Stahlsperre
Horizontalsperre im Mauersägeverfahren
Die Wände der rund 500 Jahre alten Kirche St. Alexander in Niedersonthofen waren stark von Feuchtigkeit durchzogen. Mehrere Sanierungsversuche zur Beseitigung der Feuchtigkeit scheiterten; erst eine Horizontalsperre, die mit Hilfe des Mauersägeverfahren eingebaut wurde, brachte das gewünschte Ergebnis.
Mehrmals hatte man in Abständen von etwa 30 bis 40 Jahren versucht, mit Hilfe von Sanierputzarbeiten großflächige Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung bis zu 2 m Höhe einzudämmen – immer nur mit vorübergehendem Erfolg. Um dem Problem endgültig Herr zu werden und das zweischalige Mauerwerk vollständig trocken zu legen, veranlasste die Kirchenverwaltung vor rund fünf Jahren die Sanierung mit dem Diamantkettensägeverfahren. Mit dieser Methode konnten selbst die bis zu 1,40 m dicken Mauern aus Felsgestein durchschnitten und in die Fuge eine Horizontalabdichtung eingebracht werden, um dauerhaft zu verhindern, dass Feuchtigkeit aus dem Boden ins Mauerwerk zieht.
Ein zweischaliges Mauerwerk mit zwei jeweils 70 cm dicken Wänden aus Fluss- und Felsgestein, das den Druck eines etwa 500 Jahre alten Kirchengewölbes abfängt: Die Mauertrockenlegung der Kirche in Niedersonthofen war eine schwierige Aufgabe für die Statiker und Bauingenieure sowie für das Bauunternehmen. Die strengen Denkmalschutzauflagen stellten ein zusätzliches Problem dar, da der Sakralbau aus kunsthistorischer Sicht einen hohen Wert hat.
Weil zu befürchten war, dass das Gebäude durch die Sanierung Risse davontragen könnte, beschäftigte sich Bauingenieur Roman Völk intensiv mit verschiedenen Sanierungsmethoden. Völk leitete das Projekt nicht nur als Bauingenieur, sondern ist auch Kirchenverwalter von St. Alexander, weshalb ihm ein schonendes, aber gleichzeitig effektives Verfahren besonders wichtig war.
Horizontalisolierung mit Diamantsägetechnik
Als adäquate Möglichkeiten kamen das Injektionsverfahren und die Diamantkettensägetechnik in die engere Auswahl. Ersteres sieht vor, ein chemisches Dichtmittel über mehrere Bohrlöcher in das Mauerwerk zu injizieren. „Allerdings ließ sich bei diesem Bauwerk nicht nachprüfen, ob sich das Mittel homogen in der Mauer verteilen würde. Selbst durch kleine Lücken hätte die Feuchtigkeit weiter nach oben steigen können, und der Aufwand wäre umsonst gewesen“, meint Völk. Welche Menge an Injektionsgut bei diesem Maueraufbau hätte eingebracht werden müssen, sei Völk zufolge nicht vorhersehbar gewesen – was natürlich auch einen großen Einfluss auf die Kosten gehabt hätte. Die Horizontalabdichtung mit einer eingezogenen Edelstahlplatte erschien dem Bauingenieur daher als das am besten geeignete Verfahren.
Etwa 10 cm unterhalb des inneren Bodenniveaus wurde die Mauer dafür von außen mit einer speziellen Diamantkettensäge komplett durchschnitten und in die Fuge eine Abdichtung aus Chromstahlplatten eingesetzt. Auf diese Weise konnten die Handwerker das weitere Aufsteigen der kapillaren Feuchtigkeit vollständig und dauerhaft verhindern. „Um die Kirchenschätze zu schützen, mussten wir allerdings genau darauf achten, dass es beim Sägen nicht zu Erschütterungen kam“, berichtet Alfred Jörg, Geschäftsführer des ausführenden Bauunternehmens Jörg GmbH aus Eggenthal, das bereits mehr als 3000 Gebäude im Mauersägeverfahren saniert hat.
Statische Untersuchungen und Mauerwerksanalyse
Da diese Methode die Außenwände mit tragenden Pfeilern, die das gemauerte Gewölbe stützen, jedoch komplett durchtrennt, hätte selbst eine minimale Setzung des Gemäuers verheerende Folgen haben können. So musste das Gewölbe im Vorfeld durch eine Ertüchtigung des Dachtragwerks mit Stahlseilen und das zweischalige Mauerwerk mit Gewindestangen gesichert werden. Fast täglich gab es statische Überprüfungen. Dabei ergaben erste Messungen eine Setzung von 1,5 bis 2,2 mm, was die Stabilität deutlich gefährdet hätte. „Am Ende konnte jedoch dank einer sorgfältigen Auskeilung der Schnittfuge die Setzung auf 0,4 mm minimiert werden“, erklärt der zuständige Statiker Dr. Bernhard Mohr.
„Durch die enorme Last des Gewölbes hatten sich bereits vor der Sanierung Risse im Mauerwerk gebildet“, schildert Völk den ursprünglichen Gebäudezustand. Die zu durchsägenden Wände wurden ausführlich untersucht. Erst eine Analyse der Mauerstruktur mit einem speziellen Radarverfahren gab Aufschluss über das Wandinnere: Zwischen den beiden Natursteinmauern bestand ein etwa 20 cm dicker Spalt, der mit Schutt aufgefüllt war. „Zur Stabilisierung hatte man beim Bau der Kirche zusätzlich Bindesteine quer zwischen die Innen- und Außenwand verlegt“, erläutert Völk. Da diese aus statischen Gründen nicht durchgesägt werden durften, war es wichtig, ihre Position genau zu ermitteln, um die Höhe der Sägespalte zu bestimmen.
Der mit Schotter gefüllte Zwischenraum stellte ein weiteres Problem dar. „Der herabfallende Schutt hätte den Sägeschnitt verschlossen. Deshalb haben wir diese Schicht durch Bohrungslöcher mit Zementemulsion verdichtet“, erklärt Jörg. Im Nassschnittverfahren wurde dann von außen eine etwa 15 mm breite Fuge in statisch vertretbaren Längen längs in das Mauerwerk gesägt. Anschließend setzten die Handwerker eine Isolierplatte ein. Das Material für die Platte wurde je nach Mauerwerk gewählt: Für Bereiche, in denen große Schubkräfte wirken, eigneten sich besandete Chromstahlbleche besonders gut, da dank der Beschichtung der Reibungskoeffizient deutlich erhöht wird. Die Platten wurden vorab zugeschnitten und überlappend eingesetzt. „Um eine Setzung zu verhindern haben wir in regelmäßigen Abständen nach Einbau der Isolation Keilplatten aus Kunststoff in die Sägefuge eingeschlagen“, so Jörg.
Nach dem Auskeilen wurde der Sägeschnitt mit sulfatbeständigem Quellmörtel verpresst und verputzt. Zur vollständigen Abdichtung brachte das Bauunternehmen auf der Außenmauer unterhalb der Horizontalabdichtung zusätzlich eine Sperrputzschicht auf. Erdberührte Mauerabschnitte versahen die Handwerker mit einer Bitumendickbeschichtung, und oberhalb der Horizontalsperre kam ein Sanierputz zum Einsatz. Nun, nach fünf Jahren, zeigt sich, dass sich das Diamantkettensägeverfahren bewährt hat: Bis heute, so bestätigt Roman Völk, sind keinerlei Feuchtigkeitsspuren oder Risse aufgetreten.
Autorin
Melanie Mörtlbauer, M.A., studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Seit 2010 ist sie Redakteurin in München mit den Schwerpunkten Bauwesen und Architektur.
Horizontalabdichtung: Bis zu 1,40 m dicken Mauern aus Felsgestein mit der Diamantkettensäge durchgeschnitten