Messe denkmal meldet sich mit aktuellen Themen erfolgreich zurück
Endlich! Nach vier Jahren coronabedingter Pause fand die Messe denkmal 2022 vom 24. bis 26. November in Leipzig statt. 473 Aussteller aus 17 Ländern präsentierten ihre Produkte und Dienstleistungen. Der Besucherstrom war insbesondere am Freitag groß. Die Messe-Organisatoren zählten 12.800 Besucher insgesamt, die durch die Halle 2 flanierten. Der Bauverlag gehörte wieder zu den Medienpartnern. Die bauhandwerk-Redaktion moderierte das „Kulturerbe Forum“.
Die Besucher informierten sich über Fenster, Fliesen, Farben, ökologisches Dämmen mit Lehm und Hanf sowie über Beschläge, Stoffe, Fußbödenbeläge und mehr. Wir stellen einige Firmen vor. Farbenhersteller Keim aus Diedorf brachte seinen Klassiker „Purkristalat“ mit, der seit 20 Jahren bei der Erhaltung von Fassaden eingesetzt wird. Die reine Silikatfarbe verbindet sich mit dem mineralischen Untergrund und ist stabil gegen Umwelteinflüsse. Neu im Portfolio ist die titandioxidfreie Sol-Silikat Innenfarbe „Tisenza“. Am Stand wurde sie auf eine Staffelei aufgetragen und zeigte ihre gute Deckkraft.
Keim-Produkte im cradle-to-cradle-Kreislauf
Josef Paintmayer zeigte bei Keim das Marmorieren
Foto: Michaela Podschun
Wie Marketing-Leiterin Kerstin Möller berichtete, stehen bei Keim auch die Service-Leistungen im Mittelpunkt: „Wir bieten beispielsweise Untergrund-und Putz-Prüfungen an. Auch der Nachhaltigkeits-Gedanke wird groß geschrieben. So haben wir bislang 65 Produkte im cradle-to-cradle-Kreislauf.“
Einen großen, nicht zu übersehenen Stand, hatte Remmers (Löningen). Der Baustofftechnik-Anbieter gehört zu den denkmal-Ausstellern der ersten Stunde. Zum großen Angebot gehörte beispielsweise die Reinigungspaste „Clean Galena“ für Natursteinfassaden.
Mörtelrezepturen für Steinrestaurierung
Für die Steinrestaurierung hatte das Unternehmen Minéros aus Hemau verschiedene Mörtel-Rezepturen mitgebracht. „Kunden schicken uns Muster und wir können dann schauen, welcher Trockenmörtel passt. Er wird in Säcken angeliefert und auf der Baustelle mit Wasser angerührt“, sagte Geschäftsführer Ralf Beierle.
Sehr guten Zuspruch erhielt das Leipziger Unternehmen Edenlogic. Kaum ein Besucher, der nicht einmal Hanf selbst fühlen wollte und die runden Proben in die Hand nahm. Die Fähigkeit Wasser zu binden, macht Hanf als Dämmstoff interessant. Robust, zugstabil, schallhemmend und schadstofffrei sind die Vliese.
Hanf als kompostierbare Dämmung
Hanf ist als kompostierbare Dämmung interessant
Foto: Michaela Podschun
Zudem völlig uninteressant für Mäuse und Insekten. „Nach dem Gebrauch bleiben unsere Produkte ein Wertstoff – durch einfache Kompostierung. So muss sich kein Häuslebauer mehr Sorgen um die spätere Entsorgung und hohe Entsorgungskosten machen. Dämmstoffe aus Hanffasern haben zum Beispiel eine Lebensdauer von über 80 Jahren und können danach umweltfreundlich zu Kompost werden“, informierte der Hersteller an seinem Stand.
Schimmel stand im Focus der Gummersbacher Sachverständigen SchimmelPeter. Das Herunterdrehen der Temperatur wegen der derzeitigen Energiekrise sieht Sachverständiger Udo Stramm kritisch. Er plädiert für eine moderate Absenkung der Temperatur. Alle Räume, auch selten genutzte, sollten nie ganz auskühlen. Außerdem gilt: „Kippen verboten“. Denn: „Gerade im Winter kühlt der Sturz aus.“
Vermarktung von Denkmalen
Auf die Restaurierung und Vermarktung von Denkmalen hat sich Martina Weißenmayer spezialisiert. Ihr Unternehmen Bauwerk mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße hilft, alte Gebäude wieder mit Leben zu füllen. „Zu uns kommen Interessierte, die gerne in ein Denkmal investieren oder besitzen möchten. Für all jene suchen wir das passende Objekt und übernehmen die komplette Projektierung“, erklärt Martina Weißenmayer. Auch Häusle-Besitzern, die nicht wissen, wie sie ihre denkmalgeschützte Immobilie entwickeln sollen, ist sie gerne behilflich.
Martina Weißenmayer von der Firma BauWerk hilft, Denkmal fit zu machen für die Zukunft
Foto: Michaela Podschun
Etliche Fragen kommen zusammen: In welchem baulichen Zustand befindet sich das Gebäude? Wie hoch sind die Instandsetzungskosten? Welche Nutzung ist möglich und sinnvoll? Welche Sanierungskosten sind zu erwarten? Welchen Verkaufswert hat das Gebäude? Wie ist die Baugeschichte? Welchen Wert hat das Gebäude aus der Sicht der Denkmalschutzbehörden?
„Größtes Problem bei der Sanierung eines Denkmals ist die Kommunikation zwischen Denkmalämtern und Bauherren“, hat die Geschäftsführerin festgestellt. Privatpersonen scheuen sich oft und denken, die Auflagen der Ämter seien unerfüllbar. Da brauche es eine objektive Betrachtung. „Es gibt nichts Nachhaltigeres, als ein Denkmal zu erhalten. Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass eine Sanierung teurer als ein Neubau ist. Von Seiten des Staates gibt es lohnende Steuersparmodelle“, gibt sie zu bedenken.
„Schloss Hohenthurm“ als Resort entwickelt
Kreativität sei bei der Entwicklung von Nutzungskonzepten gefragt. Das Projekt „Schloss Hohenthurm“ in Landsberg (Sachen-Anhalt) zeigt, was möglich ist. Aus der denkmalgeschützten Schlossanlage aus dem 17. und 18. Jahrhundert wird ein Resort, wo Familien, Singles, Paare und Senioren Wohnungen sowie gemeinschaftliche Räume bekommen. Häuser für Familien, Lofts und Suiten sollen barrierefrei entstehen. Zudem werde ein Tagungs- und Veranstaltungshotel entwickelt.
Kulturerbe-Forum mit spannenden Themen
Architekt Harald Kern berichtete über die Entstehung der Betonkugel von Star-Architekt Oscar Niemeyer für das Werksgelände der Kirow-Werke in Leipzig
Foto: Michaela Podschun
Das Kulturerbe-Forum präsentierte drei Tage lang spannende Vorträge und lenkte den Blick auf unbeachtete Themen. Denn Trockenheit wie Hochwasser setzen Bauwerken extrem zu und verlangen nach Konzepten. Ehemalige Industriebauten sinnvoll zu nutzen, dazu gab es etliche ermutigende Beispiele. Architekt Harald Kern zeigte in seinem Vortrag die Entstehung der Betonkugel von Star-Architekt Oscar Niemeyer am Alten Kesselhaus der Leipziger Kirow-Werke.
Im Gespräch mit bauhandwerk-Redakteurin Michaela Podschun diskutierten Fachleute über das Thema „Immaterielles Kulturerbe“. Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Nachwuchssorgen erschweren die Weitergabe von Wissen. So war Rainer Schmitt von der Glashütte Lamberts froh, einen ersten Azubi zu haben. Bernhard Mergel berichtete über die Europäischen Gesellenzünfte und zog die erfreuliche Bilanz, dass der Wille zur Walz nach wie vor bei jungen Menschen präsent sei. Besorgt war Marlen Meißner von der Deutschen UNESCO-Kommission in Bonn. Der Ukraine-Krieg gefährde das Immaterielle Kulturerbe, da viele Menschen derzeit ihren Beruf nicht ausüben können.
Die nächste Auflage findet vom 7. bis 9. November 2024 statt. www.denkmal-leipzig.de
Autorin
Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.