Zum kulturellen Erbe Deutschlands gehört auch das der DDR
zum kulturellen Erbe Deutschlands gehört natürlich auch das der ehemaligen DDR. Doch so selbstverständlich ist das gar nicht. Eine Vielzahl von Kunstwerken aus der Zeit der DDR gibt es im öffentlichen Raum schon nicht mehr. Obwohl sie sich meist durch große schöpferische Leistungen auszeichnen, wurden etliche dieser Arbeiten in den vergangenen 30 Jahren zerstört oder überformt. 40 Prozent dieser Kunst ist im öffentlichen Raum bereits verschwunden. Ein alarmierendes Zeichen, das verdeutlicht, wie gefährdet dieses kulturelle Erbe ist. Die geringe Wertschätzung, die den Kunstwerken entgegengebracht wird, liegt wohl auch an der Darstellung ideologischer Inhalte.
Dennoch wünschen sich viele Menschen die Kunst im öffentlichen Raum zurück und möchten sie erhalten und bewahren. Die Wüstenrot Stiftung hat daher das Programm „Baubezogene Kunst in der DDR“ ins Leben gerufen. Dank dieses Programms konnten bereits das Wandbild „Wendepunkt“ von Arno Mohr in Berlin und 2019 ein Flächenkunstwerk von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht am Rathaus in Plauen gerettet werden. Im gleichen Jahr kehrte auch ein zuvor eingelagertes Wandmosaik von Josep Renau an seinen ursprünglichen Ort in Erfurt zurück. Seinerzeit bin ich nach Erfurt gefahren, um bei der Montage des letzten Wandelements des zuvor in der Werkstatt der Bayerischen Hofglasmalerei – Gustav van Treeck in München restaurierten Glasmosaiks dabei zu sein und habe darüber in bauhandwerk 3.2020 berichtet. Ein wenig Déjà-vu war es da schon, als ich Mitte Juli dieses Jahres auf Einladung der Wüstenrot Stiftung nach Halle an der Saale fuhr. Dort sind die Restauratorinnen und Restauratoren damit beschäftigt, ein monumentales Wandbild zu retten, das ebenfalls von Josep Renau stammt. Und auch der Betrieb, der in Halle die Restaurierungsarbeiten durchführt, ist der gleiche wie damals in Erfurt. Nur die Aufgaben sind für das Team um Prof. Dr. Peter van Treeck andere. In Halle ist es ein Wandbild aus Fliesen, das vor Ort restauriert werden muss. Die Restaurierung der „Einheit der Arbeiterklasse und Gründung der DDR“ – so der Titel des Wandbildes – stellen wir ab Seite 38 in dieser Ausgabe der bauhandwerk vor. Mit dieser voraussichtlich rund 1 Million Euro teuren Restaurierung wird ein weiteres Stück deutscher Geschichte gerettet.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht