Sanierung und Erweiterung einer ehemaligen Brennerei mit Ytong

Die alte Brennerei in Pentenried schien dem Verfall preisgegeben, bis Andreas Krause und Cornelius Dier das Potential im Bestand erkannten. Nach Umnutzung der Brennerei besteht das Ensemble heute aus vier Teilen: dem originalen Bestand, dem Bindeglied, dem Neubau sowie einem Südanbau.

Die ehemalige Getreide- und Kartoffelbrennerei in Pentenried erfährt durch den Produkt- und Industriedesigner Andreas Krause und seinen Freund und Architekten Cornelius Dier eine Revitalisierung. Nach der Stilllegung 2013 verfielen die Gebäude, doch Andreas Krause erwarb das Ensemble und entwickelte zusammen mit Cornelius Dier ein Sanierungs- und Erweiterungskonzept, das Wohnraum, kreative Arbeits- und öffentliche Veranstaltungsflächen kombiniert. Dabei bleibt die historische Essenz erhalten, wird aber mit neuen Elementen ergänzt. Der Einsatz von „Ytong“- Porenbeton für den Hallenanbau symbolisiert diese Verbindung von Tradition und Moderne.

Brennereigeschichte

Die alte Brennerei in Pentenried wurde mit modernen Elementen kombiniert. Das Ensemble besteht aus vier Teilen: dem originalen Bestand, dem Bindeglied, dem Neubau und einem Südanbau Die alte Brennerei in Pentenried wurde mit modernen Elementen kombiniert. Das Ensemble besteht aus vier Teilen: dem originalen Bestand, dem Bindeglied, dem Neubau und einem Südanbau
Foto: Xella Deutschland / Holger Krull

Die alte Brennerei in Pentenried wurde mit modernen Elementen kombiniert. Das Ensemble besteht aus vier Teilen: dem originalen Bestand, dem Bindeglied, dem Neubau und einem Südanbau
Foto: Xella Deutschland / Holger Krull
Die Geschichte der alten Brennerei in Pentenried, einem Dorf etwa 20 km südwestlich von München, ist eng mit dem Ortsbild verbunden. Ihr charakteristischer 20 m hoher Schornstein prägte über Jahre den Ortseingang. Ursprünglich vermutlich eine Ziegelei wurde die Brennerei erstmals 1901 erwähnt. Sie produzierte Agraralkohol aus Getreide und Kartoffeln, bis sie 2013 ihre Funktion verlor und zunehmend verfiel. Andreas Krause, auf das Projekt aufmerksam geworden, erzählt: „Ich wohne nicht weit entfernt und suchte lange nach einem Objekt zum Renovieren. Das Gebäude stand leer, war etwas ­Besonderes.“

Über den Zustand der Brennerei sagt er: „Das Haus war eine Ruine. Gutachter hielten es für unrettbar. Es drohte der Abriss, kein Fenstersturz war intakt, Keller feucht, Dachboden morsch, und Teile stürzten sogar ein.“ Als kreativer Kopf bemerkte Krause trotzdem das Potenzial: „Die Sonnenausrichtung, der Ausblick, die Lage – alles passte perfekt. Ich sah eine ideale Mischung aus Gewerbe und Wohnen.“ Cornelius Dier ergänzt: „Wir waren die Einzigen, die das Gebäude erhalten wollten. Es wird ‚Tor zu Pentenried‘ genannt. Die Gemeinde erkannte unseren Einsatz und unterstützte uns.“ Nach vierjährigen Verhandlungen begannen Krause und Dier 2020 mit der Sanierung, die im Laufe dieses Jahres abgeschlossen sein soll.

Original, Bindeglied und Neubau

Die Räume des ehemaligen Kartoffelkellers wurden durch Porenbetonwände neu aufgeteilt Die Räume des ehemaligen Kartoffelkellers wurden durch Porenbetonwände neu aufgeteilt
Foto: Xella Deutschland / Holger Krull

Die Räume des ehemaligen Kartoffelkellers wurden durch Porenbetonwände neu aufgeteilt
Foto: Xella Deutschland / Holger Krull
Die Vision von Andreas Krause und Cornelius Dier für die Sanierung und Erweiterung der Brennerei fußt darauf, alten und neuen Charme harmonisch zu verbinden. Dabei legen beide großen Wert darauf, die historische Essenz des Gebäudes zu bewahren, während moderne Elemente integriert werden. Das Ensemble besteht nun aus vier Teilen: dem originalen Bestand, dem Bindeglied, dem Neubau sowie einem Südanbau. Beim Bestand wurde das marode Dach entfernt und neu aufgestockt, der gesamte Bau statisch verstärkt und der Putz entfernt, um die alten Ziegel wieder sichtbar zu machen. Das Bindeglied verknüpft die ursprüngliche Brennerei mit einer neuen Industriehalle. Diese dient ausschließlich gewerblichen Zwecken.

Das gesamte Konzept zeigt eine stufenweise Überleitung vom Bestand zum Neubau, wobei der Bestand weiterhin in der Architektur dominiert. Das Bindeglied schafft einen fließenden Übergang zwischen dem traditionellen Satteldach und dem modernen Flachdach des Hallenneubaus.

Ein so genanntes „Multi-Konzept“ steht im Zentrum der Nutzungsidee: Im Dachgeschoss der alten Brennerei entsteht Wohnraum für Andreas Krause und seine Familie, während im Erd- und Kellergeschoss kreative Arbeitsflächen für Gewerbetreibende und Veranstaltungsräume für die Öffentlichkeit vorgesehen sind. Die Halle ist laut Bebauungsplan für gewerbliche Zwecke reserviert, wobei Krause betont: „Das Hauptaugenmerk liegt auf Gewerbe, das keinen Lärm verursacht. Mein eigenes Unternehmen ist ebenfalls dort ansässig.“

Von alten Ziegeln bis zu monolithischem „Ytong“

Andreas Krause hat viel Eigenarbeit in das Projekt investiert. Gemeinsam mit Freunden und Helfern entkernte er den Altbau, entfernte alte Tanks und legte bei allen Gewerken selbst Hand an. Im Bestandsgebäude stehen die Ziegel im Mittelpunkt. Unzählige Steine wurden abgetragen, gereinigt und wiederverwendet, sodass sämtliche sichtbaren Ziegel im Bestand original sind. Insgesamt wurden etwa 5000 dieser speziellen Ziegelsteine verwendet, die aufgrund ihres seltenen Klosterformats nicht anderswo erhältlich waren. Für den Dachstuhl griff Krause auf Holz aus dem eigenen Familienwald beim Chiemsee zurück und schlug es eigenhändig.

Auch im Inneren des Hauses sind die Übergänge zwischen alter Bausubstanz und Neubau elegant gelöst Auch im Inneren des Hauses sind die Übergänge zwischen alter Bausubstanz und Neubau elegant gelöst
Foto: Xella Deutschland / Holger Krull

Auch im Inneren des Hauses sind die Übergänge zwischen alter Bausubstanz und Neubau elegant gelöst
Foto: Xella Deutschland / Holger Krull
Ein zentrales Anliegen war die Verwendung massiver Baustoffe zur Dämmung, um zusätzliche Dämmmaterialien zu vermeiden. Die meterdicken Mauern des Altbaus benötigen keine zusätzliche Dämmung. Für den Hallenneubau fiel die Wahl auf „Ytong“ Porenbeton. Der monolithische Baustoff erfüllt die Anforderungen an Schallschutz, Brandschutz, energetischen Wärmeschutz und Statik. Trotz seines geringen Gewichts verfügt „Ytong“ über eine hohe Druckfestigkeit und Tragfähigkeit. Die homogene Struktur und die Möglichkeit, eine einzige „Ytong“-Steinvariante für alle Anforderungen zu verwenden, waren entscheidende Faktoren bei der Wahl des Materials. Die Fassaden aller Gebäudeteile wurden außen verputzt, während die „Ytong“-Steine im Inneren der Halle im rohen Zustand belassen wurden. Dadurch wirkt das Ensemble von außen homogen, während innen die strukturellen Unterschiede zwischen alt und neu sichtbar bleiben.

Die Fenstergestaltung mit Rundbogenfenstern im Altbau und rechteckigen Formaten im Neubau hilft dabei, die Gebäudeteile außen voneinander zu unterscheiden, während das Gesamterscheinungsbild im Einklang bleibt. Die Struktur des Altbaus wird durch einen vorgemauerten Sockel betont, der zur Stabilisierung beiträgt. Ein markantes Merkmal des Neubaus ist die Integration des ursprünglich freistehenden 20 m hohen Schlots der Brennerei, der nun Teil des Gebäudes ist und als Landmarke fungiert. Die Entscheidung für die Materialien ist bewusst auf das Wesentliche reduziert: alte Ziegel, Holz, etwas Beton, Stahl und „Ytong“. Cornelius Dier betont: „Von Anfang an war für uns klar, dass wir monolithisch bauen wollten. Unsere Entscheidung für ,Ytong‘ wurde sowohl aus praktischen als auch wirtschaftlichen Gründen getroffen. Die Beratung seitens ,Ytong‘ war dabei überaus hilfreich.“

Eine Sanierung mit großer Leidenschaft

Andreas Krauses Engagement für die Brennerei in Pentenried geht weit über ein gewöhnliches Sanierungsprojekt hinaus. Die Renovierung dieser historischen Stätte ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel für die Neuerfindung eines alten Gebäudes, sondern auch für die visionäre Entschlossenheit eines Einzelnen, der in den verfallenen Mauern die Möglichkeit für Neues und Aufregendes erkannte. Andreas Krause selbst beschreibt sein Engagement: „Es erforderte extrem viel Eigeninitiative meinerseits. Ich war jeden Tag auf der Baustelle, betreute alle Gewerke selbst und war handwerklich sehr aktiv – vom Schweißen über Holzarbeiten bis hin zum Armieren und Schalungsbau, sogar das Einziehen von Stahlträgern. Ich habe eigentlich fast alles gemacht. Ich helfe dort aus, wo Not am Mann ist.“ Cornelius Dier ergänzt: „Ein weiteres Merkmal während dieser Phase war die Improvisation. Das war definitiv kein Musterbau. Wir haben Hilfskonstruktionen erstellt, um überhaupt an bestimmte Bereiche zu gelangen. Das erforderte viel Kreativität und auch ein gewisses Risiko. Aber ich denke, wenn wir einmal zurückblicken, werden wir stolz sein und uns freuen.“

Die Räume des ehemaligen Kartoffelkellers wurden durch Porenbetonwände neu aufgeteilt Die Renovierung der Brennerei ist ein lebendiges Zeugnis dafür, wie Vergangenheit und Zukunft in einer ausgewogenen Symbiose miteinander existieren können
Foto: Xella Deutschland / Holger Krull

Die Renovierung der Brennerei ist ein lebendiges Zeugnis dafür, wie Vergangenheit und Zukunft in einer ausgewogenen Symbiose miteinander existieren können
Foto: Xella Deutschland / Holger Krull
Die Renovierung der Brennerei in Pentenried ist ein lebendiges Zeugnis dafür, wie Vergangenheit und Zukunft in einer ausgewogenen Symbiose miteinander existieren können. Sie steht exemplarisch für ein verändertes Denken im Bauen, alte Gebäude nicht abzureißen, sondern durch kluge Planung und nachhaltige Materialien wiederzubeleben. Andreas Krauses Engagement trägt nicht nur zur Verwirklichung eines persönlichen Wohn- und Arbeitsprojekts bei, sondern auch zur Erhaltung des kulturellen Erbes von Pentenried.

Autorin

Alexandra Busch ist freie Architektur- und Baufachjournalistin. Sie lebt und arbeitet in Darmstadt.

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