Unterschätzter Fensteranschluss
Der Fensteranschluss ist eines der meistausgeführten Details bei der Anbringung eines Wärmedämm-Verbundsystems. Der vermeintlich simple Anschluss ist jedoch in der Praxis eine der Hauptursachen für spätere Schäden am WDVS. Somit kommt der Planung und Ausführung eine hohe, oft unterschätzte Bedeutung zu.
Bereits bei der Planung wird der Bauteilanschluss Fenster und Laibung als Gewerkelücke häufig nicht erkannt. Damit unzureichende und oft mit improvisierten Baustellenlösungen gefertigte Anschlüsse gar nicht erst entstehen, muss der Planer sie unbedingt von Beginn an mit berücksichtigen. Diese Aufgabe liegt in der Regel nicht im Verantwortungsbereich des Fachunternehmers.
In Ausschreibungen wird der ordnungsgemäße Anschluss im Zusammenhang mit Fenster und WDVS häufig mit dem Begriff der RAL-Montage definiert. Die Verwendung dieses Begriffs ohne eine zusätzliche inhaltliche Beschreibung, wie dieser durch den Auftragnehmer zu verstehen ist, reicht jedoch nicht aus. Die Abkürzung RAL (ursprünglich die Kurzform für den „Reichsausschuss für Lieferbedingungen“) steht heute für das „Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung“. In der Regel bezieht sich diese Beschreibung auf den Montageleitfaden der RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren. Die „gütegesicherte RAL-Montage“, nach den Bestimmungen der RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren hingegen kann nur von angehörigen und/oder lizenzierten Betrieben, die vom Institut für Fenstertechnik Rosenheim überwacht werden, ausgeführt werden.
Anschluss der WDVS-Laibung an das Fenster
Grundsätzlich muss die Laibung mitgedämmt werden – sei es durch den Einsatz spezieller Laibungsdämmungen oder durch den flächenbündigen Einbau der Fenster in die Mauerwerksebene. Dies dient nicht nur der Wärmebrückenminimierung, sondern auch der Innenraumhygiene, da Kondensatausfall auf den Innenlaibungen vermieden wird und somit Feuchteschäden und Schimmelbildungen vorgebeugt wird. Für den dann erfolgenden Anschluss werden in verschiedenen Richtlinien die unterschiedlichsten Arten der Anschlussausbildung zugelassen, jedoch hat sich der Einsatz von so genannten Anputzleisten mit Gewebestreifen in der Praxis auf der Baustelle durchgesetzt.
Bei der Auswahl von Anputzleisten für diesen Anschluss ist jedoch die Einbauposition des Fensters, die Fenstergröße, die Dämmstoffdicke und das gewählte WDV-System zu berücksichtigen, da keine Anputzleiste jeder möglichen Einbausituation gerecht werden kann
Anschluss der Fensterbank an das WDVS
Üblicherweise werden im WDVS Fensterbänke aus Metall eingesetzt. Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich jedoch auch Fensterbänke aus Stein, wie zum Beispiel Natur- oder Betonwerkstein. Das erste Kriterium, das bei der Planung erfüllt werden muss, ist ein Mindestüberstand der Tropfkante (beziehungsweise der Wasserabreißnut bei Steinfensterbänken) von 20 mm. Empfehlenswert ist jedoch, hier einen etwas großzügigeren Abstand von 30 bis 50 mm planerisch vorzusehen.
Als zweites wird die Fensterbanklänge bestimmt. Dabei sollte man sicherstellen, dass die Überdämmung des Fensterrahmens die Anforderungen der DIN 4108, Beiblatt 2 erfüllt, der Fensterrahmen inklusive der Baukörperanschlussfuge also um mindestens 30 mm überdämmt wird.
Den Anschluss der Dämmplatten des WDVS an die Fensterbank muss der Handwerker abdichten. Hierzu kommen umlaufend vorkomprimierte Dichtungsbänder zum Einsatz. Die Dämmung muss bis unter die Fensterbank geführt werden. Eventuell entstehende Hohlstellen sollte man grundsätzlich ausschäumen, da Hohllagen zu Kondensatbildung führen. Dadurch können erhebliche Feuchteschäden nicht nur am WDVS, sondern auch im Innenbereich verursacht werden.
Bordprofile und Rollladenführung
Als weiterer Punkt bei der Planung der Fensterbänke muss die Auswahl des Bordprofils bedacht werden, oftmals auch als Endkappen oder Endstücke bezeichnet. Mehrheitlich werden heute, in der Regel aus Kostengründen, starr aufgesetzte Bordprofile verwendet. Diese führen jedoch häufig zu Feuchte- und Rissschäden. Dies liegt zum einen daran, dass die starr aufgesetzten Bordstücke meist nicht die Schlagregendichtheit ohne zusätzliche Maßnahmen gewährleisten können und somit Feuchte in das System eindringen kann. Weiterhin lassen starr aufgesetzte Bordstücke auch keinen Dehnungsausgleich der Fensterbank bei thermischen Spannungen zu, wodurch erhebliche Rissschäden entstehen können.
Moderne Bordprofile vereinen die funktionale Schlagregendichtigkeit durch innen liegende Dichtlippen und den benötigten Dehnungsausgleich, so dass hier die optimale Funktionstauglichkeit – bei einem vertretbaren Kostenmehraufwand – dauerhaft sichergestellt werden kann.
Werden an den Fenstern Rollladenführungsleisten angebracht, ist diesem Bereich ein besonderes Augenmerk zu widmen, da hier häufig die nötige Abdichtung nicht einem Gewerk alleine zugeordnet werden kann. Daher muss man situationsbedingt prüfen, wie die Leistung ausgeführt werden soll.
Bei genauerer Betrachtung erscheint der vermeintlich simple Anschluss eines Fensters in einem WDVS unter genauerer Betrachtung gar nicht mehr so einfach. Beachtet man jedoch, wie vorstehend beschrieben, schon bei der Planung die richtige Auswahl der Zubehörteile wie zum Beispiel Anputzleisten und Bordprofile und betraut einen erfahren Fachmann mit der Durchführung, so steht einer schadensfreien Ausführung nichts mehr im Wege.
Ein unsachgemäßer Fensteranschluss ist eine der Hauptursachen für spätere Schäden am WDVS
Vorausschauend Planen: Einige Anschlussarbeiten können nicht einem Gewerk alleine zugeordnet werden