Passivhaus mit Kammbettputz in Darmstadt
In Darmstadt entstand ein zukunftsorientiertes Passivhaus mit 37 Eigentumswohnungen. Das fünfgeschossige Gebäude der Darmstädter bauverein AG ist Teil des europäischen Eurhonet-Projektes „BuildTog“ (www.buildtog.eu), an dem europaweit 28 Wohnungsunternehmen beteiligt sind. Der französische Stararchitekt Nicolas Michelin und das Beratungsunternehmen Luwoge consult haben in diesem Rahmen einen Passivhaus-Prototyp entwickelt, der in mehreren Ländern gebaut werden soll – adaptiert an die regionalen Bedingungen. Eine der Herausforderungen, die es beim Bau des Passivhauses im Darmstädter Norden zu lösen galt, war die gestalterische Umsetzung der ursprünglichen Planung. „Es handelt sich hier um ein Baukastensystem, das lokal interpretiert werden muss“, erklärt Architekt Stefan Reuther von der PlanungsgruppeDREI aus Ober-Ramstadt, die mit der Umsetzung vor Ort beauftragt war. „Wir haben uns bei der äußeren Gestaltung auf die Fassade konzentriert. Bilder, Reliefs oder Verblendungen mit Putz haben eine lange Tradition, die mit hohem handwerklichen Können verbunden ist“, so der Architekt. Eine Kammbettstruktur sollte die großen Flächen aufbrechen. Doch WDVS-Systeme bieten hierfür nur einen begrenzten Spielraum, denn der dickere Putzauftrag, der für das Kammbett erforderlich ist, schafft zusätzliches Gewicht, das ein Styroporblock vor der Fassade nicht so ohne weiteres trägt. Gemeinsam mit Caparol entwickelten die Planer hierfür neue Lösungen, die nicht nur dem Stand der Technik entsprechen, sondern sogar darüber hinausgehen.
Die Armierungsschicht und der Oberputz wurden mit Capatect ArmaReno 700, einem mineralischen Werktrockenmörtel, ausgeführt, dessen Eignung für ein Kammbett, das an der tiefsten Stelle nur wenige Millimeter dick ist, im Labor getestet wurde. Die Kammform wurde ins Leistungsverzeichnis aufgenommen und detailliert beschrieben. „Der Verarbeiter hat nach diesen Vorgaben ein Werkzeug maßanfertigen lassen. Um ein ansprechendes Ergebnis erzielen zu können, musste das Kammwerkzeug mit Hilfe von Latten, die als Führungsschienen montiert wurden, in einem konstant gleichen Winkel und mit stets gleichem Anpressdruck durch den Putz gezogen werden. „Die handwerklich bearbeitete Fassade bildet einen willkommenen Kontrast zu den vielen industriellen Oberflächen, die für Gebäude in dieser Größenordnung typisch sind“, erklärt Architekt Reuther.