Pinsel, Bürsten, Rollwerkzeuge
Herstellung und Anwendung hochwertiger Werkzeuge für das Malerhandwerk
Über Jahrhunderte wurden Pinsel aus natürlichen Borsten und Haaren gefertigt. Die besten Malerpinsel bestehen aus Chinaborsten, die von Zuchtschweinen aus dem chinesischen Hochland stammen. Größtenteils werden heute Kombinationen aus hochwertigen Borstenmischungen und Synthetikfasern eingesetzt.
Für Künstlerpinsel wurden die Haare von Rind, Marder, Dachs, Iltis, von Eichhörnchen, Ziegen und sogar von Fischottern verarbeitet. Besen und Bürsten entstanden aus Rosshaar und pflanzlichen Fasern. Federkiele, Blechkappen und Draht dienten zur Befestigung an verschiedensten Holzstielen. Der heutige, viel benutzte Malerringpinsel mit Fadenvorband entstand erst vor etwa 100 Jahren.
Das Pinsel- und Bürstenmacherhandwerk hat seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts eine eigenständige Tradition etabliert. In der Zeit davor hatten die Handwerker ihre Pinsel meist selbst gefertigt. Heute noch erfolgreiche Hersteller produzieren schon seit den 1820er Jahren in Fabriken, die bereits um 1900 bis zu 300 Mitarbeiter beschäftigen konnten. Weitere Informationen zur Geschichte des Pinsels bietet das Deutsche Pinsel- und Bürstenmachermuseum in Bechhofen an der Heide www.pinselmuseum-bechhofen.de
Siegeszug der Farbroller
Als echte Arbeitserleichterung wurden ab etwa 1954 die neuen Farbroller beim Handwerk aufgenommen. Die ersten Exemplare waren ausschließlich mit gegerbtem echtem Lammfell bezogen. Diese Farbrollen bedurften einer ausgesprochen sorgsamen Pflege. So sollte der Maler ihren Einsatz damals möglichst nur auf Leimfarben beschränken; mit heißem Wasser durften sie ebenso wenig in Berührung kommen wie mit aggressiven Reinigungsmittel, und gelagert wurden sie am besten frei hängend. Mit den heutigen zahlreichen Spezialausführungen von Malerrollen kann man dagegen vergleichsweise problemlos in verschiedenen Techniken arbeiten. Bei vielen Anwendungen hat der Malerroller, dank Zeitersparnis und besserer Optik des Arbeitsergebnisses, die klassische Deckenbürste ersetzt.
Neue Farben brauchen neue Werkzeuge
Die Technik hat sich auch im Malerhandwerk rasant weiterentwickelt: Neue Werkstoffe, insbesondere die in Kraft getretene VOC-Richtlinie der Europäischen Union mit verpflichtenden Vorgaben, haben es notwendig gemacht, die Werkzeuge und Geräte den neuen Anforderungen anzupassen. Lacke auf Wasserbasis benötigen ganz andere, neue Werkzeuge. Aber die Hersteller haben ihre Hausaufgaben gemacht. Das große Angebot umfasst heute unter anderem klassische Pinsel und Bürsten mit unterschiedlichen Naturborsten für traditionelle Materialien aber auch Pinsel und Bürsten mit diversen Kunstfasern und synthetischen Borstenmischungen speziell für wasserbasierte Lacke. Darüber hinaus werden Spezialpinsel angeboten, die eigens für Holz- und Marmor-
imitationen, Schrift, Vergoldungen und Schablonier-
arbeiten gefertigt werden – um mur einige Beispiele zu nennen. Neben etlichen nützlich Besen- und Bürstenformen für den Handwerker gibt es Farbroller mit Bezügen für die unterschiedlichen Techniken, mit verschiedenen Florhöhen und Größen sowie Breiten von etwa 5 bis 60 cm.
Für jeden Zweck ein spezieller Pinsel
Der meistbenutzte Pinsel des Handwerkers ist der Heizkörperpinsel mit Naturborsten und qualitativ hochwertigen Borstenmischungen in Breiten von
25 bis 75 mm. Er wird häufig als Ergänzung zum Malerroller eingesetzt – und oft genug leider auch als Rührholz. Die Zwingen sollten aus rostfreiem Edelstahl oder aus Polyamid sein. Reine Chinaborsten (am besten dreimal gekocht) sind ein Qualitätsmerkmal. Heute gibt es aber auch Borstenmischungen, die oft resistenter sind als die reinen Borsten und die es erlauben, über längere Zeit sauber zu beschneiden ohne eine Quellung der Borsten in Kauf nehmen zu müssen. Für Wasserlack sollte der Maler ausschließlich Heizkörperpinsel mit Kunstfasern benutzen. Fassadenstreicher gleichen im Aussehen den Heizkörperpinseln. Allerdings sind sie dicker (bis etwa 25 mm) und können wesentlich mehr Farbe aufnehmen.
Ringpinsel mit oder ohne Vorband in runder oder ovaler Form werden in vielen Qualitätsstufen produziert. Diese reichen vom einfachen Heimwerker- oder Waschpinsel bis zum hochwertigen, ovalen Lackierpinsel oder Ringstrichzieher. Die Durchmesser reichen von Größe 02 (20 mm) bis Größe 16 (55 mm). Die meistbenutzten Größen sind 06 (30 mm) und 08 (35 mm). Sehr große Ringpinsel mit kurzem Vorband werden auch als Fassaden- oder Faustpinsel bezeichnet.
Flächenstreicher sind kleine eckige oder ovale Streichbürsten für den Einsatz zum Beispiel bei Lasuren und beim Beizen. Sie sind mit Edelstahl oder Kunststoff gefasst, oder das Besteckungsmaterial ist direkt ins so genannte Kittbett eingesetzt. Beliebte Größen sind 70 bis 120 mm breit, bei sichtbaren Borstenlängen von 50 bis 70 mm. Für aggressive Materialien wie Beizen oder Laugen werden hauptsächlich kunststoffgefasste Flächenstreicher und Pinsel ohne Metallteile verwendet.
Flachpinsel in Profi-Qualität dienen dem Handwerker als perfektes Lackierwerkzeug. Professionelle Flachpinsel sind in der zehnten bis zwölften Stärke erhältlich und haben meist Fassungen aus Kunststoff oder Edelstahl. Die Griffe und Stiele sind aus fein geschliffenem Buchenholz gefertigt. Flachpinsel einfacher Qualität benutzt der Profi-Handwerker oft nur als „Einmalpinsel“. Meist sind solche Pinsel blechgefasst und mit Kunststoffstielen versehen.
Deckenbürsten in unterschiedlichen Ausführungen werden im Malerhandwerk immer noch ausgiebig genutzt. Der klassische Rechteck-Körper aus Holz, Metall oder Kunststoff wird mit natürlichen Chinabors-
ten, Kunstfasern oder preisgünstigen Synthetikfasern in Bündeln oder in Reihen bestückt. Eingesetzt werden Deckenbürsten unter anderem zum Streichen, Einkleistern, Abwaschen sowie für historische und moderne Gestaltungstechniken. Für Wisch- und Lasurtechniken sowie in der Denkmalpflege werden meist ovale Deckenbürsten verwendet. So genannte „Tiefgrundbürsten“ sind einfache Werkzeuge, gemeinhin mit Synthetikfasern gefertigt und halten Lösemitteln noch am besten stand.
Parkett- und Fußbodenstreichbürsten sind 22, 30 oder 50 cm breit und besitzen eine Stielhalterung aus Metall. Sie eignen sich zur Beschichtung von Großflächen wie Parkett- und Estrichböden sowie Flachdächern. Auch Pinsel und Bürsten mit pflanzlichen Fibre-Fasern als Besatz haben die Zeit überlebt. Diese werden hauptsächlich von Maurern aber auch von Malern zum zum Reinigen, Ablaugen, Nässen und zum Kalkschlämmen benutzt.
Rollwerkzeuge
Genauso sind heute Rollerwerkzeuge für viele Arbeiten des Malerhandwerks unverzichtbar. Nachfolgend eine kleine Auswahl:
Tapezierwerkzeug und Oberflächenimitation
Tapezierwischer mit Borstenmischungen unterschiedlichster Elastizität haben die Tapezierbürsten fast komplett abgelöst. Verfügbar sind viele Modelle, ob nun für grobe Rauhfasertapeten oder für Tapeten mit empfindlicher Oberflächenstruktur. Aber es gibt auch gute „Allrounder“ wie der so genannte „Dachs“-Tapezierwischer mit einem in der Mitte platzierten, stabilen Kern sowie weichen Borstenstreifen außen.
Wichtige Pinsel für Imitation von Holz oder Marmor sind Zackenpinsel in den Breiten von 25 bis 100 mm, Fächerpinsel etwa 55 mm breit und 2 bis 4 Zoll breite Birken- und Wellenmodler. Lasuren werden mit Schlägern die 2 bis 4 Zoll breit sind und bis zu 15 cm lange Chinaborsten haben, verteilt. Der Dachshaarvertreiber ist wohl der teuerste Pinsel für Imitationen, allerdings ist er für diese Arbeit auch unentbehrlich.
Autor
Hans Jürgen Ronicke ist Malermeister, Innenarchitekt WKS, Restaurator im Handwerk und freier Autor unter anderem der Zeitschrift bauhandwerk. Er lebt und arbeitet in Wittenberg.
Der meistbenutzte Pinsel des Handwerkers ist der Heizkörperpinsel