung des Hilchenhauses in Lorch, die wir ab Seite 12 in dieser Ausgabe der bauhandwerk vorstellen, wäre ohne das Können und Wissen fähiger Handwerker nicht denkbar gewesen. Auch bei der Innendämmung des alten Wasserschlosses in Rottendorf ab Seite 44 und einer denkmalgeschützten Schule in Duisburg-Ruhrort ab Seite 48 in diesem Heft und vielen weiteren, in dieser Ausgabe vorgestellten Bauten, war das Können der Handwerker gefragt.
Bei einem im 16. Jahrhundert und heute zu Recht denkmalgeschützten Gebäude wie dem Hilchenhaus geht es gerade darum, so zu arbeiten, wie die Handwerker es vor mehreren hundert Jahren getan haben. Das bringt gewollte Arbeitsspuren und Ungenauigkeiten wie zum Beispiel Schlieren und Lufteinschlüsse in den von Mund geblasenen Tellerscheiben der Kreuzstockfenster mit sich, die so authentisch sind, dass ein 3D-Plotter sie nur schwerlich nachstellen kann. Das kann eben nur ein echter Mensch – und zwar einer, mit viel handwerklicher Erfahrung.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht
Gut, dass es bei einer Sanierung und insbesondere einer Restaurierung, jeder Menge Handarbeit bedarf