Vergoldung auf Holz im Außenbereich am Beispiel der Thai-Sala in München

Im Innenbereich stellt die Vergoldung mit Blattgold in der Regel keine besondere Herausforderung dar – ob Poliment-, Öl- oder Mordentvergoldung. Anders sieht es im Außenbereich bei Wind und Wetter aus, wie bei der Vergoldung der Säulensockel der Thai-Sala in München.

Die Thai-Sala im Münchner Westpark im Ganzen
Foto: Lara Stern

Die Thai-Sala im Münchner Westpark im Ganzen
Foto: Lara Stern
Die Aufträge für Vergoldungsarbeiten im Außen­bereich lassen sich nicht immer auf heiteres Sommerwetter, bei 20 oder 22 Grad Celsius, ohne Regen und Wind, verlegen. Auch noch so gute Wettervor­hersagen lassen an der Baustelle nicht erahnen, wie die genaue Windstärke oder ein schneller Wetterwechsel der gut vorbereiteten aber dringend abzuschließenden Arbeit mit Blattgold große Probleme bereiten kann.

Im vergangenen Herbst konnten sich die Auszubil­denden der Vergolder- und Kirchenmalerklasse im zweiten Ausbildungsjahr an der Städtischen Berufsschule für Farbe und Gestaltung selbst einen Eindruck verschaffen, welche Schwierigkeiten mit ­Vergoldungen im Außenbereich auftreten und welche Lösungen dennoch ergriffen werden können.

Die Aufgabe bestand in der Vergoldung von zwölf Säulen­basen an der so genannten Thai-Sala im Münchner Westpark. Dieser kleine buddhistische Tempel steht dort seit 1983 und ist ungeschützt den Jahreszeiten und dem Wetter ausgesetzt. Im Laufe dieser Zeit ging die einstige Vergoldung der Säulenbasen verloren, die Farbschicht begann zu kreiden und konnte das darunterliegende Holz nicht mehr schützen. Eine Neuvergoldung vor Ort erwies sich als einzige Lösung.

Das Problem

Säulensockel vor der Reinigung Säulensockel vor der Reinigung
Foto: Jacob Thalmayr

Säulensockel vor der Reinigung
Foto: Jacob Thalmayr
Holz passt sich im Vergleich zu Metall oder Putz durch seine hygroskopischen Eigenschaften der umgebenden Luftfeuchtigkeit an. Das heißt, nach einem verregneten Sommer kann die Holzfeuchte so hoch sein, dass eine Beschichtung im Außenbereich nicht mehr möglich ist. Nicht umsonst geben die Hersteller von Beschichtungsstoffen für Holz konkrete Holzfeuchtewerte an, die nicht überschritten werden sollten, um eine ­beständige Beschichtung gewährleisten zu können.

Und selbst wenn die Holzfeuchtewerte passen, muss ein mehrschichtiger Lackaufbau als Vorbereitung für eine Vergoldung durchgeführt werden. Auch hier gibt es klare Vorschriften der Lackhersteller wie viele Grundierungs-, Zwischen-  und Schlussbeschichtungen zu einem dauerhaften Ergebnis führen. Jede Farbschicht sollte ausreichend trocknen können und möglichst in diesem Prozess keiner Bewitterung ausgesetzt sein.

Folgt man den einschlägigen Fachbüchern wäre nach einer erfolgreichen Farbbeschichtung für die Vergoldung ein Auftrag mit einem Anlegemittel, wie beispielsweise Mixtion oder einer Dispersionsanlegemilch, der nächste Arbeitsschritt. Diese Anlegemittel benötigen nach dem Auftrag wiederum gewisse Trockenzeiten, um ein optimales Vergoldungsergebnis erzielen zu können.

Die Vergoldung erfolgt selbstverständlich mit Transfergold. Das ist Blattgold, das auf ein dünnes Pergamentpapier gepresst ist und damit auch ohne Vergolderkissen und Anschiesser verarbeitet werden kann und somit auch im Außenbereich einsetzbar ist. Leider ist die Entnahme des Blattgoldes aus dem Heftchen bei starkem Wind dennoch ein Wagnis und die Gefahr, dass das Gold davonfliegt, sehr groß.

Die Idealvoraussetzungen für all die aufgezeigten ­Arbeitsschritte wären also zusammengefasst: ein ­trockener Sommer ohne nennenswerte Niederschläge, im Durchführungszeitraum weder Regen noch Morgentau und Windstille am Tag der Vergoldung auf der Baustelle.

Die Lösung

Der Säulensockel wird mit Transfergold vergoldet
Foto: Lilly Gebhardt

Der Säulensockel wird mit Transfergold vergoldet
Foto: Lilly Gebhardt
Das diese Idealvoraussetzung selten oder eigentlich nicht gegeben sind, erlebten auch die angehenden Vergolderinnen und Kirchenmaler an der Thai-Sala in München und konnten damit ihren ­Erfahrungsreichtum um Einiges für ihre berufliche Zukunft ­erweitern.

Um die Holzfeuchtewerte der Säulenbasen auf einen bearbeitungsfähigen Wert zu bekommen, wurden die Arbeiten nach einem verregneten Frühling auf den Spätsommer beziehungsweise Frühherbst gelegt. Damit konnten die Vorarbeiten – das Reinigen der Oberflächen, das Anschleifen der vorhandenen Lackschicht und das Abkehren der Staubschichten ohne Probleme durchgeführt werden. Stellen in der Oberfläche, an denen bereits die Beschichtung abgeblättert war, wurden mit einer lösemittelhaltigen Grundierung geschlossen.

Der Auftrag der ersten deckenden Farbschicht, einem lösemittelhaltigen Vorlack, erfolgte nach dem Kitten und Schließen der Fehlstellen und Risse mit einem zwei-komponentigen Holzkitt. Als Schlussbeschichtung wurde ein deckender hochglänzender ocker­farbener Alkydharzlack eingesetzt. Diesen trugen die die angehenden Vergolderinnen und Kirchenmaler satt mit dem Pinsel auf die Säulenbasen auf. Der Glanzgrad des verwendeten Lackes ist maßgeblich für den späteren Goldglanz verantwortlich.

Um den sich ständig ändernden Wetterverhältnissen, den ungebetenen Regenschauern oder auch dem Morgentau zu begegnen, wurde auf den Einsatz eines Anlegemittels verzichtet. Der Auftrag einer Mixtion oder einer Anlegemilch hätte noch einmal eine ­Trockenzeit benötigt und die hohe Luftfeuchtigkeit ließ erahnen, dass die verarbeitungsbedingten ­Trockenzeiten nicht eintreten würden, also ­wesentlich längere Trockenzeiten zu erwarten wären. Daher ­wurde direkt in den noch nicht durchgetrockneten Alkydharzlack vergoldet. Da Alkydharzlack oberflächlich nach etwa 12 Stunden angetrocknet ist, kann wie bei einem Mixtionauftrag Blattgold auf die Lackschicht angeschossen werden.

Dazu wird das Transfergold mit der Goldseite auf die Lackschicht aufgepresst und ohne das Pergament­papier zu bewegen fest mit einem Finger angedrückt. Erst dann, wenn sichergestellt ist, dass das gesamte Blattgold auf der Oberfläche festsitzt, kann das ­Pergamentpapier vorsichtig abgezogen werden.

Eine Nachbehandlung ist bei 23 ¾ karätigem Gold weder notwendig noch sinnvoll. Ein Überzugslack würde den entstanden Goldglanz verringern und ­später, wenn der Klarlack zu altern beginnt, unter Umständen sogar verschleiern.

Fazit

Säulensockel fertig vergoldet und poliert Säulensockel fertig vergoldet und poliert
Foto: Lara Stern

Säulensockel fertig vergoldet und poliert
Foto: Lara Stern
Bei den gegebenen Witterungsbedingungen – überraschende Regenschauer, wechselnde Luftfeuchtigkeit, Sturmböen und niedrige Außentemperaturen – ­konnte durch den Verzicht des Anlegemittels bei diesen ­Arbeiten wertvolle Zeit eingespart und unnötige Trockenzeiten vermieden werden. Der Einsatz der lösemittelhaltigen Lacke verspricht für die nächste Zukunft der exponierten Säulenbasen eine beständige und dauerhafte Beschichtung.

Ein Geheimrezept, wie Transfergold bei starkem Wind angeschossen werden kann ohne davonzufliegen oder zu zerfetzen, haben die Auszubildenden leider nicht gefunden. Dafür haben sie mit viel Liebe zum Detail, sehr viel Geduld, Teamarbeit und Einsatzfreude der Thai-Sala ihr ursprüngliches Aussehen zurückgegeben.

Autorin

Margareta Hauser ist Fachlehrkraft an der Städtischen ­Berufsschule für Farbe und Gestaltung in München.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 11/2015

Historische Vergoldungstechniken für Wände und Stuckoberflächen

Die Polimentvergoldung wird vornehmlich auf Holzuntergründen ausgeführt und ziert Bilderrahmen, Möbel, Figuren und allerlei Kunstwerke. Speziell für Wand- und Stuckoberflächen entwickelten sich...

mehr
Ausgabe 7-8/2016

Holzfenster vor Wind und Wetter geschützt

Insbesondere Nadelhölzer sind von Bläuepilzbefall bedroht. Diese rufen zwar keine direkte Zerstörung des Holzes hervor, aber bereiten durch ihr Wachstum den Boden für einen nachfolgenden Befall...

mehr
Ausgabe 05/2021

Langzeitschutz für Holzfassaden gegen Wind und Wetter

Aufgabe des konstruktiven Holzschutzes ist es, Stau­nässe u­nd konstante Feuchtebelastung von der Holz­oberfläche fernzuhalten. Denn Staufeuchte, die vor allem auf  Flächen mit angrenzendem...

mehr
Ausgabe 11/2020

Kunststoff-Oberflächen renovieren

Sollen die Kunststoff-Bauteile im Zuge einer Fassadensanierung gleich mit gestrichen werden, stellen sich zunächst einmal zwei Fragen: Um welchen Kunststoff handelt es sich, und kann dieser...

mehr
Ausgabe 06/2016

Gezupfter Putz mit Farbbeschichtung

Putze verzieren jegliche Art von Baukörpern. Eine farbliche Beschichtung, abgestimmt auf das Putzsystem, veredelt Putzflächen zusätzlich. Grobe, raue Oberflächen im Putz lassen sich leicht...

mehr