Musterlösung Mathildenhöhe Darmstadt
Die Mathildenhöhe in Darmstadt gehört zu den bedeutendsten Jugendstil-Ensembles weltweit. Ein Teil des geschlossenen Baukomplexes ist das nach Plänen des Architekten Joseph Maria Olbrich 1908 fertiggestellte Ausstellungsgebäude mit dem Hochzeitsturm – einem Geschenk der Darmstädter an ihren Fürsten Ernst Ludwig. Der war es auch, der Olbrich nach Darmstadt holte und es ermöglichte, dass sich dort in der Zeit von 1899 bis 1914 immer mehr Künstler ansiedelten. Der Erste Weltkrieg bereitete dem kreativen Treiben ein jähes Ende. Doch bis dahin waren neben dem Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe nicht nur zahlreiche Kunstwerke, sondern vor allem auch Gebäude entstanden.
Das denkmalgeschützte Ausstellungsgebäude wird bis 2019 umfassend saniert, um den konservatorischen Anforderungen, etwa im Hinblick auf das Innenraumklima, weiterhin gerecht zu werden. Die Sanierung soll zudem die Bewerbung als UNESCO Welterbestätte unterstützen.
Zentraler Bestandteil der Sanierung ist das energetisches Konzept. Das 1994 stillgelegte Wasserreservoir unterhalb des Ausstellungsgebäudes wird teilweise wieder gefüllt und dient als Primärseite für mehrere Wärmepumpen. Die Wärme der Ausstellungsräume wird in den Sommermonaten dem Speicher zugeführt und im Winter zum Heizen genutzt. Dies erfordert neben einer effizienten Gebäudetechnik vor allem eine energetisch optimierte Gebäudehülle.
Der hohe denkmalpflegerische und gestalterische Anspruch schließt sowohl den Einsatz von Wärmedämmplatten als auch eine Innendämmung aus. Um die Transmissionsverluste der Außenwände dennoch möglichst gering zu halten, kommt ein Aerogel-Dämmputz der Firma Hasit zum Einsatz. Die Aerogele im Putz führen zu einer rund dreimal geringeren Wärmeleitfähigkeit gegenüber herkömmlichen Dämmputzen. Durch die dünne Auftragsschicht bleiben Originalbauteile, wie Gesimse und Zierkränze sowie die ursprüngliche Fassadengliederung erhalten. Dies ermöglicht eine energetische Optimierung der Fassade ohne die Charakteristik des Gebäudes zu verändern.
Das Sanierungskonzept wurde unter Leitung des Fraunhofer Instituts für Bauphysik interdisziplinär entwickelt. Ziel war eine Musterlösung für die energetische Sanierung von Museumsgebäuden. Bei der Umsetzung sollen zudem modellhafte Lösungen sowie neue Komponenten für die besonderen Herausforderungen des Denkmalschutzes entwickelt und aufgezeigt werden. Begleitet wird das Projekt vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen sowie – aufgrund der Bewerbung als UNESCO Welterbestätte – von einem internationalen Beratungsgremium.