Werksbesuch beim Mineralwolledämmstoff-Hersteller Ursa in Delitzsch bei Leipzig
Glaswolle verfügt über sehr gute wärme- und schalldämmende Eigenschaften. Sie ist zudem nicht brennbar und flexibel einsetzbar. Wir waren beim Mineralwolledämmstoff-Hersteller Ursa in Delitzsch zu Gast und haben uns angeschaut, wie die Dämmplatte „Pureone“ hergestellt wird.
Glühend rot schießt der Glasstrahl in die Tiefe, direkt in die Zentrifuge. Die Hitze, die in unmittelbarer Nähe der Glasschmelze im Werk des Dämmstoffherstellers Ursa herrscht, spüren wir hautnah. Im September waren wir in Delitzsch bei Leipzig zu Gast, um uns die Herstellung von Glaswolledämmplatten zeigen zu lassen. Zum Zeitpunkt des Werksbesuchs wurde „Pureone“ produziert – ein Mineralwolleprodukt, das zu 99 Prozent einen recycelten, natürlichen und regionalen Ursprung hat. Ursa feiert inzwischen den 14. Geburtstag von „Pureone“. Erst waren die Dämmplatten weiß. Seit der Produktverbesserung 2017 sind sie karamellfarben.
Ursa hat Wurzeln in Deutschland und Spanien. Gegründet wurde die Firma 1949 als spanisches Unternehmen Poliglas. In Deutschland ging die Dämmstoff Held GmbH 1955 an den Start. Beide fusionierten im Jahr 2002. Seit 2022 gehört Ursa zur Etex-Gruppe. In Delitzsch arbeiten insgesamt 1270 Mitarbeiter in der Produktion und im Kundenservicecenter.
Bindemittel aus nachwachsenden Rohstoffen
Das Ursa-Qualitätsmanagement untersucht permanent die Produkteigenschaften. Geschäftsführer Kay Baugut (r.) und Glaswolle-Qualitätsmanager Lutz Arnhold zeigen die Bestandteile der Dämmmatten
Foto: Michaela Podschun
Die Mineralwolledämmplatten „Pureone“ bestehen zu 99 Prozent aus natürlichen und wiederverwendeten Rohstoffen. Das Bindemittel selbst wird aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Der Altglasanteil liegt bei 80 Prozent. Laut Hersteller handelt es sich um ein Mineralwolleprodukt, das sich vor allem für wohngesunde und nachhaltige Bauten, wie beispielsweise Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, eignet. „Pureone“ ist mit dem Blauen Engel und Indoor Air Comfort in Gold ausgezeichnet. Besonders in Italien ist dieser Dämmstoff gefragt. „Unsere Dämmplatten werden dort bei nachhaltigen Bauprojekten verwendet und haben dafür eine spezielle Zulassung“, sagt Ursa-Geschäftsführer Kay Baugut.
Nicht mehr kratzig sondern elastisch
Mit den eher kratzigen Dämmplatten von vor 30 Jahren hätten die neuen Produkte nichts mehr zu tun. „Die Glasfasern sind flexibel und elastisch. Es kommt auf sehr viele unterschiedliche Details bei der Produktion an, damit wir dieses Ergebnis erzielen“, betont Baugut. Auf den Punkt genau müssten alle Faktoren stimmen. Bei 1200 Grad Celsius wird das Glas in der Glasschmelzwanne geschmolzen und fließt als roter Strahl in die Zentrifuge. Dort wird das Glas durch tausende, sich in der Außenwand der Scheibe befindliche kleine Löcher herausgeschleudert. Dabei wird der Luftstrom so gezielt geführt, dass der heiße Glasstrahl sich nach einem halben Meter auf 45 Grad abkühlt. So entstehen feine Fasern, die mit Bindemitteln benetzt werden. Die hergestellte Wollstruktur härtet im Trocknungsofen aus.
Produktion läuft 365 Tage im Jahr
Die getrockneten Fasern der Glaswolle-Dämmplatten wurden gepresst und laufen über ein Förderband zum Zuschnitt
Foto: Michaela Podschun
Das Endprodukt ist schließlich ein Dämmstoff, der trotz weicher Haptik starke mechanische Eigenschaften besitzt. Das Produkt wird maximal komprimiert geliefert – das reduziert Transport- und Lagervolumen.
Die Produktion läuft bei Ursa 365 Tage im Jahr im 3-Schicht-System. „Lediglich zu Reinigungs- oder Wartungszwecken wird die Herstellung der Dämmstoffmatten gestoppt. Das in dieser Zeit entstandene Glas wird später wieder in die Produktion gegeben. So geht kein Rohstoff verloren“, sagt Werksleiter Mathias Dörheit. Pro Jahr werden in Delitzsch 15 Millionen Quadratmeter Dämmmatten hergestellt. Der fertige Dämmstoff wird in die passende Größe und Form geschnitten – zum Beispiel in Rollen, Matten und Platten. Auch die beim Zuschneiden entstehenden Abschnitte werden wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt.
Trotz des Energiebedarfs für die Glasschmelze amortisiere sich die investierte Energie nach dem Einbau des fertigen Dämmstoffs schnell, sagt Kay Baugut. Und einmal eingebaut reduziere der Dämmstoff die CO2-Emissionen und Energiekosten ein Hausleben lang.
Glaswolle vermeidet Schallbrücken
Glaswolle besitzt laut Kay Baugut daher eine ausgezeichnete Ökobilanz. Der Einspareffekt bei den Heizkosten mache sich nach Einbau der Dämmplatten bereits bei der ersten Winterperiode deutlich bemerkbar. Glaswolle habe eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit, die dabei hilft, die Innenraumtemperatur das ganze Jahr über konstant zu halten. Das Produkt ist darüber hinaus nicht brennbar und wird auch für den Schallschutz verwendet. Ob Platte oder Rolle – „Pureone“ fülle Hohlräume zuverlässig und weise hohe Klemmkraft und dauerhafte Formstabilität auf. So werden auch Schallbrücken vermieden.
Auch für die vorgehängte hinterlüftete, Fassade bietet Ursa Fassadenplatten an. Durch die Befestigung mit Dämmstoffhaltern sind sie vollständig rückbaubar
Foto: Kristian Scheffler
Die Fasern sind biolöslich und gelten sowohl in Deutschland als auch Europa als gesundheitlich unbedenklich. In den 1990er-Jahren war Mineralwolle in die Kritik geraten, da die Fasern damals als krebserregend eingestuft worden waren. Die Industrie brachte aus diesem Grund eine neue Generation von Mineralwolle-Dämmstoffen auf den Markt, die nun nicht mehr als krebserzeugend gelten.
Neben „Pureone“ bietet Ursa ein breites Spektrum von Mineralwolledämmstoffen (auch für die VHF), XPS-Dämmplatten und Einblasdämmung aus Mineralwolle an.
Videos von unserem Werksbesuch bei Ursa gibt es auf unserer Instagram-Seite unter: www.instagram.com/bauhandwerk_magazin
AutorinMichaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
Ursa Deutschland
Ursa konzentriert sich auf die Herstellung von Dämmstoffen für das energieeffiziente Bauen und Sanieren. 1988 übernahm die spanische Uralita-Gruppe Poliglas. In Deutschland stieg Pfleiderer 1991 ein. Beide Unternehmen entwickelten sich parallel – Poliglas in Westeuropa, Pfleiderer in Osteuropa. 2002 übernahm die Uralita-Gruppe die Dämmstoffsparte von Pfleiderer, 2004 wurde Ursa gegründet. Heute gehört Ursa zur weltweit agierenden Etex-Gruppe. Ursa hat europaweit 11 Produktionsstätten und verkauft in mehr als 40 Länder. Das Glaswollewerk in Delitzsch begann 1994 mit der Produktion. Weitere Infos unter ursa.de