Zeitzeuge saniert
Das 1930 errichtete denkmalgeschützte Gebäude des Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie der Leibniz Universität Hannover war nach einem Bombentreffer nachlässig wieder aufgebaut worden. Zur Sanierung kam eine Innendämmung und Bauwerksabdichtung von Remmers zum Einsatz.
Das Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie der Leibniz Universität Hannover besaß vor der Sanierung eine eigenartige Faszination, vor allem, weil sie noch über Erinnerungen an die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg verfügte: Die eines schlichten Zweckbauten aus den 1930er Jahren mit Einschusslöchern, rußgeschwärzt und mit Putzschäden. Dieses unter Ensembleschutz der Denkmalpflege stehende Institutsgebäude war wahrscheinlich der letzte architektonische Zeitzeuge im Originalzustand.
Das Gebäude hatte 1943 einen Bombentreffer abbekommen und war vollständig ausgebrannt. Bis vor kurzem waren an der Nordfassade noch die Rußfahnen zu erkennen, die beim Brand entstanden waren. Der Innenputz hatte in weiten Teilen Haarrisse, aus denen stellenweise der Ruß rieselte. Denn das Gebäude war 1943/44 gleich nach dem Bombentreffer wieder aufgebaut worden, wobei der neue Putz von den Handwerkern damals wohl direkt auf den Ruß aufgebracht worden war, was den Abbindeprozess behindert und zu den Rissen geführt hatte.
Energetische Sanierung, Umbau und Modernisierung
Das Gebäude mit Kriechdach wird nach wie vor gebraucht, und eine umfassende Sanierung war ohnehin erforderlich geworden, um den Bestand zu erhalten. Ganz oben auf der Liste stand die komplette Erneuerung der technischen Gebäudeausrüstung, einschließlich neuer Sanitärräume, Einbau einer Lüftungsanlage, sowie neuer Brand- und Rauchschutztüren.
Bauwerksabdichtung
Die Situation im Keller stellte eine komplexe Herausforderung dar, da das Untergeschoss einer hochwertigen Nutzung zugeführt werden sollte. Dieses ehrgeizige Ziel konnte nur durch den Einsatz aufeinander abgestimmter Systeme erreicht werden. Um den Feuchte- und Salztransport in die Räume zu unterbinden, wählte man eine Innenabdichtung, da eine äußere Vertikalsperre mit weit höherem Aufwand verbunden gewesen wäre. Die erheblichen Salzausblühungen und Feuchteschäden an den Kellerinnenwänden waren aber auch Folge einer fehlenden beziehungsweise nicht funktionstüchtigen Horizontalsperre. Sie wurde durch eine drucklose Mauerwerksinjektion mit „Kiesol C“ neu angelegt. Die hochkonzentrierte Injektionscreme mit dem sehr hohen Wirkstoffgehalt von etwa 80 Prozent benötigt auch bei hohen Durchfeuchtungsgraden nur eine einmalige Bohrlochbefüllung für die Herstellung einer funktionstüchtigen Horizontalsperre. Oberhalb der Injektionsebene trocknet das Mauerwerk langsam aus.
„iQ-Therm“-Innendämmung
Mit dem „iQ-Therm“-System wurden die Souterrain-Räume energetisch und thermisch auf den neusten Stand gebracht. Das kapillaraktive Innendämm-System harmonisiert bestens mit der gewählten Innenabdichtung und sorgt durch seine feuchtepuffernden Eigenschaften für ein angenehmes Raumklima.
Fassadensanierung
Die erste Planung aus dem Jahr 2009 sah für die Fassade ein WDVS vor. Die scharrierten Betonwerksteingewände sollten mit einer Blähglasgranulat-Platte imitiert werden. Die Denkmalpfleger waren nicht begeistert, signalisierten aber doch Zustimmung. Der hygrothermische Bericht des Bauphysikers Heinze, der lange an der TU-Dresden mit Dr. Plagge zusammengearbeitet hatte, kam jedoch zu einer anderen Empfehlung: Innendämmung der Außenwände mit dem „iQ-Therm“-System von Remmers.
Das war ganz im Sinne der Denkmalschützer und führte zu folgendem Konzept: Ersatz des über 80 Jahre alten Außenputzes durch einen Neuverputz mit identisch grober Körnung und horizontaler Kratzputzstruktur. Reinigung der Betonwerksteingewände, Neutralisierung rostender Bewehrungsstähle und Antragung abgeplatzen Materials der Gewände mit optisch an den Bestand angepasstem Restauriermörtel.