Dämmstoffe müssen schon heute deutlich mehr können als nur dämmen

zu Beginn dieses Jahres haben wir uns auf der BAU in München umgesehen und ausgesprochene Dämmstoffexperten zur Zukunft der Dämmung in Deutschland vor laufender Kamera befragt. Die Videos, die wir davon gedreht haben, finden Sie auf unserem YouTube-Kanal und auf unserer Website unter www.bauhandwerk.de – dort unter Suche einfach BHWUE1WE eingeben. Eines ist allen Aussagen gemein: Dämmung wird gebraucht, will man die Energieverluste in der Gebäudehülle reduzieren. Wie ab Seite 30 in dieser Ausgabe der bauhandwerk zu lesen, müssen Dämmstoffe aber schon heute deutlich mehr können als nur dämmen. Insbesondere die Kombination aus zwei unterschiedlichen Materialien führt zu Kompositdämmstoffen, die die positiven bau-
physikalischen Eigenschaften beider Materialien in einem Bauelement vereinen. Werden hierfür die zurzeit noch vergleichsweise teuren Superisolationsmaterialien (kurz SIM) wie synthetische amorphe Kieselsäure, Vakuumisolationspaneele oder Aerogel eingesetzt, erreicht man neben ausgezeichneten Dämmwerten mit Wärmeleitfähigkeiten von zum Teil deutlich unter 0,020 W/mK auch besonders schlanke und leichte Bauteile.

Aber auch Fragen der Wohngesundheit, Recyclingfähigkeit und Ökologie spielen für die Zukunft der Dämmung eine zunehmend wichtigere Rolle. So forscht man an den Fraunhofer-Instituten nicht nur an schaltbaren Oberflächen in Bezug auf die kapillare Wasseraufnahme und an Fassadenbegrünungen mit Efeu und Gräsern, sondern auch an High-Tech-Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. Was Dämmstoffe aus Holzschaum oder Rohrkolben neben klassischen Naturdämmstoffen wie Kork, Schilf und Seegras leisten können und wie man sie richtig verarbeitet, lesen Sie ab Seite 36 in diesem Heft.

Und dass man sogar ein ganzes Haus aus Dämmstoff bauen kann, beweist Architekt Matthias Bauer mit seinem Einfamilienhaus Haus 36 am Rande des Stuttgarter Talkessels: Das bis unters Dach ganz und gar aus Dämmbeton in Sichtbetonqualität erbaute Haus überzeugt in den 45 cm dicken Wand- und Dachflächen mit einem Materiallambdawert von 0,22 W/mK  – und das bei einer Festigkeit des Dämmbetons von 8 N/mm2. Wie ab Seite 12 zu sehen, vereinten die Handwerker mit einem ungewohnt klumpigen Beton mit einer Konsistenz wie „Erdbeeren in Schlagsahne“ die Funktionen Tragen und Dämmen in einem Pilotprojekt mit Vorbildcharakter, das für den diesjährigen Mies van der Rohe Award nominiert ist.

Die Zukunft der Dämmung in Deutschland ist so vielfältig, wie die hierfür benötigten Materialien und Konstruktionen. Es kommt künftig noch mehr darauf an, was man daraus macht.

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht

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