Museum im Türkentor

Der ehemalige Haupteingang und letzte Rest der so genannten Türkenkaserne wurde zum kleinsten Museum Münchens umgebaut. Seit Oktober vergangenen Jahres ergänzt das sanierte und erweiterte Türkentor das Münchner Museumsareal auf städtebaulich prägnante Weise.

Das kleinste öffentliche Museum Münchens befindet sich auf gerade einmal 140 m2 im so genannten Türkentor zwischen den Museumsbauten der Pinakothek der Moderne und der Sammlung Brandhorst. Im Oktober vergangenen Jahres wurde das Gebäude mit seiner denkmalgeschützten Straßenfassade eröffnet – saniert, umgebaut und erweitert unter Federführung der Berliner Architekten Sauerbruch Hutton, die auch für das deutlich größere Haus der Sammlung Brandhorst verantwortlich zeichnen.

Das Türkentor ist ein letzter Rest der 1826 für das Königlich Bayerische Infanterie-Leibregiment errichteten Prinz-Arnulf-Kaserne, die – an der Türkenstraße gelegen – im Volksmund Türkenkaserne hieß. 1944 bei Bombenangriffen schwer beschädigt und in den 1960er Jahren endgültig abgerissen, blieb von der Kaserne nur die klassizistische Straßenfassade des ehemaligen Hauptzugangs erhalten.

Die Stiftung Pinakothek der Moderne stellte eine Summe von 780 000 Euro für die Sanierung und den Umbau zur Verfügung, die den größten Teil der Baukosten abdeckte. Entstanden ist ein besonderer Ausstellungsraum, für den die Stiftung Brandhorst die Skulptur „Large Red Sphere“ des US-amerikanischen Künstlers Walter de Maria erwarb, eine 25 t schwere rote Granitkugel mit einem Durchmesser von 260 cm.

 

Neue Mauerwerksschale

In enger Zusammenarbeit von Architekten und Künstler wurde das seit Jahrzehnten brachliegende Gebäudefragment so umgestaltet, dass sich Skulptur und Architektur aufeinander beziehen und ergänzen. Voraussetzung war der Erhalt des historischen Erscheinungsbildes des zweigeschossigen Türkentors sowie die Schaffung eines Bindeglieds zwischen der 2002 eröffneten Pinakothek der Moderne, der Alten Pinako-thek aus dem Jahr 1836 und des 2009 fertiggestellten Museums Brandhorst, dessen farbige Keramikfassade sich deutlich von den weißen beziehungsweise gemauerten Fassaden der beiden Pinakotheken unterscheidet.

Neben der denkmalgerechten Sanierung der Straßenfassade des Türkentors „umhüllten“ die Maurer den Bestand mit einer neuen Mauerwerksschale aus Backstein Klinkern. Aufgrund des Manufakturcharakters entschieden sich die Architekten für Original Wasserstrich Backstein Klinker des Ziegel- und Klinkerwerks Natrup-Hagen, einer Privatziegelei aus dem Landkreis Osnabrück. Nach den Farbvorstellungen der Architekten produzierte das Werk einige Mustersteine, von denen einer genau den gewünschten Farbton traf. Zur Straße hin tritt die neue Klinkerfassade nur als eine dem historischen Gebäude aufgesetzte Attika in Erscheinung, während die Handwerker die übrigen Fassaden fast komplett neu aufmauerten.

 

Verbindung der Kunst mit dem Außenraum

Im Westen, in Richtung der Alten Pinakothek, schufen die Architekten ein 2,50 m breites Entree mit einem Torbogen, der den historischen Eingang des Türkentors zitiert. Das mit einer Festverglasung versehene Tor öffnet das Gebäude zum Museumsareal hin. Einerseits gibt es den Blick frei auf das genau gegenüberliegende Klenze-Portal der Alten Pinakothek, während es andererseits die Spiegelung desselben auf der hochpolierten Oberfläche der Granitkugel im Innern des Türkentors ermöglicht. So entsteht eine starke optische Verbindung des Kunstwerks mit seiner Umgebung.

Die Kugel selbst ruht auf einem dreistufigen Podest, umgeben von vier Säulen, die eine schlichte quadratische Konstruktion aus unübersehbar alten Holzbalken tragen. Diese Reste der ehemaligen Zwischendecke des Türkentors machen den Kontrast zwischen der perfekten, glänzenden Kugel und dem Ausstellungsraum mit seinen vielfältigen formalen Elementen besonders deutlich. Wenige Öffnungen und Oberlichter sorgen für eine angenehme Ausleuchtung des Raums mit Tageslicht. Die Wandflächen rund um die Kugel sind weiß gestrichen, lediglich das neu ergänzte Entree ist auch innen mit Original Wasserstrich Backstein Klinkern verkleidet und auf diese Weise als Ergänzung erkennbar.

Obwohl das Türkentor im Vergleich zu den benachbarten Museen sehr klein ist und zudem nur ein einziges – wenn auch großes – Kunstwerk beherbergt, trägt es doch wesentlich nicht nur zur städtebaulichen, sondern auch zur künstlerischen Abrundung des Münchner Museumsareals bei.

Autorin

Dipl.-Ing. (FH) Gonni Engel studierte Architektur und arbeitet seit 2001 in der Öffentlichkeitsarbeit großer Architekturbüros in Hamburg und Dortmund. Sie lebt in Bielefeld und schreibt als freie Autorin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk.

Das kleinste Museum Münchens befindet sich seit Oktober 2010 im so genannten Türkentor

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