Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Silos und Speicher entstanden vor allem am Rand der Häfen großer Städte. Sie dienten der Aufbewahrung von Schüttgut, Sackware und Stückgut. In Hamburg baute man beispielsweise nach dem Abriss der auf den Brookinseln vorhandenen Wohnhäuser Ende des 19. Jahrhunderts sogar ein eigenes Lagerhausviertel: die Speicherstadt. Aber auch andernorts entstanden im Zuge der Industrialisierung neue Großspeicher, welche die kleinen städtischen Getreidespeicher, die Fruchtkästen und Zehntscheuern zur Nahrungsversorgung der stetig wachsenden Bevölkerung nach und nach ablösten. Mit dem Wandel der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft und schließlich zur Wissensgesellschaft unserer Tage verloren auch diese Industriebauten ihre ursprüngliche Funktion. Aufgrund ihrer technikgeschichtlichen Bedeutung häufig denkmalgeschützt, stellt sich die Frage, was aus ihnen werden soll. Problematisch ist bei einer neuen Nutzung nicht selten die natürliche Belichtung, da insbesondere Silos meist überhaupt keine Fenster besitzen. Daher müssen bei einer neuen Nutzung häufig neue Öffnungen in die Fassade gebrochen werden – und das alles in Abstimmung mit der Denkmalpflege. Vor zwei Jahren gelang dies nach Plänen des Baseler Architekturbüros Herzog & de Meuron mit den Stahlsilos der Küppersmühle in Duisburg. Die Architekten erweiterten den einstigen Industriekomplex um einen imposanten Ziegelanbau. Außerdem stellten sie durch die alten Stahlsilos hindurch über Brücken eine innere Verbindung zwischen dem Alt- und dem Neubau her. Im Gebäudeensemble ist heute das Museum Küppersmühle für zeitgenössische Kunst untergebracht.

Auch in den zehn einst aus Beton gegossenen Getreidesilos der Plange Mühle im Düsseldorfer Rheinhafen befinden sich seit dem vergangenen Jahr Arztpraxen und Büros. Nach Plänen des Düsseldorfer Architekturbüros ingenhoven associates schnitten die Handwerker mit einer Metallsäge in die nur 20 cm dicken Wände der Betonsilos Fensteröffnungen und entfernten einen Teil der mittigen Silowände für die neue Nutzung. Welche Herausforderungen es für die Architekten, Tragwerksplaner und Handwerker bei dieser Umnutzung noch zu meistern galt, erfahren Sie ab Seite 12 in dieser Ausgabe der bauhandwerk.

 

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen

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