Tadelakt: So schaffen Sie Unikate aus wasserdichtem Kalkputz - mit Video-Anleitung

Tadelakt ist eine überlieferte Kalkputztechnik aus Marokko. Durch Verdichten des Kalkputzes und die Behandlung mit Seife entsteht eine glänzende, wasserdichte Oberfläche. Ursprünglich diente Tadelakt zur Abdichtung von Zisternen und Dampfbädern in Marokko. Heute erlaubt die Kalkputztechnik neue Möglichkeiten zur Gestaltung in Bädern und Küchen.

Tadelakt wird in Marokko aus speziellem Kalkstein – natürlichem Muschelkalk – hergestellt, der aus der Region um Marrakesch stammt. Durch Brennen und Löschen entsteht der Kalkputz, dem Kalk werden dabei etwa 5 Prozent Lehm, Sand und Asche zugegeben. Nach dem Löschen hat Tadelakt eine Eigenfarbe von Hellgrau bis Beige.

Tadelakt abtönen mit Pigmentpulver

Der Kalkputz lässt sich aber in vielen Farben mit kalkechten Pigmenten abtönen. Dazu mischt man bis zu 10 Gewichtsprozent Pigmentpulver auf die zu verarbeitende Tadelaktmenge. Das Pigmentpulver gibt man vor der Verarbeitung in die Kalkmasse. Bei Titanweiß und reinen Eisenoxidpigmenten sollten es nicht mehr als 5 Gewichtsprozent sein. Die Pigmentpaste wird direkt ins Anmachwasser für den Kalkputz gegeben. Anschließend wird das Tadelaktpulver mit dem Wasser maschinell verrührt und muss danach eine halbe Stunde lang sumpfen.

Fertige Tadelaktmischungen sind nur einen Tag haltbar. Aber auch kurzzeitig müssen diese immer möglichst luftdicht abgedeckt werden.

Die richtigen Untergründe für Tadelakt

Die Untergründe für Kalkputz sollten rau, trocken, fest und absorbierend sein. Von Vorteil sind mineralische Untergründe, etwa hydraulische Kalkputze. In Marokko wird Tadelakt traditionell auf Lehm verarbeitet. Hierzulande findet der Handerwerker oft Untergründe aus Beton, Gipsputzen sowie Zementbau- und Gipskartonplatten vor. Man kann aber auch Keramik oder Gasbetonsteine mit Tadelakt beschichten. Aus denen lassen sich individuell geformte Waschbecken und sogar Badewannen herausarbeiten. So lassen sich durch die Ausführung der historischen Kalkputztechnik echte Unikate im Badezimmer ermöglichen. Kritische Flächen wie Gipskarton- und Zementbauplatten verlangen eine Putzgrundierung und Kalkhaftputz. Alternativ kann man – vor allem im Bad – auch Fliesenkleber als Haftgrund aufkämmen und rau stehen lassen. Selbst auf alten Fliesen kann man Tadelakt auftragen. Dazu werden sie zunächst gründlich gereinigt und dann mit Fliesenkleber als Haftgrund beschichtet. Danach folgt eine Schicht Kalk-Haftputz mit Armierung. Arbeitende Holzuntergründe sind für Tadelakt nicht geeignet.

Verarbeitung von Tadelakt

Tadelakt wird in zwei Schichten aufgetragen. Beide Schichten, sowie die erste Behandlung mit Seife müssen immer am gleichen Tag ausgeführt werden. Der Auftrag und die erste Glättung wird mit einer Federstahlkelle und einem Halbedelstein ausgeführt, um den Hochglanz der Fläche zu erreichen. Die Firma Kreidezeit bietet auch einen Polierstein aus Hartkeramik an, der besonders ergonomisch geformt ist und so den Druck gut auf die Oberfläche überträgt. Die Verdichtung sollte allerdings erst dann erfolgen, wenn die zweite Putzschicht bereits angezogen ist. Gleitet der Polierstein noch wie auf Glatteis über die Oberfläche und hinterlässt dabei Schlieren, ist der Putz noch nicht für die Verdichtung bereit. Erst wenn die Oberfläche der kreisenden Handbewegung einen allmählich wachsenden Widerstand entgegensetzt, kann das Tadelakt und damit die feinen Poren in der Oberfläche verdichtet werden. Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen; erst wenn die Bewegung des Poliersteins einen hellen Ton erzeugt, ist die Oberfläche ausreichend verdichtet.

Kanten müssen besonders sorgfältig ohne Ausbrüche und am besten abgerundet ausgeführt werden. Dies gilt ebenfalls für Außenecken. Für wasserdichte Anschlüsse im Sanitärbereich, beispielsweise an einer Duschwanne, ist eine Putzschiene erforderlich.

Einseifen des Kalkputzes

Im letzten Arbeitsgang wird Olivenölseife mit einem weichen Pinsel aufgetragen. Die „schwarze Seife“ wird aus dem Öl schwarzer Oliven hergestellt, die helle Glättseife aus grünen Oliven. Sie dringt tief und schützend in die Poren des Untergrundes ein und bildet die wasserundurchlässige hydrophobe Oberfläche. Nach dem Auftragen wird die Seife mit dem Polierstein in kreisförmigen Bewegungen eingerieben, bis eine spiegelglatte Oberfläche entsteht.

Polieren mit Kunststoffballen

Nach vollständiger Trocknung,  jedoch spätestens nach zwei Tagen trägt man erneut verdünnte Glättseife oder „schwarze Seife“ auf. Nach kurzem Anziehen wird die Fläche mit einem Kunststofffolienballen poliert. Zur Erhaltung der Funktionalität sollte Tadelakt im Spritzwasserbereich regelmäßig nachgeseift werden. Dafür eignet sich zum Beispiel „Marseiller Seife“ von der Firma Kreidezeit.

Lesen Sie hier einen Erfahrungsbericht der bauhandwerk-Redaktion über die Verarbeitung von Tadelakt

Nutzen und Aufwand von Tadelakt

Gute Tadelaktarbeiten erfordern einen  erheblichen Arbeitsaufwand und sind deshalb immer lohnkostenintensiv. Kunden schätzen aber die Vorteile solcher Arbeiten, die als Resultat immer ein Unikat mit der persönlichen Handschrift des Handwerkers sind.

Die typischen, leicht welligen und wolkig wirkenden Oberflächen überraschen nicht nur gestalterisch als Alternative zu Fliesen, die fugenlosen Oberflächen im Bad sind unempfindlich und wenig anfällig für Schimmelpilzbildung und lassen sich leicht reinigen. Auch in der Küche oder anderen Flächen im Innen- und Außenbereich kann man mit Tadelakt individuell gestaltete, wasserdichte Obflächen schaffen.

Autor

Hans Jürgen Ronicke ist Malermeister, Innenarchitekt WKS, Restaurator im Handwerk und freier Autor unter anderem der Zeitschrift bauhandwerk. Er lebt und arbeitet in Wittenberg.
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