„Neues Schloss“ in Waldthurn mit Putz- und Dämmsystemen von Maxit grunderneuert
Baudenkmäler zu sanieren gleicht oftmals einem Drahtseilakt: Einerseits gilt es, die Substanz bestmöglich zu erhalten, andererseits aktuellen Standards gerecht zu werden. Beim „Neuen Schloss“ der Fürstenfamilie Lobkowitz in Bayern wurden Putz- und Dämmsysteme auf Glas- und Mörtelbasis verwendet.
Schlösser und Burgen üben einen großen Einfluss auf das Selbst- und Geschichtsverständnis einer Region aus. Dies gilt auch für das „Neue Schloss“, das im Jahr 1666 als Sommerresidenz im oberpfälzischen Waldthurn entstand. Beauftragt wurde der Bau seinerzeit von Auguste Sophia von Pfalz-Sulzbach, Ehefrau des böhmischen Fürsten Wenzel von Lobkowitz. Dieser hatte die aus 19 Ortsteilen mit insgesamt 2000 Einwohnern bestehende „Herrschaft“ Waldthurn zehn Jahre zuvor von Kaiser Ferdinand III. erworben.
Auf die Außenwände des „Neuen Schlosses“ in Waldthurn wurde die Spritzdämmung „maxit ecosphere“ aufgebracht, vor dem Finish mit „maxit Solarfarbe“
Foto: Maxit-Gruppe
Laut der örtlichen Heimatforscher begann mit dem Bau des Schlosses für Waldthurn ein „goldenes Zeitalter“. In den nachfolgenden Jahrhunderten hat sich eine bewegte Geschichte in die massiven Mauern eingeschrieben, die auch von zahlreichen Nutzungs- und Eigentümerwechseln zeugt. So verkaufte Fürst Franz Josef Maximilian von Lobkowitz die Herrschaft im Jahr 1807 an das Königreich Bayern.
Reliefartige Löwenkopffragmente
Im Verlauf erlebte das Schloss verschiedene Nutzungsarten, unter anderem als Postexpeditionsdienst. Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1865 wurde der vormals dreigeschossige Bau in vereinfachter Form wiedererrichtet. Zwischen den Jahren 1928 und 1964 diente er als Schwesternheim und Kindergarten.
Heute besteht das Schloss aus einer zweigeschossigen Dreiflügelanlage, deren Hauptflügel ein Walmdach und in der Mitte ein Rundbogentor besitzt. Dabei bildet die Hofmauer mit eingelassenem Rundbogentor im Westen den Abschluss des Ehrenhofs. Im Jahr 1977 realisierte der Neustädter Künstler Max Fischer vor dem Gebäude zudem den so genannten „Lobkowitzbrunnen“ nach einem Entwurf des Dombaumeisters Richard Triebe. Reliefartige Löwenkopffragmente erinnern hier an das fürstliche Wappen der Familie Lobkowitz. Genutzt wurde das Gebäude zuletzt von Kirche und Gemeinde als Pfarrheim und Trauzimmer.
Das stark zerklüftete Mauerwerk erhielt außen zunächst aufgrund von Altputzresten eine Haftbrücke aus „maxit eco 70“, die als Grundlage für die eigentlichen Putzarbeiten diente
Foto: Maxit-Gruppe
Um das Schloss wieder instand zu setzen, musste es zunächst vollständig entkernt werden. Dabei stellte die schlechte Bausubstanz eine große Herausforderung dar. Noch vor der Fassadensanierung waren Arbeiten am Dach und am massiv geschädigten Mauerwerk notwendig: An diesem kamen zunächst Tonnen von Rissinjektionsmörtel zum Einsatz. Um die Betriebskosten zu reduzieren und Schimmelbildung am nicht gedämmten Mischmauerwerk zu vermeiden, sollte die Fassade zudem mit einem Wärmeschutz ausgestattet werden.
Das Fassadenbild galt es jedoch zu erhalten – ein auf den ersten Blick schwer zu meisternder Spagat. Nachdem technische und wirtschaftliche Berechnungen durchgeführt und sogar Musterflächen erstellt wurden, fiel die Wahl letztlich auf das spritzbare Dämmsystem „maxit ecosphere“. Schon mit einer Mindestdicke von 3 bis 4 cm konnte „maxit eco 72“ den Wärmeverlust über die Außenwand um die Hälfte reduzieren.
Schwindarmer Putz überbrückt Risse
Das stark zerklüftete Mauerwerk erhielt zunächst aufgrund von Altputzresten eine Haftbrücke aus „maxit eco 70“, die als Grundlage für die eigentlichen Putzarbeiten diente. Benötigt wurde im Anschluss ein schwindarmer Putz, der stark wechselnde Putzbrücken rissfrei überbrücken kann. Hier kam die „Ecosphere-Version eco 72“ aus dem Silo zum Einsatz, die innerhalb eines Tages in den geforderten Schichtdicken von 3 bis 6 cm auf die Außenwände aufgebracht wurde.
Mit dieser Methode ließ sich die gesamte Fläche von rund 800 m2 in weniger als zwei Wochen versehen. Dabei galt es auf Putzprofile zu verzichten, um das historische Erscheinungsbild nicht zu verändern. Ecken sowie Tür- und Fensterlaibungen wurden jedoch mit Holzlatten verkleidet, um diese später nachzuverputzen. Die Putzflächen weisen bewusst leichte Unebenheiten auf, so dass der historische Charme und individuelle Charakter des Gebäudes erhalten bleiben.
Leicht zu verarbeiten: Die Spritzdämmung „ecosphere“ enthält mikroskopisch kleine Vakuum-Hohlglaskugeln, die als Leichtzuschlagstoff für hohe Wärmedämmung sorgen
Foto: Maxit-Gruppe
Das vor Ort eingesetzte Dämmsystem „maxit ecosphere“ hat im Jahr 2019 eine neue Baustofftechnologie in Europa begründet, die Glas und Mörtel zusammenführt. Dabei sorgen mikroskopisch kleine Vakuum-Hohlglaskugeln als Leichtzuschlagstoff für hohen Wärmeschutz. So liegt der Wärmeleitwert der Trockenmasse bei lediglich 0,04 W/mK, was energetische Ziele beim Sanieren unterstützt. Zugleich wird das Gewicht reduziert und eine hohe Langzeitstabilität erreicht. Die Konsistenz der mineralischen Spritzdämmung bei der Verarbeitung ist dabei vergleichbar mit Rasierschaum.
Wegweisend ist aber vor allem die Möglichkeit, die Dämmung direkt aus dem Silo schnell und fugenlos auf Oberflächen aufzubringen. Aufgrund ihrer Eigenschaften und Verarbeitungsweise wurde die Dämmlösung „ecosphere“ im Jahr 2020 für den Deutschen Zukunftspreis nominiert und gewann 2021 auch den „Architects’ Darling Award“.
Edelputz aufgebracht
Bei der Schlosssanierung in Waldthurn erhielt „ecosphere“ nach der Grundierung noch eine obligatorische Gewebespachtelung. Auf diese wurde anschließend der mineralische Edelputz „maxit ip artista“ in altdeutscher gescheibter Weise aufgebracht. Als diffusionsoffener, spannungsarmer Oberputz lässt dieser eine individuelle Fassadengestaltung zu.
Das Finish bildet die tuchmatt trocknende „maxit Solarfarbe“, die auf Silikonharz mit mineralischer Grundstruktur basiert und ebenfalls einen hohen Anteil an mikrofeinen Hohlglaskugeln enthält. Dieser erzeugt einen Isoliereffekt, der die Wärmedurchleitung verlangsamt und eine gleichmäßige Temperatur- und Feuchtigkeitsverteilung auf der Fassade bewirkt. So bleibt die gesamte Fläche länger trocken und ist vor Algen- und Pilzbefall geschützt.
Kalkputz mit Zugabe von Trass
Die Innensanierung war nicht weniger herausfordernd – im Gegenteil: Auf die Verwendung moderner Bauprodukte sollte grundsätzlich verzichtet werden, so dass die notwendigen Putzträger für nicht putzfähige Untergründe aus Schilfrohr bestanden. Auch musste die Auflage der Denkmalpflege eingehalten werden, kalkgebundene Putze zu verwenden und Altputz möglichst zu erhalten. Jedoch war das Mauerwerk vor allem im Erdgeschoss aufgrund der fehlenden Abdichtung sehr feucht.
Analysen von Mauerwerksproben durch die Maxit-Gruppe bestätigten jedoch erfreulicherweise nur geringe Mengen an schädlichen Salzen. So entschied die Bauleitung, anstatt eines Sanierputzes einen Kalkputz mit der Zugabe von Trass zu verwenden. Dieser sorgt für eine bessere Feuchtigkeitsbeständigkeit von Kalkmörteln und reduziert deren Neigung „auszublühen“, also weiße oder graue Beläge auf der Putzoberfläche zu bilden. Ein Nachteil von Kalkputzen besteht jedoch in den längeren Standzeiten von ein bis zwei Tagen pro Millimeter Putzdicke. So erwies sich die Bauzeitplanung als enorm anspruchsvoll, denn das zerklüftete Mauerwerk erforderte Putzdicken von 4 bis 6 cm, was längere Trocknungsphasen nach sich zog.
Spannungsarmer Mörtel
Größere Ausbrüche von Mauerstücken konnten innen mit dem Trasskalkmauermörtel „maxit mur 956“ wieder eingesetzt werden. Der Altputz blieb teilweise erhalten
Foto: Maxit-Gruppe
Im ersten Schritt wurde der mürbe Mauermörtel großflächig etwa 2 bis 3 cm tief ausgekratzt und durch den Trasskalkmauermörtel „maxit mur 956“ ersetzt. Auf die Restaurierung von historischem Mauerwerk spezialisiert, wirkt sich der spannungsarme Mörtel auch positiv auf die Statik des Mauerwerks aus. Größere Ausbrüche von Mauerstücken setzten die Handwerker mit seiner Hilfe wieder ein. Die erste Unterputzlage folgte nach Abtrocknen des Trass-Zement-Vorspritzmörtels „maxit ip 393“ mit dem Kalk-Trass-Unterputz „maxit ip 392“ in grober Krönung, um das Schwindmaß gering zu halten.
Der eigentliche Unterputz „ip 390“ als Kalk-Trassputz ließ sich in einer Dicke von 20 mm auftragen. In Räumen mit hohen optischen Ansprüchen oder bei Anschluss an den Bestandsputz wurde der Kalk-Dünnschichtputz „ip 315 purcalc“ dünn aufgezogen und abgefilzt. Einlagig und in wechselnden Dicken kam in den oberen trockenen Räumen überwiegend der umweltgerechte „381 pluscalc“ als Innenputz zum Einsatz. Dieser verknüpft die Eigenschaften des Kalks in der Feuchteaufnahme und -verteilung mit der schwindungsarmen Abbindung eines Hybridbindemittels. Er besteht aus fraktionierten Sanden und einem CO2-reduzierten Spezialbindemittel (Dreistoffsystem), das in Zusammenarbeit mit der Bauhaus Universität Weimar entwickelt und vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurde. Neben seiner Umweltfreundlichkeit punktet dieses Material auch in wirtschaftlicher Hinsicht durch die Fähigkeit, große und unebene Mauerwerksflächen schnell einlagig und risssicher verputzen zu können.
Fazit
Im Frühjahr 2023 wurde die Sanierung abgeschlossen. Kirche und Gemeinde nutzen das schmucke Kleinod für Veranstaltungen und wissen neben dem würdigen Ambiente auch die moderaten Heizkosten wohlwollend zu schätzen.
AutorinDipl.-Ing. Heike Pfaff ist im Produktmanagement Bauwerkssanierung & Denkmalschutz bei der Maxit-Gruppe in Azendorf tätig.