Bundes-Baustaatssekretär kündigt Geschäftsstelle für Baunormen an

FVHF-Pressegespräch auf der BAU 2025: Neben Moderator Prof. Jan R. Krause diskutierten Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), Jan Peter Hinrichs (BuVEG), Inga Soll (Soll Sasse Architekten), Gunther Adler (ZIA) und Dr. Rolf Bösinger (Bundesbauministerium) über Wege aus der Überregulierung im Bauwesen (v.l.n.r.).
Foto: Dennis Neuschaefer-Rube

FVHF-Pressegespräch auf der BAU 2025: Neben Moderator Prof. Jan R. Krause diskutierten Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), Jan Peter Hinrichs (BuVEG), Inga Soll (Soll Sasse Architekten), Gunther Adler (ZIA) und Dr. Rolf Bösinger (Bundesbauministerium) über Wege aus der Überregulierung im Bauwesen (v.l.n.r.).
Foto: Dennis Neuschaefer-Rube
Wie kann die Wertschöpfungskette Bau bürokratische Hemmnisse abbauen und den Weg für effektivere Planungs- und Bauprozesse ebnen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Pressegesprächs „Wege aus der Überregulierung im Bauwesen" von Bundesstiftung Baukultur und des Fachverbands Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (FVHF) im Rahmen der BAU 2025 in München. Erste Antworten gab Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesbauministerium, bereits in seinem Eingangsstatement. Gemeinsam mit den Bundesländern habe das Bundesbauministerium eine Initiative gestartet mit dem Ziel, eine beim Bund verortete Geschäftsstelle für Baunormen einzurichten.

Diese Geschäftsstelle, so der Plan, soll Baunormen im Sinne einer Kosten-Nutzen-Analyse überprüfen und Vorschläge zur Vereinfachung oder auch Abschaffung von Baunormen unterbreiten. Eine stärkere Koordinierungsfunktion des Bundes kündigte Bösinger auch bei der Typengenehmigung für serielles Bauen an, damit eine einmal in einem Bundesland erteilte Baugenehmigung für ein kostengünstig erstelltes Typenhaus bundesweit digital zur Verfügung steht.

3500 Baunormen hemmen Gestaltungsfreiheit

Zum Verhältnis von Normen und Qualität äußerte sich Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. Baunormen seien ursprünglich geschaffen worden, um Qualität am Bau zu sichern. Mit derzeit mehr als 3500 Baunormen seien sie jedoch zu einem Hemmschuh für die Gestaltungsfreiheit geworden. Er forderte, durch eine drastische Reduzierung der Baunormen wieder mehr Vertrauen in Planende und Bauausführende zu investieren, da diese fachlich kompetent und lösungsorientiert agierten. Hilfreich seien dabei baukulturelle Leitbilder, die Innovationsfreude und Kreativität fördern.

Für ein investitionsfreudiges Klima am Bau warb Gunther Adler, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilienausschusses ZIA. Normen und Gesetze müssten so optimiert werden, dass sie Investierende, Bauherrinnen und Bauherrn zu innovativem, nachhaltigem und wirtschaftlichem Bauen motivierten. Der ZIA fordert seit Jahren eine verbindliche Kosten-Nutzen-Analyse für Baunormen. Wichtig sei auch die Darstellung von Best-Practice-Beispielen, wie sie beispielsweise der FVHF mit dem Deutschen Fassadenpreis für VHF aufzeige.

Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbandes energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG), verwies auf die rechtssichernde Funktion von Normen. Nicht alles, was normativ vermeintlich einfacher sei, schaffe auch Rechtssicherheit für die Planenden, warnte Hinrichs. Eine Ökobilanz beispielsweise sei keine triviale Angelegenheit. Letztlich dürfe eine Vereinfachung von Normen nicht zu einer Verschlechterung des erreichten Standards führen. Gleichwohl werde sich der BuVEG dafür einsetzen, dass die Zahl der Normen nicht weiter zunimmt, sondern auf ein zielführendes Maß reduziert werden kann.

Bausubstanz erhalten

Unter dem Motto „Fassade der Zukunft“ präsentierte der FVHF auf seinem Messestand eine Auswahl von Architekturprojekten des Deutschen Fassadenpreises 2024 für Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF).
Foto: Dennis Neuschaefer-Rube

Unter dem Motto „Fassade der Zukunft“ präsentierte der FVHF auf seinem Messestand eine Auswahl von Architekturprojekten des Deutschen Fassadenpreises 2024 für Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF).
Foto: Dennis Neuschaefer-Rube
Im Sinne des Klimaschutzes rückt der Erhalt der Bausubstanz immer mehr in den Fokus. Doch sind die geltenden Normen beim Bauen im Bestand überhaupt anwendbar, fragte Moderator Prof. Jan R. Krause von der Hochschule Bochum und übergab das Wort an Inga Soll, Partnerin von Soll Sasse Architekten, die von ihren Erfahrungen bei der Sanierung der Stadthalle Göttingen berichtete. Hier sei es nur durch Einzelfallgenehmigungen gelungen, die 60 Jahre alten Fassadenfliesen in eine vorgehängte hinterlüftete Fassadenkonstruktion zu überführen und die Identität des Bauwerks zu erhalten. Dies sei möglich gewesen, weil alle Beteiligten von der guten Idee überzeugt gewesen seien und gemeinsam Verantwortung übernommen hätten.

Perspektiven für die Baukultur

Im Sinne der im Pressegespräch angesprochenen Best Practice präsentierte der FVHF auf seinem Messestand eine Auswahl von Architekturprojekten des Deutschen Fassadenpreises 2024 für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF). Dazu zählten insbesondere die fünf Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Fassadenpreises 2024 für VHF, die in den Kategorien „Das besondere Detail“, „Bauen im Bestand“, „Modulares Bauen“ und „Junge Architekten“ ausgezeichnet wurden. Darüber hinaus präsentierte der FVHF auf der BAU 2025 Projekte, die es aus knapp 100 Einreichungen in die zweite Auswahlrunde geschafft hatten.

Standpartnerin war erneut die Bundesstiftung Baukultur, die sich gemeinsam mit dem FVHF für eine qualitätvolle Gestaltung der gebauten Umwelt einsetzt, um Perspektiven für eine nachhaltige und architektonisch hochwertige Baukultur aufzuzeigen.  (bhw/ela)


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