Effiziente Spritzverfahren für die Abdichtung

Maschinelles Abdichten sorgt für enormes Einsparpotenzial – nicht nur beim Großprojekt, sondern auch beim Einfamilienhaus. Wir zeigen drei Verfahren zur maschinellen Verarbeitung von flexiblen polymermodifizierten Dickbeschichtungen.

Fehlende Aufträge, hohe Zinsen und steigende Material- und Lohnkosten bestimmen das Bauwesen in Deutschland. Wer in der aktuellen Flaute im Neubau als Bauunternehmen noch Aufträge erhalten will, der muss effizienter arbeiten als seine Konkurrenten und das heißt: Personal optimal einsetzen und auch alle anderen Prozesse optimieren. Ein Plus an Effizienz bedeutet dabei in der Regel auch ein Plus an Maschineneinsatz. Das gilt auch für den Bereich der mineralischen Bauwerksabdichtung. Hier können Fachunternehmen durch den Einsatz von Maschinentechnologie die Lohnkosten pro m2 um über 80 Prozent senken. 

Für die gesamte Abdichtung der Kellerflächen, insgesamt 1500 m2, brauchten die Handwerker nur drei Arbeitstage
Foto: Schomburg

Für die gesamte Abdichtung der Kellerflächen, insgesamt 1500 m2, brauchten die Handwerker nur drei Arbeitstage
Foto: Schomburg
Als Referenzobjekt für diese Kalkulation dient ein typisches Einfamilienhaus, bei dem der Keller mit einer Fläche von 120 m2 abgedichtet werden muss. Wird das Haus herkömmlich in zwei Arbeitsgängen (ohne Grundierung) manuell abgedichtet, braucht der Handwerker dafür 12 min/m2. Bei kalkulierten Lohnkosten von 45 Euro/h sind das 9 Euro/m2.

Zwei statt zwölf Minuten für den Quadratmeter

Erfolgt die Abdichtung dagegen über ein geeignetes maschinelles Verfahren, verringert sich die Arbeitszeit auf  2 min/m2 (eine Minute pro Arbeitsgang). Die Lohnkosten reduzieren sich dadurch auf 1,50 Euro/m2. „Auf ein Einfamilienhaus (120 m2) gerechnet ergibt sich allein bei den Lohnkosten eine Einsparung von 900 Euro. Und in der Gesamtkalkulation von Projekten wird es noch viel interessanter: Wenn ein einziger Mitarbeiter die Kellerabdichtung eines ganzen Einfamilienhauses in maximal vier Stunden erledigen kann, und man als Unternehmer nicht zusätzlich drei weitere Personen für die gleiche Fläche für eineinhalb Tage auf einer Baustelle bindest, sparst man auch entsprechend Regiekosten, wie zum Beispiel für die Anfahrt oder die Arbeitsvorbereitung“, sagt Jörgen Raunecker, Experte für Spritzverfahren aus der Anwendungstechnik von Schomburg.

Ein Plus für die Arbeitssicherheit

Ein absoluter Gewinn ist die maschinelle Verarbeitung auch in Bezug auf die Arbeitssicherheit. Denn das jeweilige Team kann ohne Unterbrechung direkt aus der Baugrube heraus applizieren und muss nicht mehr auf  Leitern steigen, um die Abdichtung aufzubringen. Auch das Tragen einzelner Gebinde in die Baugrube entfällt vollständig.

Jörgen Raunecker zufolge eignen sich folgende drei Verfahren zur maschinellen Verarbeitung von flexiblen polymermodifizierten Dickbeschichtungen (FPD), zu denen auch „Aquafin-RB400“, die mineralische Bauwerksabdichtung von Schomburg, zählt: Peristaltik-Pumpe, Schnecken-Pumpe (jeweils mit Kompressor) oder das Airless-Spritzverfahren.

Peristaltik-Pumpe

Die Airless-Spritzmaschine „Graco Dutymax EH 300 DI“ lässt sich flexibel einsetzen
Foto: Schomburg

Die Airless-Spritzmaschine „Graco Dutymax EH 300 DI“ lässt sich flexibel einsetzen
Foto: Schomburg
Peristaltik-Pumpen, auch als Schlauchpumpen bezeichnet, sind Verdränger-Pumpen. Ihren Namen verdanken sie dem peristaltischen Prinzip. Die Materialförderung beruht auf dem Walkprinzip. Dabei drückt eine flexible Gummischeibe das Material durch das Pumpengehäuse in den Materialschlauch bis hin zur Spritzlanze. Eine Peristaltik-Pumpe ist sehr materialschonend und damit auch hervorragend für die Verarbeitung von mineralischen Abdichtungen geeignet.

Weiterer Vorteil: Mit einer Peristaltik-Pumpe sind die Handwerker flexibel. Damit können nicht nur FDPs, sondern auch Dichtungsschlämme und Bitumenabdichtungen maschinell appliziert werden. Auch mit Spachtelmassen, Dispersionen und mineralischen Strukturputzen kommen Peristaltik-Pumpen, wie zum Beispiel die „Ionabeam-M8“, in der Regel zurecht. Die Förderleistung liegt bei maximal 8 Liter/min, die Förderweite liegt im Durchschnitt bei etwa 10 bis 15 m. Zum Verspritzen wird ein leistungsstarker Kompressor an der Spritzlanze angeschlossen und verdüst das Material. 

Schnecken-Pumpe

Schnecken-Pumpen sind die Kraftpakete für hochviskose Materialien mit starker Füllung, grober Körnung oder gar Fasern – selbst Putz zu spritzen ist kein Problem. Damit gehört sie zu den robustesten Pumpen mit denkbar einfacher Bedienung. Ursprünglich ist der Begriff Schnecken-Pumpe das Kurzwort für Exzenterschnecken-Pumpe. Auch sie zählt zu den rotierenden Verdränger-Pumpen.

Das Fördermedium wird vom Oberbehälter über eine Schnecke durch den Schlauch zur Spritzlanze transportiert. Ein zusätzlicher Kompresser sorgt für das entsprechende Spritzbild an der Spritzlanze. Im Vergleich zu Peristaltik-Pumpen verfügen Schnecken-Pumpen über deutlich mehr Leistung, sind dahingegen allerdings nicht so schonend im Umgang mit dem Material. Mit „Aquafin-RB400“ können Schneckenpumpen bestens umgehen.

Mit einer Schnecken-Pumpe, wie zum Beispiel der „BMP 6“, können Handwerker nicht nur FPDs verarbeiten, sondern auch Bitumenabdichtungen und Dichtschlämme applizieren, Mehrstufeninjektionen ausführen, oder auch Spachtelmassen und Dispersionen aufbringen. Auch zur Hohlraumverfüllung werden Schnecken-Pumpen sehr gerne genutzt. Die Förderleistung liegt bei etwa 10 Liter/min, die Reichweite der Pumpe beträgt etwa 20 m.

Airless-Spritzverfahren

Das Airless-Spritzverfahren eignet sich besonders gut für die maschinelle Verarbeitung von mineralischen Bauwerksabdichtungen wie „Aquafin-RB400“ – vor allem, wenn es gilt, größere Flächen abzudichten. Denn obwohl bei Airless-Spritzmaschinen keine zusätzlichen Kompressoren nötig sind, lässt sich die Abdichtung mit dem Airless-Spritzverfahren über Schlauchlängen von bis zu 40 m befördern. Das bedeutet für viele Unternehmen völlig neue Freiheiten auf der Baustelle und das Maximum an Effizienz.

„Auch Airless-Pumpen, wie zum Beispiel die ,Graco Dutymax EH 300 DI‘ lassen sich flexibel einsetzen – für Bitumenbeschichtungen an Häusern, für mineralische Bauwerksabdichtungen (FPD), Dachbeschichtungen, Spachtelmassen und für den effizienten Farbauftrag bei Großprojekten“, sagt Jörgen Raunecker.

Auch die Boris Becker Tennisakademie profitiert

Die Boris Becker International Tennis Academy in Hochheim bei Frankfurt am Main wurde mit „Aquafin-RB400“ von Schomburg im Airless-Spritzverfahren abgedichtet
Foto: Schomburg

Die Boris Becker International Tennis Academy in Hochheim bei Frankfurt am Main wurde mit „Aquafin-RB400“ von Schomburg im Airless-Spritzverfahren abgedichtet
Foto: Schomburg
Ein aktuelles Projekt, das mit dem Airless-Spritzverfahren besonders effizient abgedichtet wurde, ist die Boris Becker International Tennis Academy in Hochheim bei Frankfurt am Main. Hier gelang dem ausführenden Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main dank abgestimmter Maschinentechnik ein Bauzeitrekord. Für die gesamte Abdichtung der Kellerflächen mit „Aquafin-RB400“ von Schomburg – immerhin knapp über 1500 m2 – brauchten sie nur drei Arbeitstage.

„Gegenüber des manuellen Auftragens einer herkömmlichen Bitumenabdichtung haben wir uns damit insgesamt drei Wochen an Bauzeit eingespart. Unter Berücksichtigung der damals kurz bevorstehenden kalten Jahreszeit und der Verarbeitungstemperatur von Abdichtungswerkstoffen, hätten die Folgearbeiten unter Umständen bis in das neue Jahr verschoben werden müssen. Für uns war das Spritzverfahren mit der Airless-Technologie ein Volltreffer“, so der Bauunternehmer vor Ort. Er und seine Kollegen konnten somit drei Wochen früher mit dem Verfüllen und dem Hochbau beginnen.

Auch bei Einfamilienhaus sinnvoll

Dass sich die maschinelle Verarbeitung nicht nur bei Großprojekten lohnt, sondern auch bei Einfamilienhäusern ab einer Abdichtungsfläche von 100 m2, verdeutlicht ein Projektbeispiel aus Ober-Olm in Rheinland-Pfalz. Hier wurde eine 160 m2 große Kellerfläche mit „Aquafin-RB400“ abgedichtet. Das Bauunternehmen nutzte dafür eine Peristaltik-Pumpe. Gerade bei einem kleinen Objekt wie einem Einfamilienhaus muss die Pumpe auf Grund ihrer großen Reichweite nur selten umgestellt werden und auch höhere Stellen sind einfach erreichbar. Durch den Einsatz einer Spritzlanze wird keine Leiter benötigt. So entfällt also das abenteuerliche und zum Teil gefährliche Hantieren mit Kelle, Glätter und Gebinde auf schlecht stehenden Leitern, was gerade auch in engen Baugruben ein großer Vorteil ist.

Frisch-in-frisch arbeiten

Das intuitive Arbeiten mit der Spritztechnik ist einfach und ermöglicht  ein gleichmäßiges Erscheinungsbild der Abdichtung
Foto: Schomburg

Das intuitive Arbeiten mit der Spritztechnik ist einfach und ermöglicht  ein gleichmäßiges Erscheinungsbild der Abdichtung
Foto: Schomburg
Das intuitive Arbeiten mit der Spritztechnik ist äußerst einfach und ermöglicht außerdem ein professionelles und gleichmäßiges Erscheinungsbild der Abdichtung. Bei der zweilagigen Applikation kann nahezu frisch-in-frisch gearbeitet werden, da die erste Lage durch das Spritzen nicht mechanisch beschädigt wird. Weiterer Pluspunkt: Bei der maschinellen Verarbeitung können auch unebene Untergründe, wie zum Beispiel Bruchsteinmauerwerk, effektiv abgedichtet werden, da diese direkt bearbeitet werden können und nicht großflächig ausgeglichen werden müssen. Das Risiko von Fehlstellen verringert sich insgesamt deutlich.

Für wen rentiert sich die Investition in Maschinentechnologie für die mineralische Bauwerksabdichtung? Dafür hat Michael Schweibächer aus dem technischen Vertrieb von Schomburg folgende Faustformel parat: „Wer mindestens sieben Keller im Jahr baut, für den lohnt sich die Anschaffung einer Spritzmaschine auf alle Fälle. Außerdem amortisieren sich die Investitionskosten sehr schnell durch die Einsparung bei den Personalkosten.“

Autor

Rico Ramin ist Produktmanager Bauwerksabdichtung und -instandsetzung bei der Schomburg GmbH & Co. KG in Detmold.

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