Gewerkeübergreifender Brand- und Schallschutz in den Serviced Apartments des Bremer Hotels ÜberFluss
Die Serviced Apartments des Bremer Hotels ÜberFluss befinden sich in einem historischen Gebäude. Für den Innenausbau setzte die Rosenbrock & Demmler Akustik- und Trockenbau GmbH auf Trockenbaulösungen, die sowohl optisch als auch unter Brand- und Schallschutzgesichtspunkten überzeugen.
Sein Zuhause findet das Apartmenthotel ÜberFluss in einem 1911/1912 errichteten, ehemals als Geschäfts- und Kaufhaus genutzten Gebäude. Zuletzt waren dort verschiedene Einrichtungen der Freien Hansestadt Bremen untergebracht. Nach dem Erwerb durch einen ortsansässigen Immobilienentwickler wurde der repräsentative, sechsgeschossige Gebäudekomplex zunächst vollständig entkernt. Für das Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss wurde anschließend die Ursprungsfunktion des Gebäudes aufgegriffen und die Räumlichkeiten für ein Modekaufhaus ausgebaut. Alle darüber liegenden Geschosse mit einer Mietfläche von mehr als 2000 m2 sollten dem Hotel ÜberFluss als hochwertig ausgebaute Wohnflächen dienen.
Die besondere Herausforderung bei diesem Projekt bestand für alle Beteiligten vor allem darin, höchste Funktionalität mit bestmöglichem Schallschutz und anspruchsvollen Brandschutzvorgaben gewerkeübergreifend sicherzustellen – und dies unter den bauspezifischen Gegebenheiten eines historischen Baukörpers mit entsprechenden Auflagen des Denkmalschutzes.
„Uns war recht schnell klar, dass wir in diesem Objekt mit ,Systemen von der Stange‘ nicht weit kommen würden“, erläutert Simon Rosenbrock, Geschäftsführer der Rosenbrock & Demmler Akustik- und Trockenbau GmbH aus Tarmstedt. „Zwar existierte eine funktionelle Ausschreibung, die zum Beispiel die zu leistenden Werte der Trennwände formulierte. Jedoch wurde bald deutlich, dass aufgrund der Besonderheiten dieses Bestandsgebäudes, wie etwa sein gekrümmter Fassadenverlauf, viele Detail- und Sonderlösungen erarbeitet werden mussten. Entsprechend frühzeitig haben wir Kontakt mit unseren technischen Ansprechpartnern bei Rigips aufgenommen, um gemeinsam mit ihnen und den Bauherrenvertretern sowie den Planern und beteiligten Brandschutzsachverständigen das weitere Vorgehen zu erarbeiten.“
Zeitgemäßer Schallschutz in historischer Bausubstanz
Wie in jedem regulären Hotelbetrieb stellt ein zeitgemäßer Schallschutz auch in einer Apartmentanlage eine der zentralen Anforderungen an die Planung und Umsetzung dar. Das Ziel für die komplett in Trockenbauweise errichteten Trennwände zwischen den Wohneinheiten sowie zur Flurseite war ein resultierendes Schalldämmmaß von R’w,res 53 dB.
„In das Ständerwerk aus CW/UW 100 Profilen haben wir zunächst eine 80 mm dicke Lage ,Isover Akustic TP‘ Mineralwolle eingelegt. Als erste Beplankungslage folgte dann beidseitig die Montage von ,Habito‘ Platten. Diese massive Trockenbauplatte sorgt nicht nur für einen erhöhten Schallschutz, sondern leistet durch ihre Robustheit und hohe Lastabtragung auch beim weiteren Innenausbau wertvolle Dienste. So können an ihr Hängeschränke, Spiegel oder andere Einrichtungsgegenstände einfach angeschraubt werden. Dadurch entfiel die vorzeitige Planung von verstärkenden Traversen oder ähnlichem“, erläutert Simon Rosenbrock.
Als zweite Beplankungslage wurde beidseitig die spezielle Ausbauplatte „Rigips 4PRO“ verwendet. Die vierseitig abgeflachten Kanten der Platte nehmen den Glasfaserbewehrungsstreifen auf, ohne dass es zu einem übermäßigen Spachtelauftrag kommt. Dadurch entstehen besonders risssichere und absolut planebene Oberflächen, die von Simon Rosenbrock und seinem Team in Q4 ausgeführt wurden. „Durch den gewählten Wandaufbau haben wir auf der einen Seite extrem robuste und schalldämmende, auf der anderen Seite optisch äußerst hochwertige Trennwände, die kein Streiflicht fürchten müssen, erstellen können“, so Rosenbrock weiter.
Innovative Wandanschlüsse
Eine besondere Problemstellung ergab sich an den oberen und unteren Wandanschlüssen. Da alle Decken aus Brandschutz- sowie Statikgründen mit einem extrem grobporigen Brandschutzputz versehen werden sollten und zudem von unten nicht in die vorhandene Stahlbetonrippendecke gedübelt werden durften, wäre ein fachgerechter Anschluss der Schallschutzwände nicht möglich gewesen. Zudem sollten alle Wände mit einem gleitenden Anschluss zur späteren Montagedecke ausgeführt werden.
Alle Decken wurden aus Brandschutz- sowie Statikgründen mit einem extrem grobporigen Brandschutzputz versehen
Foto: Saint-Gobain Rigips
Auch im Bereich der unteren Anschlüsse stellte der historische Gebäudebestand das Ausbauteam vor eine zusätzliche Herausforderung. Die Deckenoberseiten wiesen durch den im Zuge der Entkernung abgetragenen alten Estrich eine deutlich sichtbare „Wellenform“ auf. Entsprechend mussten nahezu alle späteren Wandverläufe zunächst mit Mörtel egalisiert werden, um dann Rigips U-Profile zusammen mit der Rigips Anschlussdichtung aus Filz ohne Spiel befestigen zu können.
Brandschutz erforderte weitere Sonderlösungen
Das Brandschutzkonzept sah für alle Trockenbauwände eine F30-Qualität vor, die mit dem gewählten Rigips-System und den beschriebenen Anschlussmodifikationen zuverlässig ausgeführt werden konnte. An den jeweiligen Flur-Enden zu den Treppenhäusern sollte zudem eine Brandwand errichtet werden. In Abstimmung mit Rigips hat ein Schlosser hierfür zunächst eine massive MSH-Profil-Konstruktion erstellt, die anschließend von Simon Rosenbrock und seinem Team beidseitig in Anlehnung an das „Rigips System BW13GR“ mit je einer Lage Stahlblechtafel (0,5 mm) und zwei Lagen „Glasroc F 15“ beplankt wurde. Im Dachgeschoss war kein Anschluss der Brandwand an Massivbauteile möglich, weshalb dort in Abstimmung mit dem Brandschutzsachverständigen eine individuelle Lösung in Form einer beidseitigen Bekleidung aus drei Lagen „Glasroc F 15“ und einer Stahlblechtafel ausgeführt wurde.
Alle Bäder werden mit einem Wandheizsystem „auf Temperatur gebracht“, das einer Beplankung mit „Climafit“ Platten erhielt
Foto: Saint-Gobain Rigips
„Spontaner“ Dachgeschossausbau
Erst im Laufe der umfangreichen Bauarbeiten entschied sich der Eigentümer, auch das Dachgeschoss auszubauen
Foto: Saint-Gobain Rigips
Fazit
Mit Sonderlösungen und der fachkundigen Ausführung zahlreicher Details konnte ein historisches Gebäude, das zum festen Bestandteil des Bremer Stadtbildes gehört, einer neuen Nutzung zugeführt werden. Den Bewohnern bieten die neuen Apartments eine harmonische und behagliche Atmosphäre, die für einen unvergesslichen Aufenthalt sorgt.
Autor
Axel Burmeister ist Gebietsleiter bei der Firma Saint-Gobain Rigips in Düsseldorf.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr Müller & Bremermann, Bremen, mueller-bremermann.de
Planung Schulze Pampus Architekten BDA, Bremen, www.schulze-pampus.de
Ausbauarbeiten Rosenbrock & Demmler Akustik- und Trockenbau, Tarmstedt, www.rud-trockenbau.de
Trockenbauprodukte Saint-Gobain Rigips,
Düsseldorf, www.rigips.de