Verborgene Schätze
Unter dicken Schichten von Farben, Bodenbelägen und Klebern können wahre Schätze vom Handwerker
gehoben werden. Parkett und Hobeldielen verlangen jedoch einen gewissenhaften Umgang und auch einige Fachkenntnisse bei ihrer Aufarbeitung und Wiederbelebung.
Der Kunde schätzt mittlerweile alte Holzfußböden wieder, die für ihn oft persönliche Geschichte sind. Darüber hinaus ist die Wertschätzung traditioneller Handwerkskunst und natürlicher Baustoffe derzeit wieder im Trend. Mehrkosten werden akzeptiert – hat sich doch die Langlebigkeit solcher Unikate über Generationen hinweg bewährt.
Untergründe
Das Abschleifen alter Holzböden unter Schichten von Ölfarben, Lacken, Klebern, Spachtelmassen, Korkresten und ähnlichem mit Schleifpapieren ist eine sehr lohnintensive Arbeit. Besonders bei der Entfernung von Altbelägen mit Asbestrücken oder -anteilen sind außerdem eine umweltgerechte Entsorgung und entsprechender Arbeitsschutz unbedingt erforderlich. Für diese Vorarbeiten hat unter anderem der Schleifmaschinenhersteller Lägler die Fräswalze „Igel“ entwickelt. Diese kann problemlos in nur zehn Minuten in deren Walzenschleifmaschine „Hummel“ eingebaut werden.
Ein Produkt in Scheibenform zur Verwendung in Tellerschleifmaschinen steht ebenfalls zur Verfügung. Damit können alte Schichten von 3 – 4 mm in einem einzigen Arbeitsgang zur Egalisierung entfernt werden. Diese Fräswalze und auch die Frässcheiben sind rückwärts geführt am effektivsten. Nägel müssen vorher aus dem Boden entfernt werden.
Zu den vorbereitenden Arbeiten einer Restaurierung gehört allerdings auch eine sorgfältige Überprüfung der Unterkonstruktion. Notfalls müssen Teile des Bodens aufgenommen werden, Lagerhölzer oft auch erneuert, ergänzt oder ausgerichtet werden.
Alte Fußleisten muss der Handwerker vor den Schleifarbeiten entfernen. Neue, gut profilierte mit praktischen Kabelkanälen in passenden Holzarten liefert der Holzfachhandel. Für eine ausreichende Hinterlüftung bohrt man in den Randzonen gut verteilt ausreichend Löcher und Schlitze. Dafür gibt es formschöne, unauffällige kleine Abdeckgitter. Bei geklebtem Parkett muss man prüfen, ob überall eine ausreichende Haftfestigkeit gegeben ist. Wenn erforderlich, muss der Handwerker hier nachbessern.
Wichtig ist, umlaufend an den Wänden einen Dehnungsabstand von 10 bis 15 mm einzuhalten. Breite Fugen, beispielsweise bei Dielenböden, dürfen nicht zugespachtelt werden. Stattdessen werden dünne Holzstreifen in farblosen Kunstharzlack eingelegt. So bleibt die typische Optik erhalten. Für die Spachtelung dünner Fugen, etwa bei Parkett, sollte man mit dem Lackhersteller eine verbindliche Absprache treffen. Bewährt hat sich eine Spachtelmasse aus dem anfallenden Schleifstaub, vermischt mit dem verwendeten Lack. Verspachtelt wird grundsätzlich diagonal zur Fuge.
Schleiftechnik
Ohne fehlerfreie Schleifarbeit kann man auch mit dem besten Lack kein optimales Ergebnis erzielen. Größte Fehler sind Einschliffe, Schleifspuren, Ansatzspuren, Dellen und Vorsprünge in einer sonst planen Fläche. Schleifspuren und Kratzer entstehen oft durch grobkörnige Lackreste auf dem Schleifpapier. Die Maschine darf nicht im Stand ohne Bewegung genutzt werden. Der Boden muss außerdem nach jedem Schleifgang abgesaugt werden.
Man unterscheidet zwischen dem Vorschliff für das Ebnen und dem Feinschliff für die Optik der Fläche. Für das Ebnen wird eine Walzenschleifmaschine, für die Optik durch Feinschliff eine Scheibenschleifmaschine eingesetzt. Für die verschiedenen Verlegetechniken der Untergründe muss man immer die richtigen Schleifrichtungen wählen (siehe Bild auf Seite 56). Für die Auswahl der Schleifmittel gilt die Grundregel: „So fein wie möglich, so grob wie nötig“. Die Körnungen der Schleifmittel bei den Schleifvorgängen dürfen nicht zu stark voneinander abweichen.
Schleifmittel sind in den Körnungen „Grob 16“ bis „Fein 150“ im Einsatz. Mit den Körnungen 16 bis 40 wird die Bodenfläche eben und sauber über die ganze Fläche egalisiert. Der Mittelschliff, immer im 90-Grad-Winkel zu dem vorherigen Schleifgang, erfolgt mit Körnungen von 50 bis 60, der Feinschliff mit den Körnungen von 80 bis 120. Bei Scheibenschleifmaschinen sind Schleifgitter und Schleifpads mit Klettbefestigung empfehlenswert. Nach dem letzten Feinschliff darf kein Schleifstaub störend in den Holzporen verbleiben. Alte Wachs- oder Ölreste im Untergrund sind haftungsstörend für die Lackierung. Diese müssen ausreichend tief ausgeschliffen werden.
Lackiertechnik
Eine Vielfalt von Holzarten und Techniken der Verlegung sowie die Beanspruchung der Oberflächen verlangen nach verschiedenen Varianten der Aufarbeitung. Bei den unendlich vielen Möglichkeiten müssen schon bei der Kundenberatung die Weichen für ein zufriedenstellendes Langzeitergebnis gestellt werden.
Lange bewährte Lackprodukte dürfen in den bisherigen Rezepturen inzwischen nicht mehr hergestellt werden. Die aktuellen VOC-Bestimmungen erlauben – wenn überhaupt – nur noch äußerst geringe Anteile an Lösungsmitteln. Die Lackindustrie hat ihre Hausarbeiten jedoch gut gemacht und liefert jetzt unbedenkliche wasserbasierende Produkte. Diese neuen Parkettlacke stehen den früheren Zweikomponenten-PU- und SH-Lacken in Abriebfestigkeit und den geforderten Glanzgraden kaum nach. Neue Entwicklungen, beispielsweise in der Nanotechnik, versprechen weitere Verbesserungen.
Die Vorteile der wasserbasierenden Lacke liegen in den gute Verarbeitungseigenschaften und den schnellen Trocknungsintervallen. Bei der Verarbeitung entstehen kein zündfähiges Gasgemisch, keine lange Geruchsbelästigung und keine Schädigungen der Umwelt. Nachteilig ist, dass diese Lacke gegenüber traditionel-len Beschichtungen das rohe Holz in Farbe und Maserung nicht so intensiv anfeuern. Lösungsmittelhaltige Beschichtungen sind ab 2010 endgültig verboten.
Nur eine sorgfältige tiefeindringende und ganzflächig gleich saugende Grundierung schafft ein optisch gutes Gesamtbild. Je nach geforderter Beanspruchung und Reinigungsstabilität sind immer zwei oder besser drei ansatzfreie Decklackierungen erforderlich. Die Vorgaben der Lackhersteller für Grundierung, Zwischenschliffe, Fugenbehandlung, Trockenzeiten und Decklackierung müssen genau eingehalten werden. Das gilt auch für den Einsatz der Streichwerkzeuge und Auftragsrollen. Absolute Sauberkeit, das heißt Staubfreiheit, ist unbedingt erforderlich. Ob mit Streichbürsten oder mit Kurzflorrollen – man muss immer vom Licht weg ansatzfrei arbeiten. Krater durch Luft-
einschlüsse in der Fläche lassen sich bei hohen Raumtemperaturen durch die richtige Lackeinstellung vermeiden. Im Trend liegen aber auch Beschichtungen mit natürlichen Ölen und Wachsen, oder aus Kombinationen daraus. Solche Materialien sind nicht nur ökologisch unbedenklich, sondern ergeben die schönsten Holzoberflächen in Farbe und Maserung. Durch den geringen Belastungswiderstand ist allerdings ein höherer Pflegeaufwand erforderlich. Die Böden müssen deshalb öfter gereinigt und neu geölt werden.
Autor
Hans Jürgen Ronicke ist Restaurator im Handwerk, Maler- und Lackierermeister sowie Innenarchitekt; er lebt und arbeitet in Wittenberg.
Aufarbeitung und Wiederbelebung
alter Holzoberflächen
Auch der beste Lack kann eine fehlerfreie
Schleifarbeit nicht ersetzen