Sanierung und Umbau von Schloss Kummerow
Von der Seeseite bietet das 1730 im Stil des Spätbarocks erbaute Anwesen mit dem Haupthaus, den Wirtschaftsgebäuden und einem nach Plänen von Peter Joseph Lenné gestalteten Park einen beeindruckenden Anblick. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlitt die Liegenschaft einen langsamen Niedergang, wurde als Flüchtlingsauffanglager und später, während der Zeit der DDR, als Schule, Rathaus und Konsumverkaufsstelle mit Gastwirtschaft genutzt und schließlich von der Deutschen Post übernommen. Nach der Wende und mehrfachem Wechsel der Eigentümer und Konzepte ohne Instandsetzung befand sich das Schloss 2012 in einem desolaten und akut gefährdeten Zustand. So erwarb es der heutige Schlossherr Torsten Kunert bei einer Versteigerung. Die jahrelang unterbliebenen Reparaturen und Instandhaltungen hatten gravierende Schäden an Dach, Dachentwässerung, Fenstern und Türen sowie am Außenputz zur Folge. Die Dachbetonstein-deckung war großflächig undicht geworden, die Schwammbildung hatte bereits eingesetzt und führte zu zahlreichen Schäden und Substanzverlusten am originalen Dachtragwerk aus Eichen- und Kiefernholz sowie den Stuckdecken aus dem 18. Jahrhundert. Um weitere Schäden zu verhindern, wurde umgehend mit der Sicherung und Sanierung des Bestandes begonnen. Die Arbeiten fanden unter besonderen Vorzeichen statt, denn das konservatorische Konzept des Bauherrn sah vor, die Spuren der Zeit deutlich erlebbar zu belassen. „Diese Anforderung bedeutete für die am Bau beteiligten Planer wie Handwerker in bestimmten Bereichen eine große Umstellung und Abkehr von der gängigen Praxis. Hier war keine handwerkliche Perfektion im herkömmlichen Sinne gefragt, sondern die Sensibilität den Bestand sichtbar zu lassen, ihn nicht optisch perfekt zu überarbeiten,“ erklärt Architekt André George.
Bei der Fassadensanierung war die Vorgabe, möglichst große Bestandspartien des Originalputzes zu erhalten und zu sanieren. Dazu mussten größere Flächen hinterfüllt werden. Wo dies nicht möglich war, wurde ein neuer Kalkputz angemischt, mit regionalen Sanden, die auch im Originalputz verwendet wurden. „Ziel war es, die Fassade nicht zu beschichten, sondern in der besonderen Eigenfarbe des Putzes zu belassen. Der Putz ist nur abgerieben und seine feine körnige Struktur freigelegt worden. Dieser erhöhte denkmalpflegerische Aufwand hat sich gelohnt, die Vorstellungen von Herrn Kunert wurden erfüllt“, so Architekt George. Im Inneren ließ der Architekt Schäden und Mängel mit dem mineralische „NHL-Kalkputz Fein“ von Keim so verschlichten, dass sie noch als solche zu erkennen sind. Der kalkmatte Anstrich erfolgte mit der Kalkfarbe „Athenit-forte“.
Seit Abschluss sechsjährigen Sanierungsarbeiten im Mai 2018 befindet sich in Schloss Kummerow die fotografische Sammlung von Torsten Kunert.