Neue Welt
Verblendsanieranker bei der energetischen Gebäudesanierung im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg
Ein herausragendes Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA 2013 im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ist die Sanierung des Weltquartiers. Der neue Fischer Verblendsanieranker sichert dort diealte zweischalige Mauerwerkskonstruktion, die als Untergrund der neuen Fassade erhalten bleibt.
Langsam nimmt das Weltquartier Gestalt an. Zwar dauern die 2009 begonnenen Umbauarbeiten in der Wilhelmsburger Siedlung noch bis zum Ende des Jahres an, aber vom Weimarer Platz aus kann man sich bereits ein Bild vom künftigen Weltquartier machen. Während einige Häuser der ehemaligen Arbeitersiedlung noch im Originalzustand auf ihren Umbau warten, befinden sich andere mitten in der Sanierungsphase. Vom Quartiersplatz mit seiner modernen, multifunktionalen Gestaltung und einem zentralen Pavillon kann man seit Sommer 2011 die ersten fertiggestellten Wohngebäude betrachten.
Die klassische Hamburger Backsteinsiedlung im südlichen Reiherstiegviertel war in den1930er Jahren für Arbeiter der nahen Hafenbetriebe erbaut worden. Durch den Zweiten Weltkrieg und die Flut im Jahr 1962 hat das Quartier viele bauliche und soziale Umbrüche erlebt. Unzeitgemäße Grundrisse und der in die Jahre gekommene Zustand der Wohnungen machten eine großangelegte Sanierung unumgänglich.
Bestandssanierung und Neubau
Den Arbeiten vorangegangen war ein städtebaulicher Ideenwettbewerb zur Umgestaltung des Weltquartiers. Den ersten Preis dieses Wettbewerbs erhielt das Lübecker Architekturbüro kfs Krause Feyerabend Sippel in Arbeitsgemeinschaft mit Sven Andresen und Urte Schlie Landschaftsarchitektur. „Der Siegerentwurf geht auf die besonderen Ansprüche der internationalen Bewohnerschaft im Weltquartier ein. Die Aufenthaltsqualität in den Freiräumen wird den Wünschen der Bewohner entsprechend verbessert“, bewertete IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg den ersten Preisträger.
Ein gemeinsames Projektteam von SAGA GWG und der IBA Hamburg GmbH beschäftigt sich seitdem mit der Umsetzung der Entwürfe. Zusätzlich zur Modernisierung des Bestands entstehen nördlich und südlich der ehemaligen Arbeitersiedlung neue Wohngebäude. Die Gesamtzahl der Wohnungen bleibt dabei mit 820 Einheiten etwa gleich, Grundrisse und Ausstattungen werden aber komplett erneuert und an die Bedürfnisse der Nachbarschaft aus über 30 Nationen angepasst. Dafür wurden die Bewohner schon frühzeitig in den Planungsprozess einbezogen. Zu den Änderungswünschen, die dabei in Erfahrung gebracht werden konnten, gehörten unter anderem ein neues Zentrum für das Quartier und eine Verbesserung der Freiflächengestaltung. Die Bewohner legten zudem Wert auf familiengerechtere Wohnungen mit mehreren kleinen Zimmern sowie eine Optimierung des Schallschutzes.
Bei der Sanierung des Wohnviertels werden die charakteristischen Elemente der Gebäude respektiert. Neue Fassaden, Balkone, der Anbau großzügiger Loggien und große Dachgauben bringen mehr Licht in die Wohnungen. Große Küchen mit Essplatz schaffen eine veränderte Wohnqualität. Der Weimarer Platz wird zu einem Nachbarschaftsplatz weiterentwickelt und im Grünraum entstehen kleine Garteninseln.
Vorbildliche Energieeffizienz
„Wegen der verbesserten Wärmedämmung und Gebäudesanierung wird das Weltquartier ein Vorbild beim Thema Energieeffizienz: Es erfüllt die künftig gültigen energetischen Anforderungen, denn die Neubauten werden überwiegend im Passivhausstandard errichtet. Ein wichtiger Bestandteil beim Umbau ist die Umstellung der Wärmeversorgung der Häuser: Ab 2013 soll der benachbarte alte Flakbunker als „Energiebunker“ regenerative Energie für die Erzeugung von Wärme und Strom für das Viertel liefern, so dass für die sanierten Gebäude im Weltquartier der CO2-Ausstoß auf Null und der Primärenergiebedarf von 300 auf 9 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr sinkt“, ist auf der Internetseite www.iba-hamburg.de zu lesen.
Mechanischer Verblendsanieranker sichert alte Fassadenkonstruktion
Die Fassaden der Gebäude aus den 1930er Jahren bestehen überwiegend aus zweischaligem hinterlüftetem Mauerwerk. Die vorhandenen Drahtanker in der Luftschicht sind im Laufe der Zeit durchgerostet oder aber gar nicht mehr vorhanden und müssen im Rahmen der Modernisierung der Gebäude ersetzt werden. Vorsatzschalen sind alleinstehende Bauwerke, für die die Standsicherheit nachgewiesen wer den muss. Die Standsicherheit der Vorsatzschalen wird in der Regel durch eine dauerhafte Verankerung mit der Tragschale erreicht. Nach DIN 1053 Mauerwerksbau sind dazu fünf Verblendanker pro m² und zusätzlich drei Anker im Randbereich beziehungsweise in den offenen Rändern auf einem Meter notwendig.
Bei der Sanierung des Wohnquartiers an der Weimarer Straße wird das Verblendmauerwerk aus Vollziegeln mit dem mechanischen Verblendsanieranker VBS-M von Fischer in der Tragschale gesichert. „Laut Zulassung darf mit dem Fischer VBS-M auch eine Schraube aus galvanisch verzinktem Stahl eingesetzt werden. Dieses Verfahren kommt in Hamburg einer kleine Revolution bei der Fassadensanierung gleich“, erklärt der Fischer-Außendiensttechniker Dieter Steiding.
Unsichtbare Vernadelung, einfach umgesetzt
Voraussetzung für die nachträgliche, nicht sichtbare Vernadelung mit dem Verblendsanieranker war der in Wilhelmsburg gewählte neue Fassadenaufbau. Auf die bestehende zweischalige Mauerwerkskonstruktion mit tragender Kalksandsteinwand, innenliegender Luftschicht und Außenschale aus Vollstein wird im Rahmen der Sanierung eine 16 cm dicke Wärmedämmung aus Hartschaum aufgebracht. Im Anschluss wird diese Dämmschicht mit einer 2 cm dicken Sparverblendung beklebt. „Für die Montage der Verblendsanieranker mit galvanisch verzinkter Schraube ist es erforderlich, dass ein Fassadensystem mit einer Dicke von mindestens 6 cm auf das bestehende Verblendmauerwerk aufgebracht wird und keine Belüftung vorhanden ist“, betont der Befestigungsprofi. In Wilhelmsburg werden mehrere tausend Verblendsanieranker VBS-M 8x185 und 8x205 verarbeitet.
Die Montage der mechanischen Verblendsanieranker ist für den Handwerker denkbar einfach: Loch bohren, Dübel einstecken und dann die Schraube eindrehen. Beim VBS-M muss das Bohrloch nicht ausgeblasen und der eingeführte Anker nicht vermörtelt werden. Diese eingesparten Arbeitsgänge reduzieren den zeitlichen Aufwand für das Setzen der Dübel erheblich. Sofern die in der Zulassung aufgeführten Baustoffe in der Trag- und in der Verblendschale vorhanden sind, braucht der Handwerker vor und nach dem Setzen des VBS-M Verblendsanierankers keine Zugversuche durchführen.
Gleicher Anker für Lagerfuge und Stein
Der neue Verblendsanieranker VBS-M darf laut Zulassung sowohl in der Lagerfuge als auch im Stein selbst gesetzt werden. Damit ist Fischer derzeit der einzige Anbieter, der diese technischen Möglichkeiten zulassungskonform anbietet. Gleichzeitig darf der VBS-M auch tiefer gesetzt werden, so dass die Außenfläche der Fassade komplett mit dem Originalmaterial aufgefüllt wird und so anspruchsvollen gestalterischen Anforderungen entspricht.
Der VBS-M wird in Durchsteckmontage durch das Verblendmauerwerk in die Tragschale gesetzt. Die zwei Spreizzonen des Dübels sitzen in der Tragschale und im Verblendmauerwerk und sorgen für eine sichere Verbindung. Eine besondere Setzsicherung, im vorderen Bereich konisch und mit anderem Gewinde ausgestattet, sorgt bei schlechtem Untergrund dafür, dass die Schraube sich nicht eindrehen lässt und ein anderer Befestigungspunkt gesucht werden muss.
Autor
Dr.-Ing Klaus Fockenberg ist Architekt und PR-Referent der Fischerwerke in Waldachtal
Energetische Fassadensanierung mit
Verblendsanieranker VBS-M
Das komplett sanierte Weltquartier wird 820 moderne Wohneinheiten bieten