Mit Trockeneis gegen Brandschäden
Um ein Familienhaus, ein Bürogebäude oder eine Lagerhalle nach einem Brand schnell wieder nutzbar zu machen, muss zügig gehandelt werden. Der Einsatz von Chemikalien erweist sich oft als zu teuer. Die Trockeneis-Reinigung ist eine saubere und umweltfreundliche Methode.
Das Trockeneis enthält keine giftigen Substanzen und kann daher bedenkenlos an einer Fassade oder dem Innenraum einer Immobilie eingesetzt werden. Der Wert der Immobilie bleibt dabei vollständig erhalten.
Bei der Reinigung mit Trockeneis wird eine feste Kohlenstoffdioxidverbindung mit Übergeschwindigkeit auf eine Fassade, einen Boden oder eine andere Oberfläche gestrahlt. Durch die in dem Trockeneis enthaltenen Pellets werden die Schmutzpartikel, die sich auf der Oberfläche angesammelt haben, vollständig entfernt. Das Trockeneis hinterlässt hierbei keine Rückstände. Unmittelbar nach dem Auftreffen auf der Oberfläche wandelt es sich in Gas um, das sich in der Atmosphäre auflöst.
Wo eine Trockeneis-Reinigung zum Einsatz kommt
Die Trockeneis-Methode kann vielfältig angewendet werden:
1. An Gebälk und anderen Gegenständen aus Holz
Das in und für eine Immobilie verwendete Holz nimmt den Geruch der Gase an, die sich durch den Brand entwickeln. Diese Gase können ebenso wie andere Brandspuren vollständig mit einer Trockeneis-Reinigung entfernt werden.
2. Auf Böden und Innenwänden
In der Regel können Böden und Innenwände nach einem Brand nur mit einem sehr aufwendigen Verfahren wieder gereinigt werden. So zum Beispiel auch die Beseitigung von Schimmel, der durch Löschwasser entstanden ist. Die Reinigung mit Trockeneis bietet eine umweltfreundliche Alternative.
3. An Fassaden ohne Brandrückstände
Die Entfernung von Ruß und Pilzbefall auf einer Fassade gelingt mit Trockeneis sehr schonend. Es entsteht kein Wasserschaden
Foto: Jörg Ottemeier
Auch bei der Reinigung der Fassade erzielen Handwerker mit der Trockeneis-Reinigung ein gründliches Ergebnis. Das Verfahren gewährleistet eine umweltfreundliche Handhabung, bei der die Gebäudehülle keinen Schaden durch den Einsatz von Chemikalien hinnehmen muss.
4. Auf Inventar und Anlagen
Bei herkömmlichen Verfahren ist es zunächst erforderlich, dass die Geräte und das Mobiliar demontiert werden müssen. Dies entfällt, wenn Trockeneis verwendet wird. Die Trockeneis-Reinigung funktioniert allerdings nur, wenn die Gegenstände durch Ruß oder Brandabgase beschädigt wurden. Wurden diese Gegenstände direkt vom Feuer angegriffen, kann auch diese Methode Brandrückstände nicht beseitigen.
Keine Wasserrückstände und Ausfallzeiten
Es entsteht kein Wasserschaden, der die Wände und Böden der Immobilie zusätzlich belastet. Es muss kein zusätzliches Wasser verwendet werden. Trockeneis-Reinigung bedeutet Reinigung ohne chemische Mittel oder andere Lösungsmittel. Weitere Ausfallzeiten entstehen nicht, da keine Demontage nötig ist. Das Verfahren kann sofort in Gang gebracht werden. Somit müssen Handwerker auch keine weiteren Wartezeiten einkalkulieren. Es entsteht so gut wie kein Strahlgut und somit keine Entsorgungskosten.
Handwerker braucht Trockeneis-Strahlanlage
Für die Trockeneis-Reinigung wird eine Trockeneisstrahlanlage eingesetzt, zum Beispiel von Cold Jet
Foto: Jörg Ottemeier
Um Trockeneis bei der Reinigung anzuwenden, benötigen Handwerker eine Trockeneisstrahlanlage, einen Pelletizer (Eismaschine) oder einen Lieferanten, der die Trockeneis-Pellets herstellt. Des Weiteren werden Kühlboxen für den Transport und die Lagerung des Strahlgutes für ein bis zwei Tage eingeplant. Das Arbeitsgerät für die Trockeneis-Reinigung ist die Trockeneisstrahlanlage, zum Beispiel von Cold Jet. Diese besteht im Kern aus einem isolierten Tank, in den der Handwerker die Trockeneispellets einfüllt. Eine Art Zerkleinerer macht aus den 3 mm großen Pellets sozusagen kleine Eiskristalle und schickt diese bis an die Düse, an der noch einmal die Feinheit eingestellt werden kann.
Ein erforderlicher großer Kompressor erzeugt einen hohen und mengenmäßig stabilen Druck und bläst die Pellets durch die Schlauchleitung zur Düse. Hier strömt das kleinteilige Trockeneis mit einer Geschwindigkeit von über 150 m pro Sekunde (Mach 2) aus, bevor es kurze Zeit später auf die zu reinigende Oberfläche prallt. Diese Oberfläche wird bei rund -79,5 C versprödet und der Eiskristall sublimiert. Es explodiert mit einer 600-fachen Volumensvergrößerung und „sprengt“ so den Dreck weg, ohne die Oberfläche anzugreifen. Grundsätzlich lassen sich dabei 1- und 2-Schlauch-Systeme unterscheiden.
AutorJörg Ottemeier ist Stuckateurmeister, Restaurator, Fassadenexperte und ö.b.u.v. Sachverständiger der Handwerkskammer Düsseldorf. Sein Unternehmen mit Sitz in Essen hat sich auf die Werterhaltung und Verschönerung von Gebäuden spezialisiert – dies auch im Bereich der Denkmalpflege.